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Songs & Alben Best-of 2016: 16 ausserordentliche Musikvideos zum Jahr 2016

Das Musikvideo verhält sich zum Song wie ein Buch, das später verfilmt wird. Ein Medium wird ins nächste überführt, der Grundinhalt bleibt derselbe. Beim Musikvideo erhält der Künstler noch mehr Spielraum, seine Nachricht oder ein Image dem Publikum zu übermitteln. Hier sind 16 tolle Videos.

Die US-Indie-Musikerin Mitski vermag es, schöne Melodien in simple Songs zu packen. Ihr Album «Puberty 2» ist ein sentimentales Leichtgewicht für die Seele mit einer dunklen Untermalung. Genau so ist auch das Musikvideo zu «Happy». Darin wirkt die Welt zunächst intakt, jedoch wird das Bild dramatisch und blutig aufgebrochen. Vom Setting her, erinnert das Ganze an David Lynchs «Blue Velvet». [Regie: Maegan Houang]

Die 13-jährige Maddie Ziegler ist wieder einmal in einem Sia-Video. Kontrovers diskutiert wurde einst ihre Performance im Video zu «Elastic Heart». Dort tanzte die damals 12-jährige in sehr erwachsener Weise mit Schauspieler Shia LaBeouf, was zu Diskussionen über Pädophilie führte. Dabei ging es im Prinzip darum, der etwas verdorbenen 21.Jahrhundert-Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. In «Cheap Thrills» ist Sias junges alter Ego alleine am Start. Und ihre ausdrucksstarke Tanzweise und das Setting im Video untermalen den Song perfekt. [Regie: Sia & Daniel Askill]

Setting: Friedhof. Cast: verschiedene Frauen in farbigen Outfits. Requisiten: Blut. «Conceptual Romance» der Norwegerin Jenny Hval ist so konzeptuell, wie der Name verspricht. Es geht darin um Tod, um Leben und Grenzen der eigenen Wahrnehmung. Das Setting am Schluss zeigt alle Frauen nackt in ein Tuch gewickelt. Ausserdem geht es der Regisseurin Zia Anger explizit darum, sich mit Ekel auseinander zu setzen. In einem Pressestatment sagte sie dazu: «When I was a tiny child I saw my mother do a performance piece where she wore a skin suit just like the ones in the video. It really disturbed me, to have others see my mother 'naked.'» [Regie: Zia Anger]

Nicht nur ein Musikvideo, sondern gleich zwei. Das ist «Work». Rihanna und Drake befinden sich darin im Restaurant «The Real Jerk» in Toronto. Und im Video geht es so richtig zur Sache. Es geht um Machtverhältnisse in einer ziemlich sexualisierten Weltansicht. Das Setting wechselt vom Club zu einem privaten Zimmer, wo beide sehr ausgiebig tanzen. [Regie: Director X & Tim Erem]

Hier geht es eigentlich nicht nur um ein Musikvideo, sondern um einen ganzen Musikvideo-Film. Beyoncé veröffentlichte dieses Jahr ihr zweites Visual Album «Lemonade». Eine Grossproduktion, bei der unter anderem Diplo, Ezra Koenig, Kendrick Lamar und Jack White mitwirkten. Das Video selbst ist eine einstündige Auseinandersetzung mit Themen wie Sklaverei, Frauenbilder und Gefühlswelten. Auch Gedichtelemente von der Somalisch-Britischen Dichterin Warsan Shire werden als Stilelement eingefügt. [Regie: Jonas Åkerlund & Co.]

Die kanadische Claire Boucher aka Grimes ist eine Figur der Online-Popkultur (das zeigt sich nicht zuletzt auf ihrem Instagram-Account). Nebst ihrer Musik ist sie selbst grosser Fan von dystopischen Goth-Comics und zeichnet auch selbst. Kein Wunder also, dass die Sängerin selbst die Regie für «Kill V. Maim» aus ihrem Album «Art Angels» übernahm. Im Clip sieht man Aufsehen erregend gekleidete Menschen in einer U-Bahn-Station, blutüberströmte Leute in einem Undergroundclub und Fantasie-Engel, die das Ganze abrunden. [Regie: Claire Boucher & Mac Boucher]

Devonté «Dev» Hynes (Blood Orange) tanzt auf vielen Hochzeiten der Kunstdisziplinen: Der East-Londoner ist Sänger, Produzent und hier eben auch... Regisseur. Das ästhetisch ansprechende, emotive Tanzvideo zum Song «Better Than Me» brilliert nicht nur durch die Tänzer, sondern auch durch Carly Rae Jepsen. Sie würden wir nach diesem Clip definitiv gerne anrufen und fragen: «Wer ist dein Coiffeur?». Oder zumindest den Mantel, den wollen wir haben. [Regie: «Dev» Hynes]

Die 70er-Jahre-Hippie-Gedenkmusik von Weyes Blood wird von diesem Clip direkt ins Jetzt befördert. Nein, nicht durch die Videoqualität (die nicht einmal 1080p ist). Die verlockende Mischung aus schön und grotesk ist in diesem Clip sehr fantasievoll umgesetzt. Ja, sie nimmt einen Tintenfisch in den Mund. Und es gibt Meerjungfrauen. [Regie: Charlotte Linden Ercoli Coe]

Kennst du Pingu? Auch der war aus Knetmasse. Nicht nur Pingu, sondern auch im Musikvideobereich kommt es immer wieder zu animierten Knetfiguren (so der Fall bei «Pools» von Glass Animals oder auch «Baby Snakes» von Frank Zappa). Auch die erste Single vom diesjährigen Radiohead-Album «A Moon Shaped Pool» besteht von Anfang bis Ende aus Modelliermasse. Im Mittelalter-haften «Modelvillage» befinden sich die lieblichen Figuren, die aber gar nicht so lieblich sind: Denn am Schluss wird eine riesige Holzskulptur verbrannt. [Regie: Chris Hopewell]

Lametta als Haare? Gibt es da mehr zu sagen? Und ob! Die amerikanische Sängerin Angel Olsen durchbrach dieses Jahr mit ihrem Album «My Woman» die Singer-Songwriter-Monotonie. «Shut Up Kiss Me» ist dabei der Hit auf dem im Sommer erschienenen Album. Und auch das very-American-retro-eske Musikvideo (Rollschuhe, Diner, Oldtimerautos) spricht das Auge auf unbefestigte Weise an. [Regie: Ashley Connor]

Die Bilder innerhalb dieses Videos schlagen zwar keine grossen Wellen, dennoch ist einmal einfach schön anzusehen wie eine Band (The Wave Pictures) ein ganzes Video lang nur Pool spielt. [Regie: Chris Shepherd]

Von Pool zu Pool. Aber dem anderen. Julia Jacklin trägt in ihrer Freizeit sicher auch gerne hohe Socken und «Rüeblihosen». Das Musikvideo zu «Pool Party» steht hier stellvertretend für alle ähnlichen Musikvideos, die auch so aussehen. Sie sind sehr hübsch, haben viel Retro-Elemente und sind meistens sehr schleppend in ihrer Handlung. Die gezeigte Einöde wird von der Musik spielerisch aufgebrochen und so funktionieren solche «Nichts-passiert»-Musikvideos auch. Immer wieder. [Regie: Sam Brumby]

«Play It On My Radio» vom schwedischen Electro-Pop-Duo Niki & The Dove ist eine Hommage an die Achtziger. Aber nicht nur die Musik ist zeitfensterhaft, sondern auch das Video: Unter der Regie von Gustavo Torres entstand ein leuchtend dekoratives Musikvideo, das einfach nur gefällt. So wird «Play It On My Radio» beinahe zu «Play It On My Video». [Regie: Gustavo Torres & Clara Luzian]

Die an den 80er-Jahren orientierte Horror-Serie «Stranger Things» ist dir nach diesem Jahr (grosser Hype!) vielleicht schon ein Begriff. Und vielleicht kennst du auch den Hauptdarsteller innerhalb dieses Musikvideos der kanadischen Punk-Rock-Band PUP? (Ja, bei beiden spielt Finn Wolfhard mit.) Es geht hier um die Beziehung eines Jungen (autobiographisch: der Sänger als Kind) zu seinem Hund. Hundefans aufgepasst: feuchte Augen könnten die Folge sein. [Regie: Jeremy Schaulin-Rioux]

Aphex Twin, bei dem einige Kritiker gerne die Worte «anspruchsvoll» und «komplex» verwenden, ist wieder einmal *) mit einem sehr gesonderten Musikvideo an die Öffentlichkeit getreten, das er gemeinsam mit einem YouTuber produziert hat. Wohlgemerkt: mit einem 12-jährigen Youtuber. Die Rede ist von Ryan Wyer aus Dublin. Der 12-jährige ist grosser Aphex-Twin-Fan. Aufgrund der Vielzahl eigener produzierter Aphex-Twin-Fan-Videos, wollte der Künstler von ihm nun ein selbstproduziertes Video. Hier ist das sehr snapchatty Endergebnis.

*) Wieder einmal, weil? Schau dir einmal «Windowlicker» oder «Come To Daddy» an.

«Oh my gosh.» Das ist nicht nur ein prägnanter Teil dieses Songs von Jamie xx, sondern auch die Reaktion auf dieses Musikvideo. In einer dystopischen Parallelwelt wird hier eine Art Eröffnung der Olympischen Spiele dargestellt. Das alles in Grautönen. Die darin vorkommenden Menschen sind von verschiedenen Ethnien, jedoch sind die «Leader» Albinos (politische Aussage?). Auch Paris sieht in diesem Video nicht mehr aus wie Paris, sondern mehr wie ein Parallel-Paris. [Regie: Romain Gavras]

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