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Gruppenbild mit islamischen Intellektuellen und Rabbi Michel Serfaty vor dem Bataclan in Paris, in welchem am 13. November 2015 anlässlich eines Terroranschlages 89 Menschen starben.
zvg Charles Liebherr
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Unterwegs mit Rabbi Michel Serfaty in den Pariser Banlieues

Auch eine Serie von mörderischen Terroranschlägen in den Strassen von Paris und vor dem Stade de France in Saint-Denis bringen Michel Serfaty nicht von seinem Weg ab. Seit Jahren zieht es den Rabbiner von Ris-Orangis in die Banlieues rund um Paris, fast täglich.

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Dort, wo sich viel soziale Verwahrlosung und wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft eingenistet hat, setzt sich Michel Serfaty für eine bessere Verständigung zwischen Juden und Muslimen ein. Er zeigt sein Gesicht und reicht die Hand, scherzt, lacht und debattiert. Sein Credo: Nur mit Aufklärung und Bildung lässt sich wirkungsvoll gegen die Radikalisierung der meist jungen Menschen kämpfen.

Wir begleiten Michel Serfaty an drei Schauplätze.

Im Pariser Vorort Champigny stellt der Rabbiner von Ris-Orangis seinen farbigen Bus mitten in grauen Wohnsilos ab. Nicht selten wird er in der Banlieue verspottet und verachtet. Andere würden vor einer solchen Wand von Hass, Wurt und Verachtung umkehren. Michel Serfaty macht das Gegenteil. Er lädt Kinder zu Couscous und Tee ein und diskutiert. So erreicht er auch deren Mütter und nicht selten erlebt er, dass die aufgestauten Vorurteile innert Minuten in sich zusammenfallen.

In Paris vor dem Konzertlokal Bataclan, in welchem die Terroristen 89 junge Menschen töteten, ruft er dazu auf, sich nun noch stärker für die Aussöhnung von Juden und Muslimen einzusetzen. Das Bataclan, dessen Besitzer jüdischen Glaubens sind, sollte in seinen Augen ein Mahnmal und eine Gedenkstätte werden für diesen Schulterschluss unter den Religionen.

Zurück in der Banlieue besucht Michel Serfaty eine Moschee und deren islamische Schule. Zu seiner grossen Überraschung verstehen sich die muslimischen Lehrer und der Imam in erster Linie als Franzosen. Der Unterricht in der Grundstufe folgt dem Konzept von Maria Montessori. In der Grundstufe unterrichten immer zwei oder drei Lehrerinnen gemeinsam, um jedes Kind individuell zu fördern.

«Hier fallen Vorurteile. Hier fallen Tabus», stellt der Rabbiner von Ris-Orangis nach seinem Besuch fest. Ein besonderer Tag sei das gewesen, fügt Michel Serfaty an. Ein Tag, der Anlass zu Hoffnung gibt.

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