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Standbild aus der Verfilmung von «Der Meister und Margarita»
Keystone
abspielen. Laufzeit 5 Minuten.
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«Jerschalaim Jerusalem» von Michail Bulgakow 1/2

Michail Bulgakows «Der Meister und Margarita» enthält als Roman im Roman eine selbständige Erzählung, die sogenannten Pilatus-Kapitel. Sie liegen dem Hörspiel zugrunde. In ihnen erzählt Bulgakow frei von der Beschreibung übernatürlicher Ereignisse von den letzten Tagen des Jeschua Han-Nasri.

Hauptaugenmerk liegt aber auf Pontius Pilatus, der als greiser und kranker Statthalter Roms despotisch über Jerusalem herrscht. Sein seltsamer Gefangener Jeschua, der mehrere Sprachen spricht und davon überzeugt ist, dass kein Mensch auf der Welt böse ist, gerät in das Getriebe politischer Machtkämpfe und widerstreitender Interessen von Besatzern und Besetzten. Obwohl von Jeschuas Unschuld überzeugt, opfert Pilatus den «wahnsinnigen Philosophen» aus Feigheit.

Dann gibt es Levi Matthäus, bei Bulgakow der einzige Jünger Jeschuas, der ihm zwar treu ergeben ist, aber meist etwas völlig anderes niederschreibt, als dieser gesagt hat. Eine weitere Figur kommt vor: die des Geheimdienstchefs Afranius. Und auch die Geschichte Judas wird neu erzählt.

Nicht dem Heilsgeschehen, das noch als utopische Prophezeiung aus der Geschichte herausklingt, galt das Hauptinteresse Bulgakows, sondern den Mechanismen der Macht, mit ihren Intrigen und dem Verrat, der Bespitzelung und Überwachung der Gegner.

Mit: Michael Degen (Erzähler), Ulrich Wildgruber (Jeschua), Thomas Holtzmann (Pontius Pilatus), Hermann Lause (Levi Matthäus), Gerlach Fiedler (Marcus Rattenschlächter), Franz Josef Steffens (Henker), Fritz Schediwy (Afranius), Marcus Bluhm (Judas), Annette Paulmann (Nisa) sowie Rolf Hoppe und Balduin Baas

Aus dem Russischen von Thomas Reschke - Musik: Klaus Buhlert - Hörspielbearbeitung und Regie: Jörg Jannings
Produktion: NDR 1991 - Dauer: Teil 1: 60' und Teil 2: 94'

Michail Bulgakow (1891-1940), der als einer der grössten russischen Satiriker gilt, hatte sehr unter der stalinistischen Zensur gelitten. So durften seine Dramen nicht aufgeführt und Prosawerke nicht publiziert werden. «Der Meister und Margarita» (1928-1940) konnte erst 1966 in zensierter Form publiziert werden, fand aber sein Publikum, das auch die gestrichenen Stellen durch illegale Kopien und auswendig gelerntes Rezitieren lebendig erhielt. Seit 2012 liegt die vielbeachtete Neuübersetzung des Romans durch Alexander Nitzberg vor.

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