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Digital Oculus Touch: Daumen hoch für VR

Jetzt hat die Oculus Rift, was Vive und Playstation VR schon immer hatten: Einen Handcontroller, der die virtuelle Realität greifbar macht. Dank Erfassung einzelner Fingerpositionen hat Oculus Touch der Konkurrenz sogar etwas voraus. Langt das, um Oculus zum besten VR-Gerät zu machen?

2016 ist das Jahr der Virtual Reality, heisst es. Das Jahr, in dem HTC Vive, Oculus Rift und Playstation VR die virtuelle Realität ins Wohnzimmer bringen – vorausgesetzt, man kann sich die teuren Brillen und das nötige Zubehör leisten.

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Endlich: Gestensteuerung für dich Oculus Rift (SRF 3)
05:13 min
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Doch ein wichtiges Zubehör war bei Oculus Rift bis jetzt gar nicht erhältlich: Ein auf Virtual Reality ausgerichteter Controller, der unsere Hände präzise in der virtuellen Welt abbilden kann. Steuern konnten wir die Games bisher nur mit einem Xbox-Controller.

Die Oculus-Touch-Controller schliessen diese Lücke. Für Oculus kann das matchentscheidend sein. Denn obwohl die Brille technisch der Konkurrenz nicht nachsteht, blieb sie der fehlenden Gestensteuerung wegen bisher beim Spielerlebnis oft hinter der HTC Vive und selbst der Playstation VR zurück.

Wer schon eine Oculus hat, will auch Oculus Touch

Die neuen Controller kosten im Oculus Shop 199 Euro. Schweizer Händler verlangen rund 270 Franken. Damit wird die Oculus zur teuersten VR-Lösung. Zusammen kosten Rift-Brille und Oculus Touch im besten Fall an die 1100 Franken. Zum Vergleich: Die HTC Vive gibt es im Set mit den Controllern für gut 900 Franken. Die Playstation VR kostet mit allem nötigen Zubehör um die 640 Franken.

Screenshot des Virtual-Reality-Games «I Expect You to Die».
Legende: «I Expect You to Die» ist eines von 50 neuen Oculus-Games, in dem die Bewegung unserer Hände im Raum genau erfasst wird. Schell Games

Trotzdem: Für Leute, die schon eine Oculus Rift ihr Eigen nennen, ist der Kauf der neuen Controller wohl Pflicht. Kommende Games für die Oculus werden vor allem auf Gestensteuerung ausgerichtet sein. Zum Start der Oculus Touch sind über 50 neue Titel erschienen, die das tun. Wer keine entsprechenden Controller besitzt, muss in Zukunft wohl auf die besten Oculus-Games verzichten.

Am besten mit drei Sensoren

Das Setup der Controller ist denkbar einfach: Haben wir unsere Oculus Rift schon eingerichtet, müssen wir nur noch den Sensor für die Controller per USB mit dem Computer verbinden. Das System erkennt die neuen Geräte automatisch und führt uns durch das Setup.

Die Oculus-Rift-Brille zusammen mit den Oculus-Touch-Controllern und den nötigen Sensoren zur Erfassung der Hände und der Brille.
Legende: Viel Material: Die Oculus-Brille zusammen mit den Touch-Controllern und den Sensoren zur Erfassung von Händen und Kopf. SRF

Damit belegt die Oculus nun schon drei unserer USB-Eingänge (empfohlen wird USB 3.0): Einen für die Brille selbst, einen für den Sensor, der die Bewegung der Brille im Raum ortet und einen für den neuen Sensor, der dasselbe mit der Bewegung der Controller tut.

Um uns wirklich ohne Einschränkungen im Raum bewegen zu können, ist allerdings noch einen weiterer Sensor nötig. Der stellt sicher, dass die Controller auch dann noch erkannt werden, wenn wir dem System den Rücken zuwenden. Immerhin tragen einige Games diesem Umstand Rechnung und vermeiden solche Positionierungen.

«Hand Presence Technology»

Virtual Reality bedeutet Immersion – das Eintauchen in die virtuelle Umgebung. Das geschieht oft so komplett, dass wir das Gefühl haben, nach virtuellen Objekten wie nach richtigen Gegenständen greifen zu können. Controller wie Oculus Touch machen aus der virtuellen Realität deshalb mehr als ein bloss visuelles Erlebnis, sie lassen es auch taktil werden.

Eine Hand mit einem Oculus-Touch-Controller demonstriert die «Hand Presence Technology».
Legende: Dank Sensoren kann Oculus Touch auch die Position unserer Daumen und Zeigefinger erfassen. Oculus/Youtube

Tatsächlich macht die Gestensteuerung bei der Oculus Rift einen grossen Unterschied zur bisherigen Steuerung per Xbox-Controller. Und Oculus Touch fühlt sich auch realistischer an als die Steuermethoden von HTC Vive und Playstation VR. Grund ist, dass unsere Finger hier mehr Freiheit haben als bei anderen Controllern.

Die Geräte sind so designt, dass wir die Hand öffnen können, ohne dass sie gleich zu Boden fallen. Und wenn wir den Zeigefinger strecken, dann zeigt der ins Leere, ohne noch das Plastik eines Controllers zu berühren.

Unsere Handbewegungen wirken so echter als bei den anderen Systemen. Und im Gegensatz zu diesen kann Oculus Touch auch einzelne Fingerbewegungen erfassen. In den Controllern stecken Sensoren, die merken, wenn wir mit dem Zeigefinger auf etwas zeigen oder den Daumen nach oben strecken. Oculus nennt das «Hand Presence Technology» und wir können davon ausgehen, dass kommende Games und Anwendungen diese Technologie für neuartige Interaktionen in der virtuellen Realität nutzen werden (ein gestreckter Mittelfinger wird bisher leider nicht erfasst).

Nur ein Zwischenschritt?

Im Vergleich zu den Motion-Controllern der Playstation VR funktioniert das Tracking der Oculus-Controller ungleich genauer. Die virtuellen Hände befinden sich in Games immer ungefähr da, wo wir sie auch echten Raum vermuten. Von Leuten, die Erfahrung mit den Controllern der HTV Vive haben (was bei mir leider nicht der Fall ist), hört man, Oculus Touch sei auch diesen Geräten überlegen. Nicht zuletzt, weil die Trigger der Oculus weniger Druck brauchen, bis sie reagieren.

Die definitive Lösung, wie wir in der virtuellen Realität nach Gegenständen greifen und unsere Umwelt manipulieren, sind allerdings auch die Oculus-Controller noch nicht. Viel einfacher wäre es, einfach einen Handschuh anziehen zu können, der unsere Bewegungen ans System weiterleitet. Oder wenn ein Sensor direkt die Bewegung unserer Hände und Finger im Raum erfassen könnte. Von dieser Möglichkeit ist die Technik noch ein gutes Stück entfernt. Auf dem Weg dahin ist Oculus Touch aber ein solider Zwischenschritt.

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