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Wirtschaft Wenn Stiftungen über Unternehmen bestimmen

Kuoni, Panalpina, Victorinox: In zahlreichen Schweizer Firmen haben mächtige Stiftungen das Sagen, obschon sie nicht die Mehrheit der Aktien besitzen. Das berge die Gefahr, dass wichtige Unternehmensentscheide verschlafen würden, sagen Kritiker.

Im Aktionariat des Reise-Konzerns Kuoni herrscht alles andere als Demokratie. Eine Minderheit dominiert: Die Kuoni-und-Hugentobler-Stiftung (KHS) kontrolliert mit nur rund 6 Prozent der Aktien 25 Prozent der Stimmen. Das ist möglich, weil Kuoni zwei Arten von Aktien hat, die mit unterschiedlicher Stimmkraft ausgestattet sind.

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Karl Hofstetter zur Unternehmensstiftung
Aus ECO vom 16.12.2014.
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Die Stiftung rechtfertigt ihre ungewöhnliche Macht: Sie sorge für den langfristigen Erhalt des Unternehmens. So hatte es bei Sika auch jahrzehntelang getönt. Bis die Gründerfamilie letzte Woche ihre Anteile nach Frankreich verkaufte. Damit war das Bollwerk zusammengebrochen – und das zum Nachteil der übrigen Aktionäre, deren Aktien um 20 Prozent an Wert verloren haben.

Karl Hofstetter, Stiftungsrat der KHS, sieht keinen Grund, Parallelen zu ziehen: «Es müssten schon ausserordentliche Umstände auftreten, dass man so etwas überhaupt ins Auge fassen dürfte», sagt er im Interview mit «ECO». Der Stiftungszweck verpflichte den Stiftungsrat ja gerade, die Aktien des Unternehmens zu behalten.

Victorinox, Möbel Pfister, Panalpina, Rolex

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Georg von Schnurbein zu Chancen und Risiken
Aus ECO vom 16.12.2014.
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Damit ist die Kritik an Stiftungen, die mit wenig Aktien-Kapital massgeblichen Einfluss auf Unternehmen ausüben, aber nicht vom Tisch. Es bestehe die Gefahr, sagt Georg von Schnurbein, dass eine Stiftung gewisse Entscheide in Bezug auf das Unternehmen verschleppe. «Es ist ja niemand anders da, der Druck aufbauen kann. Und das ist für andere Aktionäre schwierig», so der Professor für Stiftungsmanagement an der Universität Basel.

Stiftungen üben in der Schweiz etwa bei Victorinox, Möbel Pfister, Panalpina oder Rolex entscheidenden Einfluss aus. Im Fall von Kuoni begehren die Minderheitsaktionäre tatsächlich gegen die Machtballung der Unternehmensstiftung auf.

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Gregor Greber zur Aktionärs-Demokratie
Aus ECO vom 16.12.2014.
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An der Generalversammlung im April stimmten fast drei Viertel der Anwesenden gegen die Sonderbehandlung der KHS-Aktien und für die Einführung der Einheitsaktie: für ein Prinzip also, das jede Aktie mit demselben Stimmrecht ausstattet. Weil diese Mehrheit aber nur 48 Prozent des Kapitals auf sich vereinte, musste sie sich der Minderheit – der KHS – beugen.

Gregor Greber, Präsident des Aktionärsdienstleisters Z-Rating, hatte das Traktandum formuliert. Er befürchtet, Kuoni bleibe in der Vergangenheit hängen – trotz des «dynamischen Marktumfelds, in dem wir uns zweifellos befinden». Innovationen würden womöglich verpasst, weil der Zweck einer Stiftung vor allem die Wahrung des Besitzstandes sei.

Aktionär kauft nicht die Katze im Sack

KHS-Präsident Karl Hofstetter, zugleich Verfasser eines Leitfadens für gute Unternehmensführung zuhanden des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse, sieht das ganz anders: Als Anker-Aktionär könne die Stiftung positiv auf Kuoni Einfluss nehmen und «einen höheren Profit generieren».

Und, an die Adresse der übrigen Aktionäre gerichtet: «Der Minderheitsaktionär kauft ja nicht die Katze im Sack. Er weiss genau, was er bekommt. Und er will das. Warum? Weil er glaubt, dass es etwas bringt.»

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