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Schweizer Acts Loco Escrito aus Zürich mischt Latino-Pop und Trap

Meine Freunde und ich streiten wegen dieser Musik. Für die einen schmeckt sie wie eine Aguardiente-getränkte Kitschtorte. Kann ich verstehen, Latino-Schmelz-Overload! Aber die andere Hälfte meiner Freunde... die hört diesen einen Song gefühlte 20 Mal am Tag. Und jedes Mal finden sie ihn geiler.

Audio
Loco Escrito: Studio Session & Interview
aus Verschiedenes vom 04.11.2016.
abspielen. Laufzeit 21 Minuten 58 Sekunden.

Loco Escrito ist kolumbianisch-schweizerischer Doppelbürger, Rapper und Sänger. Sein Weg in die Musik ist ein langjähriger: Zuerst war der Zürcher Teil der Crew LDDC, mittlerweile ist er als Solokünstler unterwegs.

Seine stets lateinamerikanisch gefärbte Musik entfernte sich dabei zunehmend von straightem Rap und wich dem Gesang. Immer wie öfters tauchten in Locos Musik die obig beschriebenen, grell-bunten Melodienudeln des Latino-Pops auf. Stilistisch ging es immer wie mehr Richtung Reggaeton.

Das ist «cheesy», ja

Auch die Texte des Zürchers vermindern den Cheesiness-Effekt seiner Musik nicht. Denn, erstens glaube ich (hier steht «glauben», weil sich mein Spanisch auf «Yo soy Pablo Emilio Gavira… hijo de puta» beschränkt), dass Spanisch für jemanden wie mich, der mit einem deutschen Sprachstamm-Verständnis aufgewachsen ist, sowieso immer nach einer viel emotionaleren und demzufolge kitschig gefärbteren Sprache klingt. Und zweitens wird im Latino-Pop das ohnehin schon eher schnulzig wahrgenommene Spanisch doppelt kitschig, wenn man nur die simplen Hauptwörter versteht. «Corazon», «Mi amor», etc.

Ergo: Latino-Pop wird auf uns IMMER hart kitschig wirken. Deshalb verstehe ich meine Freunde, die sich bei dieser Musik vorkommen, als würden sie mit frischgeputzten Ohren in Kokosraffel-bedeckte Papayazuckerwatte beissen, wenn sie Loco Escrito hören.

Der Titeltrack im Loop

Aber: Loco Escritos brandneue EP ist auch für jemanden wie mich, dem Latino-Pop grundsätzlich ein oder zwei Mass zu wenig Testosteron aufweist, schlicht und einfach «killer».

Auf «De Maravilla» (Maravilla = Wunder) vermischt Loco seinen Stil mit modernem Trap – und das ballert sichtig hart rein. Als ich zum ersten Mal den Titeltrack hören konnte, musste ich mir den Refrain im Loop geben. Immer und immer wieder.

Nicht zuletzt dank dem Transportvehikel in Form der Trap-Beats fand der Kitsch plötzlich einen Zugang zu mir. So ist «De Maravilla» mit Abstand mein liebstes Loco-Escrito-Produkt und ich werde den Streit mit meinen Freunden gerne bei Aguardiente und Honigkuchen weiterführen. (Ah, und: ein starker Mimiks auf dem Track schadet nie.)

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