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Grenzen der Globalisierung
Aus ECO vom 16.01.2017.
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Hire & Fire In Dänemark wechselt jeder Vierte pro Jahr den Job

Wenn die Aufträge in Peter Lanng Nielsens Unternehmen zurückgehen, kann der Chef von Keolis Dänemark, dem zweitgrössten dänischen Busbetreiber, schnell reagieren. Für Mitarbeiter, die weniger als ein Jahr dabei sind, gilt eine Kündigungsfrist von nur gerade einer Woche.

Erst wer länger als fünf Jahre dabei ist, hat drei Monate Kündigungsfrist. Das ist das Maximum – und feinsäuberlich geregelt in der sogenannten «Bibel», die das Unternehmen zusammen mit der zuständigen Gewerkschaft erarbeitet hat. Darin ist alles niedergeschrieben: Löhne, Recht auf Weiterbildung, ja sogar, wie häufig Busfahrer eine neue Uniform erhalten. Und eben das Recht des Managements, bei Begründung Mitarbeiter sehr rasch zu entlassen.

Das Lob des Gewerkschafters

Die unternehmerischen Freiheiten schlagen auf den Personalbestand von Keolis durch: 2016 hat Peter Lanng Nielsen rund 230 neue Mitarbeiter eingestellt, ein Sechstel der Belegschaft. 170 hat er entlassen oder sie haben selbst gekündigt. Damit liegt Keolis Dänemark noch weit unter dem Durchschnitt: Gemäss Angaben der dänischen Verwaltung wechseln rund 25 Prozent der Angestellten im Privatsektor jedes Jahr die Stelle.

Das dänische System kreiert mehr Stellen
Autor: Mads Busck Dänischer Gewerkschaftsbund LO

Der dänische Arbeitsmarkt – ein Hire-and-Fire-System erster Güte. Und doch sagt Mads Busck vom dänischen Gewerkschaftsbund LO im Interview mit «ECO»: «Es ist ein gutes System, weil es mehr Stellen kreiert».

Zwar kritisiert Busck, dass die Bezugsdauer für Arbeitslosengeld zuletzt auf zwei Jahre halbiert wurde, aber er weiss: Wer in Dänemark seine Stelle verliert, erhält eine vergleichsweise hohe Arbeitslosen-Entschädigung (bis zu 90 Prozent des früheren Lohns, maximal rund 2500 Euro) und zugleich Hilfe in Form staatlicher Programme, die den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern.

Die Zahlen geben Dänemark Recht

Für diese Weiterbildungs- und Vermittlungs-Programme gab Dänemark gemäss OECD zuletzt 1.9 Prozent des Bruttoinland-Produkts aus, deutlich mehr als die Schweiz (0.57 Prozent) und auch deutlich mehr als alle anderen Länder.

Der Erfolg ist zwar schwer messbar. Ein Indiz ist aber die Anzahl derer, die länger als ein Jahr ohne Stelle sind: In Dänemark sind es 27 Prozent aller Erwerbslosen und damit deutlich weniger als im OECD-Durchschnitt (34 Prozent) und in der Schweiz (39 Prozent).

In Dänemark sind mehr Menschen für Jobs verfügbar.
Autor: Jens Folman Leiter Jobcenter in Kalundborg

Das zeige, sagt Jens Folman, der in der Gemeinde Kalundborg das kommunale Jobcenter und somit die Arbeitsmarkt-Massnahmen leitet, «dass in Dänemark im Vergleich zu anderen Ländern mehr Menschen, die im Arbeitsmarkt sind, auch verfügbar sind für Jobs».

Eine hohe Langzeit-Arbeitslosigkeit deute darauf hin, dass viele Menschen gar nicht mehr am Arbeitsmarkt teilnähmen.

«Wir zahlen hohe Steuern, aber wir sind glücklich»

In Dänemark herrscht ein gesellschaftlicher Konsens darüber, dass Arbeitslose genügend zum Leben haben und möglichst rasch wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen.Die Programme dafür sind staatlich finanziert, und das hat seinen Preis: Die Einkommenssteuern in Dänemark gehören zu den weltweit höchsten.

Das scheint vielen Dänen nichts auszumachen. Stellvertretend dazu Bent Lindberg, Buschauffeur bei Keolis Dänemark: «Wir zahlen zwar hohe Steuern, aber wir erhalten auch viel dafür: ein gutes Gesundheitssystem, ein Verkehrssystem, gute Schulen, eine gute Alterspflege, gute Kinderbetreuung».

Klar regten sich viele über die hohen Steuersätze auf, so Lindberg, «aber im Endeffekt sind wir glücklich mit unserem System».

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