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Geht die Schweizer Industrie in die Knie?
Aus Eco Talk vom 30.11.2015.
abspielen. Laufzeit 50 Minuten 40 Sekunden.
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Wirtschaft Frankenschock: Nicht weinen – arbeiten!

Ein Drittel der metallverarbeitenden Industrie in der Schweiz schreibt rote Zahlen. Ist das ein Zwischentief? Oder sieht so der Beginn einer Deindustrialisierung aus? Für die Gäste des «ECO Talk» sind diese Anzeichen vor allem eines: Grund zu arbeiten.

Sie stehen an der Spitze der Unternehmen Kuhn Rikon, Fraisa und Bucher Industries. Zehn Monate sind vergangen seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses. Obwohl laut einer Umfrage der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich jeder fünfte Arbeitsplatz in der Schweizer Industrie verloren gehen soll, bekennen sich Dorothee Auwärter, Philip Mosimann und Josef Maushart im «ECO Talk» einstimmig zum Werkplatz Schweiz.

Allerdings hat das seinen Preis. Dorothee Auwärter und Philip Mosimann haben in ihren Unternehmen kurz nach dem 15. Januar die Arbeitszeit verlängert: «Applaudiert hat niemand. Aber das ging vielleicht eine Viertelstunde, dann war es gegessen», berichtet Philip Mosimann. «Würden wir das in unseren deutschen oder französischen Werken machen, hätten wir Streik und die Firma wäre während Tagen, vielleicht Wochen, geschlossen.» Auch die Lieferanten mussten bei Bucher Industries Abstriche machen und billiger offerieren.

Preissenkung freiwillig

Die Fraisa Holding ist ein solcher Zulieferer der Maschinenindustrie. Mit-Inhaber Josef Maushart wartete gar nicht erst lange ab. Er bot seinen Schweizer Kunden von sich aus Preissenkungen an. Ein Teil des Margen-Verlusts konnte er dank seiner ausländischen Produktionsstandorte kompensieren, den Rest will er selber schaffen «Wir werden in zwei bis drei Jahren unsere alte Ertragskraft wieder zurück haben – und zwar, ohne dass wir im internationalen Kontext verschieben, sondern indem wir in der Schweiz weiter optimieren.»

Beschleunigter Strukturwandel

Optimieren heisst innovativ denken, die Automatisation beschleunigen und international produzieren. Was Grossunternehmen schon seit Langem machen, gilt mehr und mehr auch für KMU.

Selbst ein Unternehmen wie Kuhn Rikon, für das Swissness zum Image gehört, lässt in Italien und China produzieren. «Produkte, die nicht mehr den Preis auf dem Markt bekommen, um es Swiss made zu machen, haben wir ausgelagert», so Dorothee Auwärter. «Das heisst bei uns dann Swiss design.» Nur hochwertige Produkte will sie weiterhin in der Schweiz produzieren.

Die Beispiele zeigen: Der Frankenschock muss nicht zur Deindustrialisierung der Schweiz führen. Er beschleunigt aber den Strukturwandel

Potenzial einer Million Ungelernter

Arbeitsplätze für Ungelernte, die heute fast noch 30 Prozent ausmachen, würden in den nächsten Jahren verschwinden, meint Josef Maushart. «Die ganze Industrie wird in 5 Jahren bei 4000 Franken faktischem Mindestlohn keine ungelernten Personen beschäftigen können.» Deswegen setzt sein Unternehmen bereits seit Jahren auf Weiterbildung.

Von 4,6 Millionen Beschäftigten haben immer noch 1 Million keine relevante Berufsbildung. Für Maushart sind sie eine wichtige Arbeitsreserve, falls die Schweiz die Zuwanderung tatsächlich stoppt: «Wir haben das Potenzial zur Lösung unserer Fachkräfte-Probleme im eigenen Land. Und ich glaube, es ist im allseitigen Interesse von Firmen, Staat und Beschäftigten, wenn wir das nutzen.»

Keine Zukunft ohne Bilaterale

Ganz so weit will Philip Mosimann nicht gehen: «Wir sind ein offenes Land und sind darauf angewiesen, die Spezialisten, die Besten ins Land zu holen, die wir brauchen.» Er sieht eine Kombination.

«Wenn zum Beispiel aufgrund unserer Politik die bilateralen Verträge wegfallen, dann bin ich überzeugt, dass auch bei Bucher noch mehr Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden. Nicht, weil ich das toll finde, nicht, weil ich das will, aber weil ich gezwungen bin, das zu tun.» Letztlich entscheide der Marktzugang über den wirtschaftlichen Erfolg, nicht nur die Technik und die Qualität.

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