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Erfolgsrezept Bancomat – neue Trends
Aus Tagesschau vom 27.03.2017.
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Der Bancomat wird 50 Trotz Digitalisierung – dem Bancomaten gehört die Zukunft

Ist Bargeld im digitalen Zeitalter überholt, weil unnötig und umständlich? Mitnichten: Bargeld erfreut sich einer anhaltenden Beliebtheit. Ein Befund, der dem mittlerweile 50-jährigen Bancomaten ein langes Leben verheisst.

Der Bancomat wird dieses Jahr 50. Und er dürfte uns noch lange erhalten bleiben – auch wenn die Digitalisierung unaufhaltsam voranschreitet. Denn: Aller Prophezeiungen zum Trotz steht das Ende des Bargeldzeitalters nicht bevor.

Davon gehen wenigstens die Hüter des Schweizer Frankens aus, die Chefs der Schweizerischen Nationalbank (SNB). So sagte Direktionsmitglied Fritz Zurbrügg vor einigen Tagen anlässlich einer Konferenz: «Die Gerüchte über den Tod des Bargelds sind stark übertrieben.»

Die Gerüchte über den Tod des Bargelds sind stark übertrieben.
Autor: Fritz ZurbrüggSNB-Vizepräsident
Die neuen Geräte warten unter anderem mit einer Multi-Touch-Benutzeroberfläche auf.
Legende: Die neuen Geräte warten unter anderem mit einer Multi-Touch-Oberfläche auf. NCR

Der Bancomaten-Hersteller NCR glaubt ebenfalls an die Zukunft des Bargelds. In diesen Tagen lanciert das US-Unternehmen in der Schweiz eine neue Bancomatengeneration. Das erste neue Gerät steht seit dieser Woche bei der Luzerner Kantonalbank in Ebikon.

Was der Bancomat der Zukunft kann

Kameras
Eine Kamera zeigt, was hinter dem Kunden geschieht, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Mit einer zweiten Kamera kann die Bank den Kunden identifizieren. Auch eine Videokonferenz mit einem Kundenberater ist denkbar. Dazu verfügen die Bancomaten über Kopfhörerbuchsen.
Touchscreen
Ein grosser Bildschirm (19 Zoll) sorgt für Komfort. Zudem kann die Benutzeroberfläche erstmals wie beim Tablet über Multi-Touch bedient werden, das heisst, einzelne Anzeigeelemente können verschoben oder vergrössert werden (Pinzettengriff). 
Digitale Unterschrift
Mit dem Finger ist eine digitale Unterschrift auf dem Bildschirm möglich. So lassen sich Verträge abschliessen: Kontoeröffnungen oder gar Hypothekenabschlüsse am Bancomat rücken damit in den Bereich des Möglichen.
Kontaktlos-Funktionen
Der Kunde kann sich einen QR-Code aufs Handy schicken lassen, der zum Bezug eines gewünschten Betrags berechtigt. Der Bancomat scannt den Code auf dem Handy und zahlt das bestellte Geld innert weniger Sekunden aus. Der Kontoinhaber kann den QR-Code auch an Drittpersonen weiterleiten.

Bargeld-Nachfrage konstant

Obwohl bargeldlose Zahlungsmethoden (Debitkarten, Kreditkarten und Mobile Payment) heute eine wichtige Rolle spielen, wird in nächster Zukunft das Bargeld und damit der Bancomat nicht verdrängt. Gemäss einer letztjährigen Studie des Konjunkturforschungsinstituts BAK Basel ist Bargeld – trotz leicht sinkender Tendenz – noch immer das beliebteste Zahlungsmittel in Schweizer Läden.

Auch die Zahl der Bancomaten steigt nach wie vor. Ende 2016 waren laut Statistik der SNB hierzulande über 7000 Geräte in Betrieb, rund 200 mehr als 2014.

Bargeld hat im Wesentlichen zwei Funktionen: Es wird zum Zahlen (Zahlungsmittelfunktion) und zum Sparen (Wertaufbewahrungsfunktion) eingesetzt. Die untenstehende Grafik der SNB zeigt, wie die Bargeld-Nachfrage besonders in wirtschaftlich turbulenten Zeiten deutlich steigt: Sowohl im Herbst 2008 – als viele Banken weltweit in Schieflage gerieten – als auch während der Euro-Schuldenkrise 2012 ist der Notenumlauf stark angewachsen.

In Krisenzeiten wächst der Banknotenumlauf an.
Legende: In Krisenzeiten steigt der Banknotenumlauf. SNB , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen

Bargeld ist ein sicheres Aufbewahrungsmittel: Einlagen bei einer Bank sind rechtlich bloss Forderungen gegenüber dieser Bank, im Konkursfall nicht unbedingt sicher. Bargeld hingegen ist durch die Nationalbank garantiert. Das erklärt die anhaltende Nachfrage nach Bargeld als Wertaufbewahrungsmittel. Zudem dürfte momentan auch das Tiefzinsumfeld dazu beitragen.

Die Nachfrage nach Bargeld ist bisher nicht eingebrochen.
Legende: Die Nachfrage nach Bargeld ist bisher nicht eingebrochen. SNB , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen

Eine Frage des Vertrauens

Doch wie ist die nach wie vor grosse Beliebtheit von Bargeld als Zahlungsmittel zu erklären? SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg hält fest, dass Bargeldzahlungen zwei Eigenschaften aufweisen, die elektronische Transaktionen nicht ersetzen könnten: Unabhängigkeit von technischer Infrastruktur und Datenschutz.

Neben blosser Gewohnheit spielt wohl auch der psychologische Effekt eine Rolle, den das Sprichwort «Nur Bares ist Wahres» auf den Punkt bringt. Ein handfestes Wertpapier schafft mehr Vertrauen als eine digitale Zahl in den elektronischen Buchungssystemen einer Bank.

Umfragen zeigen, dass es vielen Menschen durch die Verwendung von Bargeld leichter fällt, den Überblick über ihr Budget zu behalten. Bargeld macht die Menschen auch vorsichtiger: Aus der Wirtschaftspsychologie ist bekannt, dass Bargeldzahlungen die Menschen mehr schmerzen als digitale Transaktionen.

Es gibt also gute Gründe gegen die Abschaffung des Bargelds. Und dessen Beständigkeit ist eng verknüpft mit dem Schicksal unseres Jubilars. Deshalb wird der digitale Fortschritt den Bancomaten in absehbarer Zeit nicht ins Technikmuseum verbannen.

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