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Angestellte mit XBiotech und Produktion.
Legende: Zellkulturen in waberndem Plastik: XBiotech spart 90 Prozent der Kosten für eine Produktionsanlage. SRF
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Wirtschaft XBiotech: Medikamente aus dem Plastiksack

XBiotech will einen Wirkstoff auf den Markt bringen, der direkt aus dem Menschen geklont wird. Das Verfahren wurde am Zürcher Unispital entwickelt. Wie das Wirtschaftsmagazin «ECO» zeigt, ist der Herstellungsprozess des Medikaments unorthodox. XBiotech will die Industriestandards umkrempeln.

Bis zu 700 Millionen US-Dollar kosten herkömmliche Bio-Reaktoren, in denen Zellkulturen herangezüchtet werden – so schätzt John Simard, CEO von XBiotech. Es sind riesige, hochkomplexe Anlagen. Sein Unternehmen hat nun einen neuartigen Bio-Reaktor für nur 30 Millionen US-Dollar gebaut. Das bedeutet Kostenersparnisse von mehr als 90 Prozent.

Produktionsverfahren radikal vereinfacht

Den Herstellungsprozess hat er völlig neu gestaltet, indem er auf die traditionelle Bauweise mit Stahlkesseln und einem komplexen System von Zu- und Ableitungen verzichtet hat.

John Simard
Legende: Plastiksack statt umfassende Produktionsanlage – laut John Simard die Zukunft der Medikamenten-Produktion. SRF

Stattdessen setzt er auf Bio-Reaktoren in Form von Einweg-Plastiksäcken. Damit entfällt auch die teure und zeitaufwendige Reinigung der Anlage. «Dieses Verfahren zur Zellproduktion wird Standard werden», erklärt John Simard stolz, «in 10 Jahren werden wir die so beeindruckenden Produktionshallen von heute nicht mehr sehen.»

Potente Investoren

Die Kosteneinsparungen haben es dem Jungunternehmen in Austin, Texas, ermöglicht, bis heute ohne institutionelle Investoren auszukommen. Auch den sonst üblichen «Exit», das heisst den Verkauf des Medikaments an Pharma-Riesen, konnte er umgehen.

Ein paar potente Privatinvestoren im Rücken machten es möglich. Zu ihnen gehört die Schweizer Familie Gut, die mit einem Blockbuster gegen Multiple Sklerose Millionen verdient hat, und auch der Amerikaner W. Thorpe McKenzie, der mit dem berühmt berüchtigten Hedge Fund «Tiger Management» gross geworden ist. Ausserdem sitzt Ex-Novartis-Chef Daniel Vasella im Verwaltungsrat des Unternehmens.

Pharmazeutische Produktionsanlage.
Legende: Status quo: Die meist eingesetzte Technik der Medikamenten-Hersteller (hier Roche) kostet Hunderte Millionen. Imago

Schweizer Wurzeln

Die wissenschaftlichen Grundlagen für das Medikament erarbeitete das Universitätsspital Zürich. Der dort tätige Immunologe Thomas Kündig ist ein alter Studienfreund von John Simard. Zusammen mit Nobelpreisträger Rolf Zinkernagel gründeten die beiden 2005 XBiotech.

Später gelang es Kündig und seinem Forscherteam, einen Antikörper aus dem Menschen zu isolieren, der in der Krebstherapie eingesetzt werden kann. Vom Topwissenschaftler zum Unternehmensgründer, für Thomas Kündig ist die kommerzielle Nutzung von Forschung ein Schritt in die richtige Richtung: «In Amerika ist es schon fast eine Vorbedingung, damit man eine Professur an einer Universität bekommt», erklärt er, «in der Schweiz wird es immer üblicher.»

Noch ist der Erfolg von XBiotech nicht garantiert: Das Krebsmedikament muss von der europäischen und amerikanischen Arzneimittelbehörde noch zugelassen werden.

So funktioniert das Medikament Xilonix

Krebspatienten sterben häufig nicht am Krebs selbst, sondern an einer Auszehrung des Körpers. Die Immunabwehr reagiert auf den Tumor mit einer Entzündungsreaktion des umliegenden Gewebes. Bei einer Infektion mit Viren oder Bakterien ist diese Reaktion des Körpers überlebenswichtig. Nicht so bei Krebs. Die Entzündung führt zu einer erhöhten Blutzufuhr, die den Krebs mit Energie versorgt. Der Krebs versklavt das Immunsystem und nutzt es für seine Zwecke. Hier setzt das Medikament Xilonix an. Es hemmt die natürliche Abwehr des Körpers auf den Tumor. Dadurch verhindert es die Auszehrung des Körpers und verlangsamt das Wachstum des Tumors. Der Patient fühlt sich besser. Das Medikament greift den Tumor aber nicht direkt an. Es kann den Patienten also auch nicht heilen.
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