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Spielstätte Hinter dem Rheindamm (Hiandaram Tamm) in Diepoldsau
SRF
abspielen. Laufzeit 55 Minuten 32 Sekunden.
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«Hìandaram Tamm» in Diepoldsau, im Jahr 1923

Das Freilichttheater der «Theatergruppe Rhybrugg» zeigt mit viel Sprachwitz, aber ungeschönt die ärmlichen Verhältnisse und die soziale Enge im Sankt Galler Rheintal zur Zeit des Rheindurchstichs. Ein starkes Stück im markanten «Tipìlzouar» Dialekt

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Unschuldige Jugendliebe gegen strenge Sitten
Die beiden Teenager Anna und Köbi treffen sich ungeniert und unbegleitet in den Büschen am Rheinufer zum Baden. Das passt dem Pfarrer nicht. Das passt dem (Stief)Vater nicht. Und im Dorf zerreissen sich alle das Maul darüber: Typisch für diese Familie, ist ja nicht das erste Mal, dass Schande über sie kommt. Hilda, die Mutter, lässt sich das Vertrauen in ihre Tochter nicht erschüttern von der «tumma Schnoara» der Leute.
 
Der historische Hintergrund
Wir sind im Jahr 1923, zur Zeit des sogenannten Rheindurchstichs: Der Rheinkanal ist im Bau und wird Diepoldsau, das in einer grossen Flusschschlaufe liegt, quasi zur Insel machen. Anna und Köbi verschwinden tagelang im sogenannten Niemandsland des späteren neuen Flussbetts. Nun ist aber der Kanal fertig und der Sperrdamm soll unter grosser öffentlicher Anteilnahme gesprengt und das Niemandsland geflutet werden. Hilda versucht es zu verhindern, solange die Kinder nicht wieder aufgetaucht sind. Wie es ausgeht, wird hier natürlich nicht verraten...
 
Oral History und «Tipìlzouar» Dialekt
Das Stück «Hìandaram Tamm» des Vorarlberger Theatermachers Tobias Fend ist entstanden auf der Basis von Dutzenden von Interviews, die Berta Thurnherr und ihre Schwester Maria Schmid in den 80er Jahren mit älteren DiepoldsauerInnen geführt haben. Die alltäglichen Abläufe im Haus und bei der Arbeit, der damals geläufige Wortschatz, aber auch die schwierigen sozialen Verhältnisse mit Armut und Arbeitslosigkeit, mit hoher Kindersterblichkeit und geistiger Enge wirken deshalb im Stück äusserst authentisch. Dafür, dass auch die Sprache stimmt, sorgt die Übersetzung durch Berta Thurnherr, Mundartautorin und profunde Kennerin dieses auch heute noch sehr speziellen Dialekts von Diepoldsau, eine ziemlich eigenständige Mischung zwischen Sankt Galler Rheintal und Vorarlberg.
 

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