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Wirtschaft Post zahlt bei Paketen aus China drauf

Die Schweizerische Post profitiert vom boomenden Onlinehandel. 115 Millionen Pakete hat sie im vergangenen Jahr verteilt, so viele wie noch nie. Immer mehr Konsumenten bestellen in der Schweiz ihre Waren auf chinesischen Webseiten, etwa beim Onlinehändler Alibaba. Eine Herausforderung für die Post.

Kleine Päckchen, Papierumschläge und Plastikhüllen gleiten auf Förderbändern durch die grosse Halle. Ein Dutzend Postangestellte sortiert sie.

Rund 70'000 internationale Kleinst-Pakete werden hier täglich verarbeitet, erklärt Dieter Bambauer, Leiter Postlogistik. Jedes Jahr werden es mehr. «Wir beobachten vor allem ein starkes Wachstum aus China. Das Volumen hat sich in den letzten drei Jahren jedes Jahr verdoppelt. Wir gehen davon aus, dass diese Tendenz anhalten wird.»

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Die Post und Onlinehändlerin Alibaba - nicht beste Freundinnen
aus Echo der Zeit vom 10.03.2016. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 6 Sekunden.

Jeden Tag treffen 20‘000 Pakete aus China ein, fast ein Drittel aller Sendungen, die hier verarbeitet werden. Die meisten stammen vom Onlinehändler Alibaba. Die Angestellten studieren die Etiketten auf den Paketen genau und kleben einen grünen oder roten Kleber darauf.

Grün heisst, das Päckchen ist zollfrei. Rot heisst, dass das Päckchen verzollt werden muss, erklärt eine Mitarbeiterin. «Wir überprüfen, was der Inhalt ist. Bei diesem chinesischen Päckchen sehen wir beispielsweise, dass eine Uhr deklariert ist. Die nehmen wir raus.»

Viele Fälschungen aus China

Denn diese Uhren seien meist gefälscht. Bei fast allen Sendungen aus China ist etwas nicht in Ordnung, entweder stimmt der angegebene Wert auf dem Paket nicht mit dem Inhalt überein oder es stecken andere Waren drin. Die meisten Päckchen werden deshalb aussortiert.

«Da haben wir beispielsweise Werkzeuge. Und hier sind Taschen. Es gibt viele Fälschungen aus China, gerade bei den Taschen.» Die Postangestellte wirft die Kartonschachteln in einen kleinen Gitterwagen neben dem Förderband.

Elektronik-Teil in Paket
Legende: Häufig werden Elektroteile aus China mit zu tiefem Warenwert deklariert. SRF/Denise Schmutz

Ein Mitarbeiter holt ihn regelmässig ab und schiebt ihn ein paar Meter weiter, wo sie geöffnet werden. Der Standortleiter der Postverzollung, Andreas Weber, öffnet auch ein Paket. Auf der Etikette ist ein Wert von sieben Dollar angegeben. «Dieses Paket sieht nach HiFi-Komponenten fürs Auto aus. Wenn wie hier sieben Dollar deklariert sind, müssen wir beim Empfänger nachfragen, denn wir gehen von einem Warenwert von 40 bis 80 Franken aus.»

Ungedeckter Aufwand für die Post

Die Post muss nun beim Empfänger nachfragen, was er für die Elektronik bezahlt hat und die Mehrwertsteuer nachfordern, die ab einem Betrag von 63 Franken fällig wird. Ein grosser Aufwand. China bezahle zwar etwas dafür, dass die Post die Päckchen verteile. Doch das sei viel zu wenig, und decke die Kosten bei Weitem nicht, sagt der Leiter Postlogistik, Dieter Baumbauer.

China gilt laut Weltpostvertrag immer noch als Entwicklungsland – trotz seines rasanten Aufstiegs. Und erhält deshalb Vergünstigungen. Das sei nicht mehr angemessen, sagt Dieter Bambauer. «Unser Ziel ist, dass wir ab 2018 kostendeckende Vergütungen erhalten.»

Zwei in farbigem Plastik eingehüllte Postsendungen
Legende: Pakete aus China fallen optisch auf. SRF/Denise Schmutz

Die Pakete aus China bedeuten viel Aufwand und auch Ärger. Und trotzdem freue die Post sich über sie: «Langfristig geht es nur mit kostendeckenden Verrechnungen. Heute helfen uns diese Pakete, Volumen zu füllen und Auslastung zu garantieren.»

Die Mitarbeiter sind dank der chinesischen Pakete auf jeden Fall ausgelastet. Standortleiter Andreas Weber versucht unterdessen ein geöffnetes Paket wieder zu schliessen. Es klappt nicht. Weber gibt auf, lässt das geöffnete Paket liegen. Ein anderer wird es später wieder richtig verpacken, wie so viele andere der rund 20‘000 chinesischen Pakete, die auch heute in Zürich-Mülligen eingetroffen sind.

srf/lin; fref

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