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Festival Was du morgens um 6 Uhr an einem Openair siehst

Der Wecker klingelte um 3.40 Uhr. Wir kämpften uns aus dem Bett. Ab unter die Dusche. Zähne putzen. Anziehen. Ins Auto steigen. Und in aller Früh ans Gurtenfestival fahren. Nüchtern. Es war mittelschön.

Nein, es gibt keine Video-Beweise davon. Wir müssen gewisse Leute vor sich selbst schützen. Aber ich nehme dich mit in meinen heutigen Morgen. Also, ich bin wie oben beschrieben nüchtern und frischgeduscht in den Chlapf gesessen und wollte auf den Güsche fahren. Wollte.

Hoi, ich bin Bettina, freut mi

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Der Chef hat gesagt, ich soll ein Bild von mir in den Artikel knallen, damit du weisst, wer das da geschrieben hat. Ich. So seh ich aus. Tschüssli tschau.

Die Gurten-Zombies umrunden mich

Am Anfang ist alles easy. Bis zu den letzten 100 Metern vor der Gurtenbahn. Da tauchen sie auf. Die Zombies, resp. die Betrunkenen, die vom Openairgelände runter in die Stadt kommen. Ich im stehenden Auto, weil fahren zu kriminell wäre.

Rund um das Auto sind sie. Die Gurten-Zombies. Sie bemerken das Auto erst, wenn sie es berühren, weil sie wie ferngesteuert und blind einfach ein Bein vors andere setzen. Mit dem Kopf nach unten. Augen halb zu.

Ich fühle mich nicht so gut. Hast du «The Walking Dead» gesehen? Voilà, so ist's. Und imfall: Ich habe 10 Jahre an einer Bar gearbeitet und bin es somit eigentlich gewohnt, stockbesoffene Menschen vor mir zu haben. Nur so als Einschub. Es macht alles nicht unbedingt besser, gäll? Irgendwann komme ich dann aber doch noch oben auf dem Gurten an.

Einer geht noch. Einer geht noch rein.

Das Motto der paar Trümmligen, welche noch die eine offene Bar belagern. Sie singen (oder schreien): «S'Oberland, ja s'Oberland, s'Berner Oberland isch schöööö-ööööön.» Find ich aber nicht erschreckend, genau solche Szenen habe ich erwartet, voll okay. Sie torkeln und wanken, obwohl sie an der Holzbar anlehnen. Wollen ein weiteres Bier, als wären sie auf einem mehrwöchigen Saharatrip ohne einen Tropfen Flüssigkeit. Haha.

Die Wiese wird geputzt: Abfall und gewisse Besucher müssen weg

Daneben wird die Wiese «gfötzelet». Die Organisation ist beeindruckend gut. Die freiwilligen Teenies werden in unterschiedlich farbene Westen gepackt, je nachdem ob sie bei den sogenannten «Bäseler» sind (blaue Westen) oder das Gelände nach schlafenden Besuchern absuchen, welche kein gültiges Bändeli mehr haben (rote Westen). Die mit den roten Westen erinnern mich an so Lawinen-Suchtrupps: alle schön in einer Linie. Sie werden von Sicherheitsmännern begleitet, falls ein Geweckter schwierig tut. Und das tun sie.

Einer will nicht gehen. Auf keinen Fall. Er muss aber, weil sein Bändeli nur bis gestern gültig war. Er wehrt sich. Mit allen Vieren. Er schlägt um sich, als würde er von einem Schwarm Bienen angegriffen. Dabei sagten ihm die Sicherheitsmänner nur, dass er bitte das Gelände verlassen solle. Dann passiert's.

Sie packen ihn an den Armen. Nicht wild. Nicht grob. Null. Aber der Betrunkene wehrt sich störrisch. Bis sie ihn ziehen. Es sieht aus, als hätte er unsichtbare Skis an den Füssen. Häjaaa du.

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