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Dreiteilige Anzüge, Krawatten und Krawattennadeln. Die Wiederauferstehung des «Grossen Gatsby» ist auch in der Mode ein wichtiges Ereignis.
Jeroen van Rooijen
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Und ewig lockt der Gatsby

Die Wiederauferstehung des «Grossen Gatsby», dargestellt von Leonardo DiCaprio, ist nicht nur für das Filmfestival in Cannes und die Kinobranche ein wichtiges Ereignis, sondern auch für die Mode.

Obwohl das Buch von Scott F. Fitzgerald seit seinem Erscheinen im Jahre 1925 etliche Male verfilmt worden ist, fasziniert auch die neuste Interpretation von Regisseur Baz Luhrmann wieder.

Zum einen ist es wohl ein sehr gutes Buch, welches das Lebensgefühl der zwanziger Jahre in New York sehr genau beschreibt. Zum anderen ist Gatsby gerade für die Modedesigner, die als Transmitter von Lebensgefühlen immer nach neuen Rollen suchen, der ideale Gegenpol zum derzeit tonangebenden, eher spröden Streetstyle-Realismus. Denn was kann nach dem Hipsterstil mit Jeans & T-Shirts von heute noch kommen? Mehr Pracht natürlich.

Die zwanziger Jahre waren eine Zeit von Luxus, Reichtum und Müssiggang. Die, die es sich leisten konnten, lebten diese Träume ungehemmt. Die Männer kleideten sich in leichte, helle Stoffe. Dazu gehörten dreiteilige Anzüge, Krawatten und  Krawattennadeln, Einstecktücher, selbst gebundene Fliegen, Manschettenknöpfe oder zweifarbige Schuhe.

Die Haare wurden mit Pomade streng aus dem Gesicht gekämmt. Die Damen trugen kniekurze, luftige Kleider aus fliessender Seide. Damals war es sehr neu, dass man das Bein zeigte. So neu wie die kurzen Haarschnitte und der auffallende, grafische Schmuck jener Zeit. Man nannte diese jungen Frauen ihrer flatterhaften, nachtaktiven Natur wegen auch «Flapper-Girls». Sie trugen Haarbänder, lange Perlenketten, Federboas oder Jäckchen aus Marabufedern. Man schminkte sich und informierte sich über die neueste Mode aus Paris.

Jede Version von «The Great Gatsby» huldigte zwar den Twenties, genau genommen der Sommer 1922, in dem die Geschichte spielt. Auch die neueste Version des Films trägt die Handschrift unserer Zeit. Zwar hat sich Kostümdesignerin Catherine Martin sehr tief ins Thema reingekniet und eine unglaubliche Material- und Stilrecherche betrieben, doch ist der Gatsby, der jetzt ins Kino kommt, sicher auch ein Gatsby des 21. Jahrhunderts, für ein Publikum, das an James Bond und Lady Gaga gewöhnt ist. Für Gesprächsstoff unter Experten sorgen jetzt schon die tief gezogene Ausschnitte im Stil der fünfziger Jahre so etwas hätte es damals nicht gegeben, aber die Dramaturgie und die Charaktere erfordern heute solche Massnahmen.

Für die Männermode zeichnet etwa die US-Firma Brooks Brothers verantwortlich sie bringt in den USA gerade eine Gatsby-Sonderkollektion auf den Markt. Die Firma Prada stellte für den Film ausserdem vierzig Kostüme für die Damen bereit. Die Kreationen sind aus der aktuellen Kollektion von Miu Miu und für das Kinoereignis adaptiert worden. Designerin Miuccia Prada hat dazu eng mit der «Gats­by»-­Kostümbildnerin Catherine Martin zusammengearbeitet. Prada schickt die Kostüme nun auf eine Wanderausstellung rund um den Globus. Auch das Schmuckhaus Tiffany & Co., das an der Ausstattung des Filmes beteiligt war und nun die Sonderkollektion «The Great Gatsby by Tiffany & Co.» lanciert, darf sich freuen. Dasselbe lässt sich von den Strumpfkollektionen des Schweizer Spezialisten Fogal sagen, die jetzt auch in den Geschäften der Marke zu finden sind.

Jeroen van Rooijen

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