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Musik-Blog Kurt ist vom Aussterben bedroht

Viele wollten einmal so aussehen wie Kurt. Viele wollten ein bisschen sein wie Kurt. Trugen ähnlich Kleider wie Kurt. Hingen Poster auf von Kurt. Von Kurt Cobain. Aber niemand nennt sein Kind nach dem vielleicht grössten Idol der jüngeren Rockgeschichte. Wieso eigentlich?

Autor: Gregi Sigrist

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Gregi Sigrist ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

In den letzten 100 Jahren wurden in unserem Land 21'541 Kurts geboren. Das bedeutet Platz 20 in der Hitparade der beliebtesten Vornamen der Schweiz. Hochkonjunktur hatte der Name in den 1940er- und 50er-Jahren. Danach ging es bergab. In den 1990ern, als Nirvana die Welt eroberten, wurden hierzulande gerade noch 46 Kurts geboren, in den 2000ern deren sechs.

Kurt auf dem T-Shirt

Kurt war einst einer der populärsten Namen der Schweiz. Fast so populär wie Hans (Platz 3 auf der ewigen Bestenliste) und beliebter als Fritz (Platz 63). Doch während Hans und Fritz durch ein paar mutige Mitbürger in den letzten Jahren ein sanftes Revival erlebten, wagte sich kaum mehr ein Elternpaar an den Namen Kurt heran.

Dabei leben wir in einer Welt, in welcher sich Teenager namens Luca, David oder Simon bei H&M bedruckte T-Shirts mit dem Konterfei von Kurt (sorry: von «Kört») kaufen. Und diese Lucas, Davids und Simons wissen, wen sie da auf der Brust tragen, und sie kennen sogar seine Musik.

Liegt es am Klub 27?

Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain, Amy Winehouse – so heissen die prominentesten Mitglieder des sogenannten Klub 27, einer Auflistung von Musikgrössen, die mit 27 Jahren verstorben sind. Es wäre verständlich, wenn diese Namen durch das frühe Ableben ihrer bekannten Träger, bei der Namenssuche für die eigenen Sprösslinge auf wenig Begeisterung stossen würden.

Rock Special

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Ein bewegender, neuer Dokumentarfilm über das Leben Kurt Cobains und eine neue Nirvana-Tribute-CD: Im Rock Special vom 22. April 2015 gibt es Ausschnitte, Einblicke und Erkenntnisse über das Ableben der letzten grossen Rockikone im Jahr 1994.

Hier gehts zur Sendung

Doch während sich Brian, Jimi, Janis und Jim einer gewissen Beliebtheit erfreuen und Amy gar einen kleinen Boom erlebte, der auch nach ihrem Tod 2011 nicht abflachte, kam Kurt nie in den Genuss einer Renaissance.

Kurt hat schlechte Karten

Die Popgeschichte hat es nicht gut gemeint mit Kurt. Wer Frank Zanders «Hier kommt Kurt» kennt, streicht diesen Namen ebenso schnell von der potenziellen Namensliste für seine Kinder, wie jene, die dem Song «Kurt» («Mi einzig Fründ isch Coiffeur») der Berner Band Stop The Shoppers schon begegnet sind.

Trotzdem finde ich, dass der Name Kurt (für ganz Mutige) oder dann eben «Kört» (für sanft Mutige) eine neue Chance verdient hätte. Obwohl ich an dieser Stelle zugeben muss, dass ich mein Kind auch nicht Kurt nennen würde – obwohl Nirvana auf mein Leben und meine musikalische Sozialisierung einen starken Einfluss hatten. Dann doch lieber Jimi, Janis, Jim oder Amy.

Oder Elvis? In den letzten 50 Jahren inspirierte der «King of Rock’n’Roll» (oder der andere Elvis, Elvis Costello) in der Schweiz bei mehr als 500 Kindern deren Eltern bei der Namensgebung.

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