Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Musik Berührungsängste mit der Mundart sind Schnee von gestern

Welche Musik machen Adrian Stern, Plüsch oder Gölä? Die Antwort auf diese Frage lautet oft: Mundart! Die vom Künstler gewählte Sprache hält als Genre-Bezeichnung hin. Das wird in Zukunft nicht mehr reichen, denn immer mehr Bands wagen den Schritt, sich in ihrer Muttersprache auszudrücken.

Im Schweizer Rap existiert das Wort Berührungsangst in Bezug auf Mundarttexte schon lange nicht mehr. Anders im Rock und Pop. Für viele Bands war auf Mundart texten ein rotes Tuch. Ja – gar als uncool galt es in den ach so coolen Rock- und Indie-Kreisen. Doch die Zeiten, als Züri West als einzige coole Band der uncoolen Rocksprache galt, sind vorbei.

Trummer, der Deserteur

Ausgerechnet in Amerika war es, als der Berner Musiker Trummer sich dazu entschied, künftig Songs in Mundart zu schreiben. 2005 hatte er bereits zwei englischsprachige Alben aufgenommen. Mit diesen Liedern in Amerika auf der Bühne zu stehen, schien ihm stimmiger, als die Songs in der Schweiz vorzutragen. Doch Trummer wollte auch in der Schweiz verstanden werden und entschied sich für den Wechsel vom Englischen ins Berndeutsche.

Tobi Gmür: Wechsel nach 20 Jahren

Jüngstes Beispiel eines Überläufers ist der Luzerner Tobi Gmür. Der Frontmann der Luzerner Band Mothers Pride überrascht mit seiner Mundart-Single «S’Läbe». «Ha mi öber 20 Johr uf änglisch ometrebe / Ned werklech wiit omecho / Mängisch send 100 Nase cho aber meischtens nome 7 / Druufgleid hani sowieso» singt Gmür in seinem Song. Durchaus möglich, dass diese Zeiten vorbei sind – denn Gmürs Definition von Mundartrock hat Potenzial.

Auch Bubi Eifach ist Mundart

Bubi Rufener ist weltberühmt in Bern. Ausserhalb von Bern sind die Mitglieder seiner Bands aber bekannter als es Bubi ist. Musiker von Span, Phon Roll oder Züri West standen regelmässig mit Rufener auf der Bühne. Mit dem Spass-Projekt «Revolting Allschwil Posse» machte er bereits einen Mundartausflug. Jetzt kündet er mit seiner neuen Band Bubi Eifach sein erstes Mundartrock-Album an. Am Schlagzeug sitzt übrigens Züri West-Drummer Gere Stäuble.

Auch junge Wilde springen auf den Mundartzug auf

Dass Mundart als Genre-Bezeichnung ausgedient hat, unterstreicht die Berner Formation Jeans For Jesus mit ihrem Debut-Album. Electro-Pop-Indie-Soul mit Mundarttexten gab es so noch nicht. Ebenfalls neue Wege geht der Luzerner Gitarrist und Sänger Manuel Bissig. Nach einem englischsprachigen Album unter dem Pseudonym Manao, brachte er im letzten Jahr sein Mundartdebüt auf den Markt: Rozbub nennt er sein Trio, welches bluesigen Gitarrenrock Marke Jimi Hendrix benutzt, um seine Mundarttexte zu transportieren.

Im Gegensatz zu allen anderen genannten Bands in diesem Artikel beackern Rozbub nicht nur den Schweizer Markt. Im letzten Jahr tourten sie mit ihren Mundartrocksongs durch halb Europa. Dabei sahen sie kein Problem darin, dass im Publikum niemand wusste, um was sich die Texte drehen. Ob Mundart die neue coole Sprache der Schweizer Rockbands ist, wird sich zeigen. Klar ist auf jeden Fall: Die Mundart ist generationsübergreifend im Rock’n’Roll angekommen.

Meistgelesene Artikel