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Digital 10 Jahre SRF Digital: Tablets schon vor 10 Jahren vorhergesagt

Vor 10 Jahren haben wir uns mit einem «Zukunfts-Periskop» aus dem Fenster gelehnt und auf DRS 3 prognostiziert, welche Technologien im Jahr 2036 zu unserem Alltag gehören werden. Nun feiern wir das 10-jährige Bestehen und finden: ein guter Zeitpunkt für einen Realitäts-Check.

Welche Technologien werden sich in 30 Jahren durchgesetzt haben? Diese Frage beantworteten wir vor 10 Jahren auf DRS 3 (Beiträge aus dem Archiv zum Anhören unten). Wir möchten aber nicht mehr bis 2036 warten, um zu sehen, mit welchen Prognosen wir ins Schwarze getroffen haben und mit welchen nicht. Stattdessen nutzen wir unser Jubiläum 10 Jahre SRF Digital, um heute schon die Vorhersage zu überprüfen.

Daumen hoch!
Legende: Digitalredaktion: Win! SRF

Hier lagen wir richtig

So stellten wir uns vor 10 Jahren einen typischen Morgen vor im Jahr 2036: Wir lassen uns mit dem «Infoboard» wecken. Hinter dem – zugegebenermassen – etwas lahmen Namen versteckt sich aus damaliger Sicht etwas aufregendes: Ein vernetzter Computer, der nur noch ein Display ist, uns alle möglichen Informationen liefern und mit Sensoren unsere wichtigsten Körperwerte messen kann. So kann das «Infoboard» dann den optimalen Weckzeitpunkt bestimmen.

Wecker, die solche Funktionen eingebaut haben, gibt es seit Jahren und dem «Infoboard» sagen wir heute Tablet. Der damalige Apple-Chef Steve Jobs präsentierte es erstmals am 27. Januar 2010 in San Francisco auf einer Keynote vor Vertretern der internationalen Presse - vier Jahre, nach dem wir es durch unser «Zukunfts-Periskop» bereits gesehen hatten.

Audio
Mona Vetsch: «Die Digitalmenschen - weisch wie sind die eingefahren bei uns!»
03:20 min
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 20 Sekunden.

Schon zwei Jahre früher tauchte das Konzept eines digitalen Schrittzählers auf. Der Fitbit Tracker läutete die rasante Erfolgsgeschichte der «Fitness-Armbänder» und der Quantified Self-Bewegung ein. Die heute beliebten Armbänder werden aber lediglich ein Übergangsphänomen sein: Weltweit arbeiten Forscherteam an Sensoren, die so klein sind, dass wir sie zum Beispiel direkt in eine Vene spritzen können. Dort messen sie dann in Echtzeit verschiedene Blutwerte und übertragen sie an unser Smartphone.

Das «Moodboard»

Als wir 2006 durchs «Zukunfts-Periskop» blickten, war «Musik hören» gleich «Musik besitzen»: Wir kauften uns eine CD oder – fortschrittlich – wir kauften uns einen Track in iTunes und luden ihn herunter auf die Festplatte des Computers. Dass es einmal Dienste geben wird, die uns gegen eine Abo-Gebühr fast alle Musik der Welt vorspielen können, ohne dass wir sie besitzen, schien weit weg.

Mit «Spotify Running» wurde unser «Moodboard» schnell Realität.
Legende: Mit «Spotify Running» wurde unser «Moodboard» schnell Realität. Screenshot

Dennoch ahnten wir die Entwicklung dahin. Wir sahen das «Moodboard», eine «supermoderne Jukebox, die unseren Musikgeschmack kennt und aus tausenden von Sendern einen persönlichen Mix zusammenstellt». Doch nicht nur das: Das Moodboard sollte uns auch bereits im Bad «den ersten Song des Tages abgestimmt auf den Rhythmus unserer Herzfrequenz» abspielen.

Wir hatten die richtige Vision: Heute sind Streaming-Dienste nicht nur für Musik etabliert und immer erfolgreicher – sie kennen auch unseren Musikgeschmack und «Spotify Running» passt die Auswahl der Songs automatisch unserem Laufrhythmus an.

Übrigens: Bei unserem «Moodboard» aus dem Jahr 2036 mussten wir regelmässig Firmware-Updates aus dem «Omni-Net» herunterladen, um die Funktionen zu verbessern. Hätten wir damals schon von den heutigen Update-Orgien unserer Smartphones gewusst, wäre uns das alles andere als eine Zukunftsvision vorgekommen. Und das neue Internet «Omni-Net» könnte heute beispielsweise einfach «Facebook» heissen.

Roboterisierung des Haushalts und der Arbeitswelt

Es ist kein Zufall, dass wir uns nicht nur Digital-Redaktion nennen, sondern oft auch – scherzhaft – Roboter-Redaktion.

Schafe und ein Rasenmäh-Roboter.
Legende: Mäh-Roboter sind die neuen Schafe. Reto Widmer / SRF

Denn Roboter waren in den letzten 10 Jahren oft ein Thema bei uns. Und so hatten sie auch im «Zukunfts-Periskop» verschiedene Auftritte. Wir prophezeiten fürs Jahr 2036 Roboter, die uns alle Arbeit im Haushalt abnehmen und 4-Stunden-Abeitstage bescheren, weil die meiste Arbeit von Robotern erledigt wird.

Eine Folge davon: 2036 müssen wir uns immer mehr Mühe geben, uns von den Robotern noch zu unterscheiden, damit niemand auf die Idee kommen kann, wir seien überflüssig.

Roboter haben uns heute den Haushalt noch nicht komplett abgenommen. Sie leisten aber immerhin als Staubsauger und Rasenmäher gute Dienste in Wohnungen und Gärten, die sich dazu eignen. Viel schneller als von uns erwartet scheint aber die nächste «Roboterisierungs-Welle» in der Arbeitswelt einzuschlagen: Die Frage, was wir in Zukunft überhaupt noch arbeiten werden ist spätestens seit einer Studie der Universität Oxford vor gut einem Jahr und einem dazu entwickelten «Überflüssigkeits-Check» ein Dauerbrenner (siehe dazu auch die Hintergrundsendung «Input» vom 22.11.2015).

Daumen runter!
Legende: Digitalredaktion: Fail! SRF

Hier lagen wir daneben

Wir sagten für die Zukunft eine «massive Verschärfung» der Spam-Problematik voraus. Spam – was? Die Entwicklung hat uns überrollt: E-Mails mit Viagra-Empfehlungen und ähnlichem fluten heute zwar immer noch das Internet, kommen dank intelligenten Algorithmen (wir sagten denen vor 10 Jahren «Anti-Spam-Net-Agents») aber kaum mehr bis in den Posteingang. Spam haben wir nicht besiegt, aber im Griff. Ob wir E-Mails unter der Dusche lesen wollen, wie das 2036 scheinbar jeder tut, muss jeder für sich selber entscheiden. Technisch wäre es heute nur schon mit einem wasserdichten Smartphone machbar, statt E-Mails führen wir uns aber eher die letzten Facebook-Posts und Twitter-Meldungen zu Gemüte.

Audio
Fabio Nay: «Dureknallt - würkli!»
03:36 min
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 36 Sekunden.

Die Bedeutung der E-Mails für die Zukunft haben wir vor 10 Jahren klar überschätzt. Und komplett Reich der Science-Fiction-Fantasien gehört unser «Hydro-System» mit der «magneto-aktiven Wasser und Feuchtigkeitssperre gegen Schimmel».

Autonome Autos

Unser grösster Flop beim «Zukunfts-Periskop» ist, dass wir vor 10 Jahren eine technische Vision weder richtig noch falsch vorausgesagt, sondern komplett ignoriert haben: Autos, die selber fahren. Ein Grund dafür könnte sein, dass solche Fahrzeuge über Jahrzehnte in Filmen derart präsent waren, dass wir die Technologie zu sehr in die Ecke der abgehobenen Science-Fiction-Klassiker abgeschoben hatten.

Wir fahren ein Auto, das selber fährt
Legende: Wir fahren ein Auto, das selber fährt Peter Buchmann / SRF

Vor zwei Jahren sassen wir dann in genau so einem Auto, einem BMW, der auf der Autobahn bei 120 Sachen selber fuhr und Überholmanöver einleitete. Es war ein Prototyp – aber kurze Zeit später war es soweit: Die Technologie, die für uns zu sehr von Science-Fiction-Fantasien besetzt war, hielt Einzug in Serienfahrzeugen wie zum Beispiel dem Tesla S in Form von teil-autonomen Assistenzsystemen.

Aktuell geht die Diskussion bereits in die Richtung, dass autonome Fahrzeuge als eine ernst zu nehmende technische Lösung betrachtet werden, um die Kapazität auf unseren Strassen zu erhöhen und so Staus zu vermeiden.

Unsere Lösung vor 10 Jahren dazu hiess «Intelligentes Traffic Guide System». Na ja: Sowas ist bei selbstfahrenden Autos selbstredend sowieso eingebaut.

Abwägen.
Legende: Digitalredaktion: Hmmm ... (knapp daneben ist auch daneben) SRF

Hier dachten wir zu umständlich

Im Jahr 2036 sitzen wir zu Hause in einem Raum, umgeben von «aktiven Bion-Plasma-Monitoren», die uns eine «komplett realisierte virtuelle Büro-Umgebung erzeugen» prophezeiten wir. Auch virtuelle Universitäten sind möglich durch «holographische Kinos».

Wieso so umständlich? Virtuelle Realität: Ja klar. Aber doch nicht so, sondern mit Brillen! Aber die waren in den 1990er-Jahren eben derart monströs und abgefahren, dass wir uns vor 10 Jahren nicht vorstellen konnten, dass sie irgendwann doch noch Realität werden könnten.

Heute wissen wir es besser: Sie sind da!

Weiterlesen: Das sind die fünf wichtigsten Veränderungen der letzten 10 Jahre

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