- Das Tochterunternehmen Westinghouse Electric Copmpany des japanischen Industriekonzerns Toshiba ist pleite.
- Massive Kostenüberschreitungen beim Bau von Atomkraftwerken sind die Ursache für die Insolvenz.
- Die Pleite soll den angeschlagenen Mutterkonzern Toshiba aus der Krise führen.
Westinghouse Electric Company sowie Firmen der Unternehmensgruppe haben sich entschlossen, die Insolvenz zu beantragen. Das teilte der Mutterkonzern Toshiba mit. Massive Probleme beim Hersteller von Atomreaktoren hatten ein gewaltiges Loch in die Bilanz von Toshiba gerissen.
Massive Probleme in den USA
Die Probleme begannen, nachdem Toshiba 2015 ein US-Unternehmen zum Bau von Kernkraftwerken gekauft hatte. Bei zwei AKWs, die in South Carolina und Georgia schon im Bau waren, stiegen die Kosten drastisch an. Toshiba schrieb Milliarden ab.
Nach dem angekündigten Konkurs stellt sich die Frage, wer für die Kosten der Bauruinen aufkommen muss. Weil auch viele Arbeitsplätze in den USA verloren gehen, könnte sich laut Beobachtern auch US-Präsident Donald Trump einmischen. Gemäss einem japanischen Regierungssprecher sind dazu mit Washington bereits Gespräche im Gang.
Es steht viel auf dem Spiel
Bei Westinghouse arbeiten weltweit rund 12'000 Personen, ihre Arbeitsplätze stehen nun auf dem Spiel. Es wird erwartet, dass der Konzern versuchen wird, sich aus verschiedenen Projekten zurückzuziehen und die Verantwortung beim Bau der AKW abzugeben. Davon betroffen ist neben den beiden Projekten in den USA auch ein 20-Milliarden-Franken-Projekt in Nordwestengland.
Durch den Rückzug von Westinghouse könnte ein Teufelskreis entstehen: Dann nämlich, wenn die anderen beteiligten Gesellschaften die Zusatzkosten nicht stemmen können und ihrerseits zusammenbrechen.
Angeschlagener Technologiekonzern
Mit der Insolvenz von Westinghouse will Toshiba die Atomsparte aus den Büchern bekommen. Der japanische Konzern hatte Westinghouse vor zehn Jahren gekauft und gehofft, mit den AKW viel Geld zu verdienen. Doch dieser Plan war ein totales Desaster: Bislang mussten die Japaner sechs Milliarden Dollar abschreiben, der Aktienkurs fiel wegen den Problemen mit Westinghouse in den letzten Monaten um 50 Prozent.
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Toshiba jetzt mit einem Verlust von umgerechnet rund 8,9 Mrd. Franken. Der japanische Konzern ist nun auf der Suche nach einem Käufer seiner lukrativen Sparte der Chip-Herstellung, um nicht an den Schulden zu ersticken. Bereits seien dazu Gebote eingetroffen, hiess es von Toshiba. Demnach rechnet der Konzern damit, für die Chip-Produktion mindestens 18 Mrd. Franken zu lösen.
Einschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim
Toshiba hat sich mit der Übernahme von Westinghouse verspekuliert. Anstatt grosser Gewinne, hat das Unternehmen Milliarden-Löcher in die Bilanz des Technologiekonzerns gerissen. In Europa und den USA werden heute kaum mehr neue Kernkraftwerke gebaut. Solche Anlagen sind zu kostspielig und bei bestehenden Projekten laufen die Kosten aus dem Ruder. Vielerorts ist bereits die Stromproduktion aus Nuklearenergie ein Verlustgeschäft. Nun trifft es immer häufiger auch Betreiber und Erbauer von Kernkraftwerken. Westinghouse ist das jüngste Opfer und längst kein Einzelfall. Zuvor musste etwa der französische AKW-Betreiber Areva durch den Staat gerettet werden. |