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Rehmann Luana (24): «Ich möchte selbstbestimmt aus dem Leben gehen»

Sollte die Multiple Sklerose ihr einst die Selbstständigkeit nehmen, dann möchte Luana mit «Exit» aus dem Leben gehen. Bis dahin kämpft sie beherzt und voller Kraft gegen ihre Krankheit – und freut sich an den kleinen Erfolgen des Lebens.

Luana
Legende: Luana galt als Schweizer Tennishoffnung und spielte leidenschaftlich gerne Fussball ZVG

Multiple Sklerose ist die Krankheit mit 1000 Gesichtern – bei Luana zeigt sie sich besonders grausam.

Vor dem Schicksalsschlag stand die Thunerin ehrgeizig und voller Ziele in ihrem jungen Leben. Sie liebte den Sport, sowohl auf dem Fussballfeld wie auf dem Tenniscourt, wo sie als grosse Nachwuchshoffnung galt.

Die Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose hat ihr abrupt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sport gibt es für Luana nur noch als Zuschauerin, ihren Alltag kann sie ohne eine Vielzahl von Hilfsmitteln nicht bestreiten – sei das nun ihr Rollstuhl oder leichtes Essbesteck.

Dazu kommen die Medikamente. Luana nimmt jeden Tag 23 verschiedene Tabletten um die Symptome ihrer Krankheit zu bekämpfen und die Schmerzen zu lindern.

Ich nehme ein Medikament, dann nehme ich noch ein Medikament, um die Nebenwirkungen des ersten Medikaments zu stoppen, und so weiter … Es ist ein Teufelskreis, aus dem du nicht mehr rauskommst.

Der Notausstieg aus dem Leben

So sehr Luana ihren Lebenswillen auch behalten will – die immensen Auswirkungen ihrer Krankheit und die schlimmer werdenden Symptome belasten ihren Zustand sehr. Umso wichtiger ist es ihr, für alle Situationen vorzusorgen. Exit gibt ihr die Möglichkeit, den Zeitpunkt ihres Todes selber zu wählen.

Es ist eine Sicherheit, die ich in mir habe. Wenn es wirklich nicht mehr geht und ich nicht mehr kann, dann gibt es diesen Weg. Ich kann mit Exit würdevoll sterben.

S.O.S. – Sick of Silence

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Wie sieht das Leben junger Menschen aus, nachdem es durch eine chronische Krankheit ausgebremst wurde? Robin Rehmann leidet selbst an einer chronischen Krankheit und unterhält sich in seiner Sendung mit Betroffenen.

Jeden Dienstag, 18-19 Uhr bei SRF Virus oder hier als Podcast.

Leider gibt es auch hier einen Haken: Luana kann dieses Angebot nur nutzen, wenn sie ihren Sterbewunsch klar ausdrücken und das tödliche Medikament selber einnehmen kann. Sollte das irgendwann nicht mehr möglich sein – weil ihre Krankheit sie am Sprechen hindert oder sie sich nicht mehr bewegen kann – dann ist Exit keine Option mehr. Vor diesem Augenblick fürchtet sich Luana.

«Sobald ich im Stadium bin, spüre ich keine Schmerzen mehr»

Neben all ihren Schmerzen und Strapazen geniesst Luana die positiven Augenblicke aber umso mehr. Am stärksten pocht ihr Herz in der Stockholm Arena, dem Stadion des FC Thun. Kaum ein Fan hält treuer zu seinem Verein, kaum einer zieht mehr Lebenskraft aus der Liebe zum Fussball wie Luana.

Der FC Thun ist für mich das Lebenselixier. Er ist wie die Luft, welche der Mensch zum Leben braucht. Er ist die Medizin, die mir am meisten hilft.

Und das wissen auch die Verantwortlichen des Fussballvereins. Luana kennt den Vereinspräsidenten, steht in engem Kontakt mit der Mannschaft. So erhielt sie während einem Spitalbesuch auch schon Besuch von «ihren Jungs», den Spielern des FC Thun.

Genauso wichtig ist es Luana aber, dass sie der Mannschaft etwas zurückgeben kann. Sie schreibt Briefe ans Team, tröstet, wenn ein Spiel verloren wurde und jubelt tatkräftig an jedem Match.

Ein Kampf für Offenheit und Lebensfreude

Der Fussball, ihre Freunde und ihre Familie – sie geben Luana Halt in ihrem Alltag. Obwohl sie dafür sehr dankbar ist, versucht Luana dennoch ihr Umfeld zu schonen und macht oft gute Miene zum bösen Spiel, versteckt ihren Schmerz und ihre Depression.

Dass man schwach ist, am Boden liegt, Depressionen bekommt - das gehört zum Leben und ist nicht abhängig von einer Krankheit. Wichtig ist nur, dass du einmal mehr aufstehst als du fällst.

Ihr grösstes Anliegen ist mehr Offenheit im Umgang mit Erkrankungen wie Multiple Sklerose. Aus diesem Grund sucht Luana den Kontakt. In Schulklassen, wie auf der Strasse informiert sie an Podien und in Referaten über ihre Krankheit und gibt dieser abstrakten Krankheit so ein menschliches Gesicht.

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