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Digital Früchte finden für alle – mit Mundraub.org

Obstbäume und Sträucher mit Beeren auf Wiesen, Waldrändern und in Städten: Die Natur gibt genug Früchte her, um einen Obstkuchen zu backen. Aber wo finden wir sie? Eine Karte im Internet will uns die Suche erleichtern – ein Selbstversuch.

Ich mag Geocaching, weil die «Schatzsuche» und Schnitzeljagd mich in die Natur führt – oder an spannende Orte in einer Stadt, die ich sonst nicht sehen würde. Das tut auch Mundraub.org. Diese Seite müsste ich also mögen. Es ist eine Karte, auf der andere «Mundräuber» Bäume und Sträucher eingetragen haben, deren Früchte ich pflücken darf. 
Der Cache ist bei Mundraub.org also ein Baum mit Obst oder ein Strauch mit Beeren.

Audio
Auf Früchtesuche mit Mundraub.org (SRF3)
05:56 min
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 56 Sekunden.

Das tönt reizvoll und die Idee dahinter hat ehrenhafte Ziele: Die Karte soll verhindern, dass Obst und Früchte auf öffentlichem Boden ungenutzt auf den Boden fallen und dort verfaulen. Kampf dem Food Waste!

Öffentlich ist nicht immer eine Lizenz zum Pflücken

Die grosse Frage lautet: Was genau ist «öffentlicher Boden»? In der Stadt Zürich beispielsweise stehen rund 11'000 (!) Obstbäume auf «öffentlichem Boden». Die Stadt scheint also ein Paradies zu sein für Obst-Pflücker. Sie ist es dennoch nicht. Viele der Bäume stehen zwar auf öffentlichem Grund, doch oft hat die Stadt die Nutzung der Bäume speziell geregelt und somit freies Pflücken untersagt.

Audio
Gespräch mit Andie Arndt von Mundraub.org
06:31 min
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 31 Sekunden.

Ein Beispiel: Der Obstgarten beim Hotel Zürichberg liegt zwar auf Boden der Stadt Zürich, also öffentlichem Grund. Aber die Stadt hat Vereinbarungen getroffen: mit einem Landwirt, der die Anlage pflegt, und dem Hotel, das die Äpfel erntet und verarbeitet. Umgekehrt ist der Hambergersteig im Zürcher Seefeld mit Brombeersträuchern gesäumt, die ebenfalls auf öffentlichem Boden liegen – und hier steht ein Schild: «Naschen erlaubt».

Die Lage ist also kompliziert. Ein Mundräuber, der auf der Karte einen Baum eintragen will, egal ob in der Stadt oder auf dem Land, müsste sich für jedes Gewächs bei der zuständigen Behörde erkundigen, ob «freies Pflücken» erlaubt ist.

Dieser Aufwand mag ein Grund sein, dass auf Mundraub.org auf Schweizer Gebiet die Anzahl der eingetragenen Bäume und Sträucher sehr überschaubar ist.

Navigation: Noch zu ungenau

Ein anderer Grund, wieso die Webseite noch nicht so durchgestartet ist wie andere Geocaching-Anwendungen: Die Navigation ist zu kompliziert und vor allem gibt es keine App, die mich GPS-genau zu einer Frucht führt.

Die Schweiz auf Mundraub.org - noch nicht so fruchtig.
Legende: Die Schweiz auf Mundraub.org - noch nicht so fruchtig. Screenshot

So kann ich auch auf einer Wanderung leider nicht schnell schauen, ob es in der Umgebung etwas zu pflücken gäbe. Ich muss die Karte zu Hause ausdrucken – und vor Ort merke ich dann schnell, dass die Ortsangaben oft viel zu ungenau sind, um einen einzigen Baum schnell zu finden.

Die Idee mit der App sei nicht neu, sagt Andie Arndt von Mundraub.org (Interview im Audio-Beitrag oben). Doch er hat gute Kunde: «Sie ist in der Entwicklung.»

Wenn es so weit sein wird, werde ich Mundraub.org mögen – nicht nur die Idee dahinter. Heute hält mich die Umsetzung noch davon ab, zum angefressenen Mundräuber zu werden.

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