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Novartis und das «Geld-zurück-Garantie»-Konzept
Aus 10 vor 10 vom 21.09.2016.
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Wirtschaft Medikamente sollen nur kosten, wenn sie wirken

Novartis-Chef Joe Jimenez wirbt für eine Art Geld-zurück-Garantie: Seine Medikamente sollen weniger kosten, wenn sie dem Patienten weniger nützen – und umgekehrt. In den USA laufen erste Versuche. In der Schweiz will Novartis mit Helsana zusammenspannen – und stösst auf Kritik.

Entresto heisst ein Wirkstoff zur Behandlung von Herzversagen aus dem Hause Novartis. Er soll dazu führen, dass Patienten nach der ersten Behandlung ihrer Herzprobleme weniger oft ins Spital eingeliefert werden müssen. Die Zahl der Anzahl Hospitalisierungen soll nun in den USA mitentscheiden, wie viel der Patient – beziehungsweise der Krankenversicherer, der es rückvergütet – für Entresto bezahlt.

Tabletten im Hintergrund und Vordergrund Stempel "Geld-zurück-garantie"
Legende: Nützen die Medikamente dem Patienten weniger, soll er auch weniger dafür bezahlen müssen. SRF

«Wenn Patienten dank unserem Medikament weniger oft ins Spital müssen, so wie wir das anstreben, erhalten wir den Preis, den wir mit dem Versicherer vereinbart haben», sagt Novartis-CEO Joe Jimenez im Interview mit SRF. «Wenn die Patienten hingegen öfter ins Spital müssen, erhalten wir weniger.»

Dass Novartis die Preisoffensive ausgerechnet in den USA startet, kommt nicht von ungefähr. Die Medikamenten-Preise sind dort (nach oben) kaum reguliert, und sowohl Hillary Clinton als auch Donald Trump wollen dies ändern.

Versicherer sind skeptisch

Auch in der Schweiz will Jimenez neue Preismodelle: Novartis habe eine Vereinbarung getroffen mit dem Krankenversicherer Helsana, bei der es um die Behandlung mit einem Medikament für schwere Asthma geht – und bei der die Wirkung einen Einfluss auf die Höhe der Rückvergütung haben soll. Die Helsana will noch nicht von einer Vereinbarung sprechen. Man sei in Diskussion für ein Pilotprojekt mit einem Medikament, welches bereits in der Spezialitätenliste aufgeführt ist, sagt Helsana-Gesundheitsökonom Guido Klaus. «Die Modalitäten werden zurzeit verhandelt.»

Jimenez verspricht sich und dem Gesundheitssystem viel vom neuen Ansatz («wir können dank ihm sehr viele Ineffizienzen aus dem Markt nehmen»), Helsana-Mann Guido Klaus dagegen ist zurückhaltend. Er glaubt, dass wirkungsabhängige Preise nur dann sinnvoll sind, wenn sie mit wenig Aufwand umgesetzt werden können. Das Hauptproblem indes lösten sie nicht: dass Medikamente zu teuer seien.

Jimenez geht denn auch nicht davon aus, dass die Preise grundsätzlich sinken. «Aber für Medikamente, die keine Wirkung erzielen, wird niemand mehr aufkommen müssen. Deshalb glaube ich, dass solche Preismodelle dazu führen, dass die Gesamtkosten im System sinken», so der Novartis-Chef. Dass er damit nicht die Preise der eigenen Medikamente senken will, sondern die der Konkurrenz, liegt auf der Hand.

Ärzte zweifeln an der Machbarkeit

Skeptisch gegenüber dem neuen Preismodell sind auch Ärzte. Urs Stoffel vom Ärzteverband FMH sagt, es sei höchstens für sehr teure Medikamente geeignet – weil der Aufwand, um die Wirkung zu überprüfen, für günstigere Wirkstoffe schlicht zu gross sei. «In unserem Alltag geben wir hunderte, ja tausende Medikamente ab. Ob es immer die richtigen Medikamente sind, ob der Patient es richtig einnimmt, ob die Dosierung stimmt – all das ist im Nachhinein schwierig nachzuprüfen», so Stoffel.

Novartis-Chef Jimenez hingegen glaubt, dass Big Data bei der Überprüfung helfen wird: «Mit der Digitalisierung erhalten wir sehr viele Daten aus dem Alltag, damit können wir die Wirksamkeit von Medikamenten besser denn je nachweisen».

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