Die sozial wenig durchlässige Ständegesellschaft unterscheidet zwischen Nahrungsmitteln für die Bauern und Nahrungsmitteln für die Herren. Dass die Bauern, die zwischen 80 und 90 Prozent der Bevölkerung ausmachen, schlechter essen als die Herren, gilt als natürlich und unabänderlich. Niemand hat das in Frage gestellt, auch nicht die Bauern. Die sind es gewöhnt, sich von dem zu ernähren, was sie selbst suchen, herstellen (Frischkäse etwa), aufziehen (Hühner, Schweine und Kleinvieh) und anpflanzen können.
Typische Herrenspeisen sind Wild- und Fischgerichte (der Adel besitzt das Jagdmonopol und vielerorts auch das Fischereimonopol), am Spiess gebratenes Rind-, Kalb- und Schweinefleisch, aber auch Schaf- und Ziegenfleisch sowie allerlei Geflügel, vom Huhn und Kapaun bis hin zum Storch, Pfau und Schwan. Doch nichts ist mehr dazu angetan, den eigenen sozialen Rang zu markieren, als die verschwenderische Verwendung seltener und teurer Importprodukte. Dazu gehören Reis, Zucker, getrocknete Feigen und Datteln sowie exotische Gewürze wie etwa Pfeffer, Ingwer, Zimt, Gewürznelken und Muskatnuss.