Die Chromstahlküche, die Sara Hochuli nutzt, stammt aus der Kantine eines grossen Telekommunikationsunternehmens. Die Küche sollte entsorgt werden. Doch Hochuli hat sie gerettet. In der Backstube der erfolgreichen Tortenkünstlerin hat sie längst nicht ausgedient.
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Bild 1 von 9. Früh übt sich, wer Meisterin werden will. Kochen und backen interessierten Sara Hochuli schon als kleines Kind. Bildquelle: zVg Sara Hochuli.
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Bild 2 von 9. Sara Hochuli wuchs in Gossau als Einzelkind auf. Der Vater war Mitinhaber einer Schreinerei und die Mutter Drogistin. Von ihm abgefärbt hat die Liebe zum Handwerk, von der Mutter lernte sie Resilienz. Bildquelle: zVg Sara Hochuli.
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Bild 3 von 9. Der Grundstein für die spätere Karriere wurde früh gelegt. Der Vater hat ihr zu Weihnachten ein Gerät geschenkt, das die kleine Sara begeisterte. Bildquelle: zVg.
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Bild 4 von 9. Mit einem Kinderbackofen ging es los. Bildquelle: SRF Screenshot.
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Bild 5 von 9. Und gipfelte im Café und Tortenatelier «Miyuko», welches Sara Hochuli seit 2011 mit ihrem Lebenspartner Dominik Grenzler betreibt. Bildquelle: zVg, Foto: Manuel Vargas Lepiz.
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Bild 6 von 9. Die Japanliebe zeigt sich auch in der Gestaltung ihres Cafés. Bildquelle: SRF Screen.
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Bild 7 von 9. Zwischen Manga, Matcha und Zuckerhandwerk. Bildquelle: zVg.
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Bild 8 von 9. Als Andenken an ihr Island-Abenteuer brachte Sara Hochuli eine besondere Skulptur mit nach Zürich: Yoshi, einen pinken Oktopus. Die 2,5 Meter hohe und 3 Meter breite 3D-Figur war ursprünglich aus Styropor gefertigt und zierte das Dach ihres Cafés in Reykjavik. Heute ziert Yoshi die Decke ihrer Backstube. Bildquelle: zVg.
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Bild 9 von 9. Als kleines Mädchen träumte sie von einer goldenen Küche. Heute ist ihre Backstube eher «silbrig», wegen des Chromstahls – doch im übertragenen Sinne sei sie goldig, weil es «wahnsinnig schön ist, dort zu arbeiten», sagt die 44-Jährige. Bildquelle: zVg.
Crashkurs statt Lehre
Sara Hochuli absolvierte keine klassische Confiseur-Lehre. «Ich war als Teenager ein Morgenmuffel». Um vier Uhr aufstehen, war nicht ihr Ding. «Learning by doing» war die Devise. Ihr Wissen eignete sich die gelernte Grafikerin als exzessive Hobby-Bäckerin an.
Schliesslich besuchte sie einen zehntägigen Crashkurs in Stuttgart, der eigentlich für Profis konzipiert war. Der Kurs habe sie gefordert, aber das Tempo und die Präzision des professionellen Handwerks nahm sie mit. 2011 eröffnete sie zusammen mit ihrem Partner ein Café und Tortenatelier in Zürich.
Abenteuer im hohen Norden
2016 wagte Sara Hochuli ein neues Abenteuer: Sie eröffnete ein Café in Island. Es war «Sehnsucht nach dem Norden und dem harschen Land», das sie auf die Insel zog. Reykjavik empfand sie als lebendige, künstlerische Stadt. Die Eröffnung war jedoch von Herausforderungen geprägt, ähnlich wie in Zürich: Bewilligungen und Verzögerungen machten den Weg steinig. Sie pendelte zwischen Zürich und Island, während ihr Partner das Zürcher Café managte.
Nach drei Jahren war Schluss. Schicksalsschläge machten Sara Hochuli einen Strich durch die Rechnung. Das Unternehmen hätte mehr finanzielle Mittel oder eine lokale Partnerschaft benötigt, ihr Lebenspartner Dominik hatte gesundheitliche Probleme, ihr Vater starb, und die Küchenchefin verlängerte den Vertrag nicht mehr, resümiert Hochuli. «Es war schmerzhaft, aber klar.»
Kunsthaar-Perücken in allen Farben und Formen
Von ihren Eltern hat Sara Hochuli die Liebe zum Handwerk und Resilienz mit auf den Lebensweg genommen. Die Fähigkeit, immer wieder einen Weg zu finden, egal was kommt, habe sie von der Mutter gelernt und das präge sie bis heute.
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Bild 1 von 3. Sara Hochuli hat in einem Praktikum gelernt, wie man Kunsthaarperücken knüpft. Bildquelle: SRF Screen.
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Bild 2 von 3. Das knüpfen von Kunsthaarperücken verbindet ihre Leidenschaft für das Handwerk und ihre Liebe zu Japan. Mangas, die japanischen Comicfiguren, haben auch farbige Haare. Bildquelle: zVg, Foto: Manuel Vargas Lepiz.
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Bild 3 von 3. Die Kunstfasern seien in Japan entwickelt worden, sagt Sara Hochuli. Das Knüpfen von Kunsthaarperücken braucht Geduld und das hat die Künstlerin, wie sie sagt. Bildquelle: SRF Screen.
Nach der Grafikerausbildung und einem Abstecher in der Werbebranche fand Sara Hochuli eine neue Berufung, die all ihre Leidenschaften und ihre Liebe zu Japan verband. In einem Praktikum lernte sie das Knüpfen von Kunsthaarperücken. Die Fasern wurden in Japan entwickelt und in Mangas haben die meisten Figuren farbige Haare, meint Hochuli.
Die feine und geduldige Arbeit des Perückenknüpfens hat Sara Hochuli als meditativ empfunden. «Ich liebe es Sachen zu machen, die wahnsinnig viel Geduld brauchen und schwierig sind», sagt sie. Eigenschaften, die sie auch für ihre kunstvollen Patisserie-Kreationen braucht.
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Bild 1 von 4. Eine Kreation aus Sara Hochulis Tortenatelier, die das junge Publikum ansprechen dürfte. Bildquelle: zVg.
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Bild 2 von 4. Jede Torte ist individuell. Bildquelle: zVg.
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Bild 3 von 4. Eine Geburtstagstorte. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Sara Hochuli liebt es, schwierige Aufgaben zu lösen. Bildquelle: zVg.
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Bild 4 von 4. Eher klassisch, aber nicht weniger kunstvoll ist diese Kreation. Bildquelle: zVg.
Eine Torte fürs Handgelenk
Sie war gerade Mitte 30, als der Creative Director von Swatch durch einen Zeitungsartikel auf Sara Hochuli aufmerksam wurde. Ein Highlight in ihrer vielseitigen Karriere verdankt sie ihm. Sie erhält den Auftrag eine Uhr zu designen. Etwas, das sie fast überfordert hat, weil es keine Vorgaben gab. «You are the artist», hiess es. Als sie sich auf ihr Handwerk besann, ging es voran. Nicht nur die Uhr auch deren Verpackung gestaltete sie als Torte.
Die Uhr wurde zu einem begehrten Sammlerobjekt. Ihr persönliches Exemplar stellte Sara Hochuli in ihrem Café aus, bis zum Tag, als die Uhr gestohlen wurde. Eine Kundin, die vom Diebstahl erfahren hat, war so entsetzt, dass sie sich an die Uhrenherstellerin wandte. Erfolgreich. Es gab noch ein Exemplar im Lager, das nun wieder bei seiner Schöpferin ist.