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Wenn viel gestorben wird, macht sie Überstunden: Stefanie Freiermuth (35).
SRF
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Hinter den Kulissen: Der grösste Friedhof der Schweiz

Der Friedhof am Hörnli in Riehen bei Basel ist mit über 50 Hektaren der grösste Friedhof der Schweiz. Pro Jahr finden dort über 4500 Kremationen statt und über 1700 Bestattungen. Da braucht es Mitarbeiter, die auf dem Friedhof zum Rechten schauen. Radio SRF 1 schaut ihnen über die Schultern.

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Sandra Bernasconi ist eine gepflegte Persönlichkeit. Sie ist gut gelaunt; mit ihr könnte man Pferde steheln. Niemand würde auf den Gedanken kommen, dass diese Frau jeden Tag mit dem Tod zu tun hat. «Ich liebe meine Arbeit. Ich bin mit Herzblut dabei!« sagt sie.

Schon als Kind den Friedhof besucht

Sandra Bernasconi arbeitet auf der Administration im Friedhof am Hörnli. Bei ihr melden sich Menschen, die soeben einen Angehörigen verloren haben und nun ein Grabplatz suchen. «Ich weiss ganz genau, wie ich mit einer Trauersituation umgehen muss. Ruhig, entgegenkommend, verständnisvoll.»

Der Tod hat sie schon als Kind interessiert. «Während meine Schuelgschpänli ins Kino gingen, besuchte ich den Friedhof.»

«Hier redet keiner mehr mit mir»

Auch Stefanie Freiermuth ist fasziniert vom Tod. Sie ist 35 Jahre alt. Ihre Arbeit unter anderem: Die Särge mit Hilfe eines Kranes aufs Förderband hieven und dann den Brennvorgang auslösen. Sie arbeitet im Krematorium.

«Früher arbeitete ich in einem Sportartikelgeschäft und hatte viele Leute um mich rum.» Sie lacht. «Hier redet keiner mehr mit mir.»

16 Särge werden dort jeden Tag verbrannt. Nach dem Brennvorgang muss die Asche mit einem Magnet durchsucht werden, ob sich nicht Teilchen darin befinden, die sich in der Urne nicht zersetzen. Handarbeit.

Während dieser Arbeit denke sie eigentlich an nichts. Nur manchmal, wenn viel Asche aus dem Ofen komme, überlege sie sich, wie gross diese Person gewesen sein könnte. «Und bei wenig Asche...» – sie macht eine Pause - «...wie alt das Kind war.»

Sarg Mitten auf dem Friedhof stehen gelassen

Auch der Friedhofsverwalter Marc Lüthi hat ein unkompliziertes Verhältnis zum Tod. «Er gehört zu uns. Er gehört zum Leben.» Er ist der Leiter des grössten Friedhofes der Schweiz. Lüthi sagt: «Auf diesem Friedhof gibt es nichts, was es nicht gibt.»

Zum Beispiel, als eine muslimische Beisetzung in einem Fiasko endete. Die Angehörigen wollten den Sarg mit dem Verstorbenen selber zu Grabe tragen. «Weil sie aber nicht recht wussten, wo das Grab mit dem Loch war, liessen sie den Sarg kurzerhand Mitten auf dem Friedhof stehen und suchten die Grabfelder ab.»

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