«Grossvater und Halbbruder» von Thomas Hürlimann

«Grossvater und Halbbruder» spielt während des 2. Weltkriegs in einer Badeanstalt am Bodensee. Der Krieg ist für die Dörfler fern, nämlich drüben am deutschen Ufer. Bis ein Fremder auftaucht, der sofort als «Jud» identifiziert wird. Der behauptet jedoch, ein Halbbruder von Hitler zu sein.

Ob Lüge oder nicht: Der Grossvater lässt diesen Alois in seiner Badi überwintern. Fast scheint es, als würden die beiden Freunde. Aber dann dreht der Krieg, Friedrichshafen brennt und den Nazi-Sympathisanten geht es an den Kragen.

Hürlimanns Stück und der praktisch zeitgleich angelaufene Film «Das Boot ist voll» von Markus Imhoof lösten zu Beginn der 80er Jahre und somit lange bevor eine Historiker-Kommission eingesetzt wurde zum ersten Mal breite Diskussionen über die Rolle der offiziellen Schweiz während der NS-Zeit aus. Gleichzeitig kann es mit heutigen Ohren auch als eine frühe Auseinandersetzung mit der heiklen Asyl-Thematik aufgefasst werden, liefert es doch ein punktgenaues Abbild der helvetischen Mentalität im Umgang mit dem Fremden.

Mit: Sigfrit Steiner (Grossvater Ott), Otto Sander (Alois), Thomas Hürlimann (Erzähler), Beatrice Kessler (Theres Ott), Marcus Fritsche (Hans Hürlimann), Renate Steiger (Schnauztante), Gilles Tschudi (Tötschlivetter), Walo Lüönd (Lehrer Tasso Birri), Reinhard Spörri (Kantonsrat), Heinz Bühlmann (Kaplan), Michael Gempart (Donati), Paul Lohr (Wachtmeister)

Regie: Nicolas Ryhiner, Produktion: SR DRS 1982, Dauer: 89'

Thomas Hürlimann , der am 21. Dezember 60 Jahre alt wird, ist in der Radio-Fassung von «Grossvater und Halbbruder» als sehr persönlicher Erzähler seiner eigenen Geschichte zu hören. Im Anschluss an das Hörspiel blickt Thomas Hürlimann auf seine Karriere als Schriftsteller zurück.

Aus urheberrechtlichen Gründen können wir Ihnen von diesem Hörspiel nur einen Ausschnitt anbieten: Sigfrit Steiner (Grossvater) und Otto Sander (Halbbruder).