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Digital Ein Netz für plaudernde Maschinen

Nicht nur Menschen, auch Gegenstände werden zunehmend mit dem Internet verbunden. Doch klassische Mobilfunknetze sind überfordert damit, Milliarden Geräte ans Internet zu hängen. Für die gewaltige Vernetzungsaktion setzt man deshalb auf Schmalband-Kommunikation.

Feuermelder, Fahrradschlösser, Smart-Energy-Meter, Fernseher, Waschmaschinen und Fitnessarmbänder: Immer mehr dieser Geräte können heute miteinander kommunizieren. So meldet das Fitnessarmband etwa den Puls und die Waschmaschine das Ende eines Waschganges. Bis ins Jahr 2020, so wird geschätzt, sollen gut 50 Milliarden Geräte in Betrieb sein, die Informationen austauschen.

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Wenn Milliarden von Geräten miteinander plaudern (SRF 3)
03:15 min
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Dazu braucht es neue Netzwerke, die möglichst kostengünstig sind und den Geräten wenig Leistung abverlangen. Denn niemand hat Lust, bei 50 Milliarden Geräten ständig die Batterien zu wechseln. Die französische Firma Sigfox setzt darum auf ein Schmalband-Netzwerk, das nur für die Kommunikation von Gerät zu Gerät reserviert ist.

In Frankreich ist dieses Netz schon in Betrieb, ebenso in Teilen der Niederlande sowie von Spanien und Russland. Bis 2015 soll auch im Vereinigten Königreich ein Sigfox-Netz stehen.

Geräte fassen sich bei Gesprächen kurz

Der Vorteil der Schmalband-Kommunikation ist nicht nur der geringe Energieverbrauch, dank dem Batterien von kleinen Geräten und Sensoren bis zu 20 Jahre halten sollen. Ein solches Netzwerk kann auch viel mehr Verbindungen gleichzeitig bewältigen als etwa das normale Mobilfunk-Netzwerk.

Eine Weltkugel mit Menschen und Geräten darum herum.
Legende: Das Internet der Dinge: Bis 2020 sollen 50 Milliarden Geräte miteinander kommunizieren können. Wikipedia

Dafür ist die Datenmenge beschränkt: Im Sigfox-Netz zum Beispiel können nur 100 Bits pro Sekunde übertragen werden. Das ist rund 1000 Mal weniger als in einem 4G-Netzwerk, über das moderne Handys telefonieren.

Doch bei der Kommunikation zwischen Gerät und Gerät spielt diese Beschränkung aber keine grosse Rolle. Dort ist die Datenmenge der einzelnen Nachrichten sowieso klein: Ein Feuermelder führt keine langen Telefongespräche und lädt sich übers Netz auch keine Videos herunter.

Er muss bloss ein kleines Signal senden: dass es brennt.

Plug-and-Play-Netzanschluss

Schmalband-Netzwerke sind etwa für die so genannten «Smart-Cities» interessant, deren Infrastruktur schon auf die Kommunikation von Gerät zu Gerät angelegt ist. Etwa dank Sensoren, die Angaben zum Wasser- und Stromverbrauch der Bewohner machen oder den Verkehr möglichst effizient lenken sollen.

Ein Handydisplay mit einer Feuerwarnung wird in die Kamera gehalten.
Legende: Safe Community Alert Network: Der intelligente Feuermelder alarmiert per Smartphone-Nachricht gleich den Hausbesitzer und im Ernstfall die Feuerwehr. Daniel Hoffman/YouTube

In Frankreich arbeitet Sigfox mit einem Versicherungskonzern zusammen, der seine Feuermelder an das Schmalband-Netz angeschlossen hat. Für Sigfox ist das ein gutes Geschäft: Damit ein Gerät aufs Netz zugreifen kann, braucht es nicht nur einen Chip des Unternehmens, sondern es ist auch eine Service-Gebühr von einem Dollar pro Jahr fällig.

Dafür sind die Geräte sofort mit dem Netz verbunden und müssen vom Benutzer nicht erst mühsam in ein lokales Netzwerk eingebunden werden, von dem aus sie dann zum Beispiel aufs Internet zugreifen könnten. Nach demselben Prinzip funktioniert das «Safe Community Alert Network» im amerikanischen Montgomery County, wo die Feuermelder in ein stadtweites Alarmsystem eingebunden sind.

Schnelles Parken dank Sensoren

Zusammen mit den bereits bestehenden Schmalband-Netzen will Sigfox in den nächsten 5 Jahren insgesamt 60 Länder ans Netz nehmen. Ob die Schweiz auch zu diesen Ländern gehört, ist nicht bekannt. Daneben laufen jetzt schon einzelne Versuche – etwa im Grossraum von San Francisco, wo sich viele Technologie-Unternehmen angesiedelt haben, die Sigfox für seinen Service begeistern will.

Ein Plastik-Sensor mit dem Schriftzug «fastprk»
Legende: Sensoren im Boden: Ein FastPrk-Sensor, wie er in Moskau zum Einsatz kommt, soll in wenigen Minuten installiert sein. FastPrk

Auch in Moskau kommt das Schmalband-Netz schon zum Einsatz: Dort wurden in den letzten Jahren über 10'000 Sensoren in der ganzen Stadt verteilt, die über das Netz nun miteinander und mit einer zentralen Verkehrslenkstelle kommunizieren.

So ist ein intelligentes Parkleitsystem entstanden, das die Autofahrer per Smartphone-Nachricht oder elektronische Anzeigetafeln zum nächsten freien Parkplatz führen soll, ohne dass auf der Suche erst durch die ganze Stadt kurven müssen. In der Stadt mit der angeblich höchsten Verkehrsdichte der Welt wohl keine schlechte Idee.

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