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Studienabbrüche Schuld sind immer die anderen

Jeder vierte Student verlässt die Uni ohne Abschluss. Die Beteiligten schieben die Verantwortung dafür hin und her.

Studierendenverband fordert Geld und Betreuung. Überlastung und zu wenig Geld dürften kein Grund für den Studienabbruch sein, lautet der Standpunkt des Verbands der Schweizerischen Studierenden. Es bräuchte deshalb eine bessere Betreuung sowie ein ausgebauteres Stipendienwesen. Andererseits sei es nicht wünschenswert, jede Umentscheidung zu verhindern. «Der Entscheid zum Abbruch ist auch ein Entscheid, der nicht einfach fällt und auch getroffen werden darf», sagt Geschäftsleitungsmitglied Gabriela Lüthi. Der Verband betont, dass er eine Definition von Bildung vertrete, die nicht rein auf ökonomisches Wachstum und Profit ziele: «Vor allem bei der Hochschulbildung geht es darum, aus Menschen kritisch denkende, überlegende, gesellschaftsfähige Menschen zu machen, die der Gesellschaft einen Dienst leisten können.»

Arbeitgeberverband adressiert Gymnasien. Das Geld und der Fachkräftemangel – darum sorgt sich Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt. Er plädiert dafür, die Bildungseffizienz zu erhöhen, denn: «Der Bildungsfranken in der Schweiz wird ja nicht mehr.» Es müsse darum gehen, von Anfang an die richtige Ausbildung zu finden und nicht unnötig Zeit zu verlieren. Er sieht vor allem die Gymnasien gefordert. Sie müssten die Studienfachwahl in den Unterricht integrieren. «Aus meiner Sicht ist es ein Teil der Ausbildung bis zur Matura, dass man die Jugendlichen systematisch an das Thema heranführt.»

Lehrerverband beklagt Mittelkürzungen. «Die Gymnasien tun bereits heute sehr viel, um die Studierfähgkeit und die Studienfachwahl der Maturand/Innen zu verbessern», schreibt Beat Zemp vom Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH. Er nennt neben offiziellen Studienberatungen und Informationsveranstaltungen auch ein Netz von akademischen Berufsleuten, über das viele Schulen verfügten. Über dieses erhielten Maturanden direkte Einblicke ins Berufsleben. Beat Zemps Klage geht in Richtung der Politik: Finanzielle und personelle Ressourcen würden ständig gekürzt. Das schliesse nicht nur einen Ausbau der Studienwahlberatung aus: «Durch die vielen Abbaupakete wird das Erreichte sogar in Frage gestellt.»

Universitäten pochen auf ihre Qualität. Die Schweizer Universitäten haben keinen einheitlichen Standpunkt in ihrer Frage. «Wir müssen uns auch nicht einig sein», findet Michael Hengartner, Präsident der Schweizerischen Hochschulrektorenkonferenz. Sie weisen aber darauf hin, dass sie ein reichhaltiges Angebot an Informationsveranstaltungen und Betreuungen hätten. Die ETH in Lausanne und Zürich kritisieren mangelnde mathematisch-technische Fähigkeiten vieler Studienanfänger und haben eine Prüfungshürde nach einem Jahr eingebaut. Keinesfalls sind sie bereit, ihr Niveau herunterzuschrauben.

Politik agiert träge. Nachdem die Bildungsberichte 2010 und 2014 auf die Zahl der Studienabbrüche hingewiesen haben, ist die Politik aktiv geworden. Sie hat folgendes Ziel auf die bildungspolitische Agenda gesetzt: Massnahmen zu definieren, «die zur Reduktion der Anzahl Studienabbrüche an den Universitäten beitragen». Es liege zwar reichlich Datenmaterial vor, aber «was fehlt, ist eine Gesamtinterpretation», schreibt die Erziehungsdirektorenkonferenz EDK. Allerdings gibt es keinen Zeithorizont, wann die Erkenntnisse vorliegen sollen und in Massnahmen umgesetzt werden können.

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