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Wirtschaft Die Schweiz ist nicht gleich freiwillig

Durchschnittlich jeder Dritte leistet in der Schweiz Freiwilligenarbeit. Innerhalb des Landes zeigen sich jedoch markante Unterschiede – sowohl sprachregional als auch zwischen Stadt und Land. Im innereuropäischen Vergleich gehört die Schweiz nicht zu den Spitzenreiterinnen.

Gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) sind 32,6 Prozent der Schweizer Bevölkerung freiwillige Helfer. Innerhalb des Landes variiert der Anteil jedoch deutlich. Das Tessin weist den geringsten Anteil auf (24,5 Prozent), gefolgt von der Genfersee-Region (26,5). Hier leistet also etwa jeder Vierte Freiwilligenarbeit. Im mittleren Bereich liegt Zürich, wo sich 32,2 Prozent engagieren. Leicht über dem Durchschnitt schneiden das Mittelland (34,1) und die Nordwestschweiz (34,6) ab. Noch mehr Freiwillige zählt die Ostschweiz mit 35,6 Prozent. Spitzenreiterin ist die Zentralschweiz, wo 38,4 Prozent der Einwohner Freiwilligenarbeit verrichten.

Mehr Vereine in der Deutschschweiz

Zwei Arten Freiwilligenarbeit

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Freiwilligenarbeit kann im formellen Rahmen geleistet werden oder im informellen. Die erste Variante umfasst das Engagement in Vereinen und Organisationen, die zweite dasjenige im privaten Kreis ausserhalb der eigenen Familie – etwa die Nachbarschaftshilfe.

Wie lassen sich diese Unterschiede deuten? Experten warnen vor verkürzten Erklärungsversuchen. So konstatiert die Politikwissenschaftlerin Isabelle Stadelmann-Steffen von der Universität Bern: «Neueste Daten des Schweizer Freiwilligen-Monitors deuten darauf hin, dass etwa die Westschweizer nicht ein geringeres Engagement aufweisen, weil sie französischsprachig sind, sondern weil sie in der Romandie weniger vorteilhafte Bedingungen für eine Freiwilligentätigkeit vorfinden. Das heisst, die dazu nötigen Strukturen sind nicht im gleichen Ausmass gegeben wie in der Deutschschweiz.»

Die sprachregionalen Unterschiede scheinen also vornehmlich kulturell-strukturelle Gründe zu haben: So ist die Vereinsdichte in der Deutschschweiz höher, nicht zuletzt im Sportbereich. Dagegen geht Isabelle Stadelmann-Steffen davon aus, dass «in der lateinischen Schweiz die sozialen und familiären Netzwerke etwas ausgeprägter sind». Dies begünstige eher die informelle Freiwilligenarbeit.

Mehr Nachbarschaftshilfe auf dem Land

Dasselbe ist in ländlichen Gebieten und kleineren Gemeinden zu beobachten. Ihre Bevölkerung fühlt sich oft stärker mit der Wohngemeinde verbunden – und hat deshalb einen stärkeren Hang, sich in ihr freiwillig zu engagieren. Zudem dürfte es «auf dem Land» weniger professionelle Betreuungsangebote geben. Alles Faktoren, die zu mehr Nachbarschaftshilfe führen.

Bei solch informeller Freiwilligenarbeit bilden die Frauen die Mehrheit, bei der formellen die Männer – besonders aufgrund ihrer Tätigkeit in Sportvereinen.

Schweiz im europäischen Mittelfeld

Europaweit liegt die Schweiz im Mittelfeld, so eine Studie der Europäischen Kommission von 2010. Sie untersuchte das Engagement im formellen Rahmen. Ihr zufolge kommen die innereuropäischen Spitzenreiter Grossbritannien, Niederlande, Österreich und Schweden auf rund 40 Prozent freiwillige Helfer. Die Schlusslichter Bulgarien, Griechenland, Italien und Litauen unterschreiten derweil teils die Marke von 10 Prozent.

Tessin wie Italien

Es fällt auf, dass sich die sprachregionalen Unterschiede der Schweiz in den angrenzenden Nachbarsländern widerspiegeln. Wie das Tessin kennt auch Italien eine eher tiefe Quote an formeller Freiwilligenarbeit. Österreich und Deutschland dagegen haben eine höhere Quote – wie die Deutschschweiz. Frankreich liegt dazwischen mit einem 27-Prozent-Anteil.

Die Studie betont allerdings, dass die nationalen Erhebungsformen unterschiedlich seien, was länderübergreifende Vergleiche erschwere.

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