Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Wirtschaft Hat Goldman Sachs den Alu-Preis angekurbelt?

Die Wall-Street-Bank soll mit eigenen Aluminium-Lagern kräftig am Metall-Hunger an der Börse mitverdienen. Nun haben Alu-Verarbeiter die Nase voll. Eine Klage ist bereits eingereicht – auch eine Sammelklage droht.

Wall-Street-Banken haben sich zu mächtigen Spielern im Rohstoffhandel aufgeschwungen – und das weit über das Börsenparkett hinaus. Sie besitzen eigene Warenlager.

Audio
Hortet Goldmann Sachs Aluminiumvorräte?
aus Echo der Zeit vom 05.08.2013. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 44 Sekunden.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat deswegen nun eine Klage am Hals. Goldman Sachs soll über Jahre die Preise für Aluminium in die Höhe getrieben haben. Davon ist ein US-Aluminiumverarbeiter überzeugt, der vor dem Bezirksgericht Detroit eine Klage gegen die Bank und die Londoner Metallbörse LME eingereicht hat.

Banken haben eigene Lagerhäuser für Rohstoffe

Die LME-Muttergesellschaft wies den Vorwurf zurück. Auch Goldman Sachs erklärte, sich vor Gericht wehren zu wollen.

Hintergrund der Klage ist ein Geschäftsmodell, das auch den Argwohn von Finanzaufsehern geweckt hat: Viele Grossbanken besitzen eigene Lagerhäuser für Rohstoffe. Sie verdienen damit direkt am Hunger der Industrie, etwa nach Metallen.

Der Aluverarbeiter Superior Extrusion aus Michigan wirft Goldman Sachs vor, die Auslieferung des Aluminiums aus den bankeigenen Lagerhäusern in Detroit verzögert zu haben, um höhere Lagermieten kassieren zu können. Die LME als die marktbeherrschende Metallbörse habe dieses Vorgehen gedeckt. Andere, namentlich nicht genannte Lagerhaus-Betreiber seien ähnlich vorgegangen. Superior Extrusion will im Namen aller Geschädigten eine Sammelklage durchsetzen.

3 Milliarden Dollar Zusatzkosten für Kunden?

Wie tief der Frust bei den Alukunden sitzt, zeigten jüngst Äusserungen von Timothy Weiner vor einem Ausschuss des US-Senats. Der Risikomanager der zweitgrössten US-Brauerei MillerCoors beschwerte sich über das Geschäftsgebaren der Banken und der LME. Er schätzte die Zusatzkosten für die Kunden allein im vergangenen Jahr auf 3 Milliarden Dollar. «Das aktuelle System funktioniert nicht.»

Es sei kaum mehr möglich, Alu direkt von den Herstellern zu beziehen, erläuterte Weiner. Das Metall gehe direkt in die Lagerhäuser. Die US-Grossbanken hätten mit Hilfe der LME «einen Flaschenhals geschaffen, der den Nachschub an Aluminium einschränkt». MillerCoors und andere Kunden hätten bis zu anderthalb Jahre auf eine bestellte Lieferung warten müssen. «Das ist bei keinem anderem Rohstoff so, den wir kaufen.»

Grösste US-Bank will sich von Rohstoffgeschäft trennen

Laut der bereits am Donnerstag eingereichten Klage betreibt Goldman Sachs über seine Tochtergesellschaft Metro International 29 der 37 von der LME zugelassenen Lagerhäuser in Detroit. Schätzungen zufolge kontrolliere die Bank damit die Hälfte allen Alus, das in US-Lagerhäusern liege, hiess es.

US-Aufsichtsbehörden und Politiker fürchten durch den Zugriff der Wall Street auf Rohstoffe Interessenkonflikte und eine Machtballung. Vor diesem Hintergrund will sich die grösste US-Bank JPMorgan Chase von dem Geschäftsfeld trennen, wie sie Ende Juli erklärte.

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel