Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Digital Hobby-Drohnen werden zu treuen Flughunden an unsichtbaren Leinen

Drohnen sind in wenigen Jahren vom schwer steuerbaren Flugmonster zu fast alltäglichen Begleitern geworden. Die neusten Modelle folgen ihrem Besitzer von selbst auf Schritt und Tritt an einer unsichtbaren Leine.

Audio
SR 3-Moderator Philippe Gerber wird die Drohne einfach nicht los.
03:02 min
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 2 Sekunden.

2009 war das Jahr, in dem ich zum ersten Mal Kontakt mit einer Drohne hatte. Ein «Quadocopter 450 ARF» von Reely. Das Fluggerät gab's nun für unter 500 Franken. Allerdings ohne Fernsteuerung und Akku. Dieses (fast zwingende) Zubehör gab's im Geschäft für ein paar hundert Franken zusätzlich zu kaufen.

An Bord hatte der «450er» neben den vier Motoren mit Propellern eine elektronische Steuerung mit Neige-Sensoren. Dadurch konnte der Quadrocopter einigermassen selbständig stabil in der Luft schweben. Aber nur, wenn man das Fliegen einige Stunden geübt hatte. Einfach so «out of the box» gab's vor fünf Jahren nicht viel Kunstflug zu sehen sondern ganz viele Abstürze, wie dieses Video aus unserem Archiv zeigt.

Kaum hatte ich die Abstürze überwunden, begeisterte mich 2010 ein Video der Consumer Electronics Show in Las Vegas. Ein Hersteller zeigte dort die «AR Drohne», ein ufo-ähnliches Etwas aus Styropor, mit aufregenden technischen Merkmalen und integrierter Kamera und – die Sensation! – steuerbar über ein Smartphone. Man musste es nur neigen, schon lenkte man nach links oder rechts und nach vorne oder nach hinten. Noch nie war es so einfach, einen Quadrocopter zu steuern. Dass das Versprechen des Herstellers tatsächlich stimmte, konnte ich einige Monate später selber herausfinden, als ein Arbeitskollege eines morgens so eine Drohne ins Büro steuerte.

Der Urknall

Drohnen und Privatsphäre

Box aufklappen Box zuklappen

Darf ich mit meiner Drohne den Nachbarn beim Sonnenbaden filmen? Darf ich mit meiner Drohne durchs Fenster eines Bürokollegen filmen? Der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte hat zusammengefasst, was es bei der Videoüberwachung mit Drohnen durch Private zu beachten gilt.

Die «AR Drohne» von Parrot löste den Urknall für die Drohnisierung unserer Freizeit aus. Andere Hersteller setzten schnell einen drauf. Zum Beispiel die «DJI Phantom». Diese Drohne nutze als eine der ersten das GPS-System und konnte so automatisch zum Startpunkt zurückfliegen, wenn der Besitzer einen «Alarmknopf» auf der Fernbedienung drückte. Nun konnte beim Fliegen fast gar nichts mehr passieren: Bei Problem einfach Knopf drücken! Dank der Halterung an der Unterseite konnte die «DJI Phantom» mit einer Gopro-Actionkamera ausgerüstet werden, die in hochauflösender Qualität filmte. Für den Preis um die 500 Franken – inklusive Fernsteuerung – wiederum ein Durchbruch.

Letzte Schreie: Gimbal und vollautomatisches Fliegen

Der aktuelle Nachfolger «DJI Phantom 2 Vision» hat eine hochauflösende Kamera gleich eingebaut und funkt die Aufnahmen zusammen mit Flug-und Positionsdaten zum Boden auf ein Smartphone. So kann der Lenker die Drohne optimal steuern und positionieren. Stabilisiert wird die Kamera mit einem Gimbal, einer speziellen Aufhängung, durch die die Videos aus der Luft so wackelfrei sind, als wäre die Kamera fest auf einem Stativ montiert. Zudem kann die Drohne auch ganz alleine fliegen: Der Besitzer definiert einfach auf dem Smartphone auf einer Karte den Ort und die Höhe, die die Drohne anfliegen soll – den Rest erledigt das Hightech-Spielzeug von selbst.

Nun meldet sich auch Parrot wieder zurück, der schon fast verschollen geglaubte Auslöser des Drohnen-Urknalls. Die «Bebop Drone» hat eine Auto-Follow-Funktion eingebaut und kann so seinem Besitzer folgen – automatisch wie an einer unsichtbaren Hundeleine befestigt.

Quadrocopter-Armeen

Die Entwicklung geht rasant weiter. Nächster Wurf könnte die Plexidrone sein, die bis zu 70 Kilometer pro Stunde schnell durch die Luft sausen können soll. Die momentan noch aufregende Auto-Follow-Funktion ist natürlich ebenso an Bord, bei der Ausstattung gehen die Entwickler aber noch weiter und wollen zum Beispiel Lautsprecher einbauen, um mit Menschen aus der Entfernung zu kommunizieren. Mehrere Quadrocopter können sogar im Schwarm durch die Lüfte düsen, Hindernisse werden selbständig erkannt. Mit dem Akku soll die Drohne über eine halbe Stunde lang fliegen können.

Lady Gagas neue Kleider

Drohnen haben in letzter Zeit immer wieder zu beängstigenden Schlagzeilen Anlass gegeben. Dennoch versteckt sich dahinter eine der aufregendsten Technologien der letzten fünf Jahre. In kaum einem anderen Produkt sind die Innovationen für Profis so schnell im normalen Konsumentenbereich angekommen wie bei diesen Objekten, die den ewigen Traum vom Fliegen mit neuen Fantasien beflügelt haben – auch bei Lady Gaga (siehe Video).

Meistgelesene Artikel