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Weltkugel in digitaler Umgebung.
Legende: Digitalisierung und bargeldloses Zahlen haben die Geldmenge weiter vergrössert. Colourbox
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Wirtschaft Geld regiert die Welt – aber wer regiert das Geld?

Heute Dienstag werden in Bern die Unterschriften der Vollgeld-Initiative an die Bundeskanzlei übergeben. Das Ziel: eine neue Geldordnung. Genauer: Die Geldschöpfung der Geschäftsbanken via Kredite soll beendet werden. Einzig die Nationalbank soll die Geldmenge kontrollieren.

Woher nimmt eine Bank das Geld, wenn sie eine Hypothek oder einen Betriebskredit für eine Firma vergibt? Viele Bürgerinnen und Bürger glauben, dieses Geld sei mit Sparguthaben von Kunden gedeckt. Doch das stimmt nur zum Teil.

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Martin Rohners Wunsch nach Transparenz
Aus ECO vom 30.11.2015.
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Martin Rohner, Geschäftsleiter der Alternativen Bank Schweiz (ABS), stellt klar: «Wenn Banken Kredite vergeben und gleichzeitig den Kreditnehmenden dieses Geld auf dem Konto gutschreiben, dann wird Geld geschaffen.» Vereinfacht gesagt, verlängert sich durch diese doppelte Buchung einfach die Bilanz der Bank. Geld entsteht also aus einem Kredit und ist eine Schuld. Wird ein Kredit zurückgezahlt, wird diese Schuld getilgt, das Geld verschwindet.

(Zu) viel Buchgeld

Die Menge des sogenannten Buch- oder Giralgeldes der Geschäftsbanken hat mit der Computerisierung und der Entwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen. Über vier Fünftel des sich heute in Umlauf befindenden Geldes ist solches Kreditgeld der Banken.

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Sergio Rossis konkrete Forderungen (frz.)
Aus ECO vom 30.11.2015.
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Damit sei viel zu viel Geld in Umlauf, das die Realwirtschaft gar nicht benötige, sagen die Befürworter der Vollgeld-Initiative. Ein Grossteil dieses Geldes wandere an die Aktien- und Kapitalmärkte, wo es zu Blasenbildungen und schädlichen Verwerfungen führe - um Beispiel der Finanzkrise von 2008, deren Auswirkungen bis heute zu spüren sind.

Hinzu komme, dass dieses Buchgeld der Banken nicht sicher sei, weil es sich nicht um ein gesetzliches Zahlungsmittel handle. Kommt eine Bank in Schieflage kann es verschwinden.

Das Ansinnen der Vollgeld-Initiative unterstützt Sergio Rossi. Der Wirtschaftsprofessor an der Universität Fribourg sitzt im wissenschaftlichen Beirat des Initiativ-Komitees und sagt konkret: «Mein Vorschlag wäre: Banken dürfen Kredite geben, wenn es um Realwirtschaft geht. Aber sie dürfen keine Kredite ohne entsprechende Einlagen mehr vergeben, um rein am Finanzmarkt aktiv zu sein.»

Sicheres Geld

Die Initiative will das viele Buchgeld der Banken, grob gesagt, wieder zu vollwertigen, gesetzlichen Zahlungsmitteln machen. Die Bereitstellung von Geld – der für die Realwirtschaft benötigten Geldmenge – soll an eine öffentliche Institution, an eine «Monetative», überführt werden, – in der Schweiz die Schweizerische Nationalbank. Geschäftsbanken dürften nicht mehr via Kreditvergabe Geld quasi aus dem Nichts schöpfen, sondern tatsächlich nur noch Kredite sprechen, die mit Spareinlagen gedeckt sind.

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Vollgeld: Radikale Geldreform
Aus ECO vom 28.01.2013.
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Für Martin Rohner ist indes nicht die Geldschöpfung der Banken via Kredite das Problem, sondern fehlende Transparenz, wofür die Kredite verwendet werden.

Es brauche mehr Informationen darüber, was die Banken mit dem Geld ihrer Kundinnen und Kunden machen, sagt er. Zudem sei man mit den verschärften Eigenmittelvorgaben der Banken auf dem richtigen Weg.

Initiative eingereicht

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Der Verein Monetäre Modernisierung hat bei der Bundeskanzlei die Vollgeld-Initiative mit über 110'000 Unterschriften eingereicht. Das überparteiliche Initiativkomitee wird unterstützt von einem wissenschaftlichen Beirat, dem mehrere Professoren angehören. Gegner einer Vollgeld-Reform kritisieren, dass die Nationalbank zu viel Macht erhalte.

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