Wenn Daniel Hadorn ein Gespräch führt, liest er seinem Gegenüber von den Lippen ab. «Der Schnabel ist allen etwas anders gewachsen, rein anatomisch gesehen», schmunzelt er. Von einigen Mündern lässt sich besser und von anderen weniger gut ablesen. Viele Buchstaben muss Daniel Hadorn auch erraten, weil sie nicht sichtbar sind.
Daniel Hadorn konnte bereits reden, als er sein Gehör verlor. Seine Eltern ermutigten ihn sehr, weiterhin zu sprechen, auch wenn er sich nicht mehr hörte. Daniel Hadorn spricht nicht so melodiös wie Ohrenmenschen, doch er spricht verständlich. Die Möglichkeit, das Wort an seine Gesprächspartner zu richten, vereinfacht sein Leben ungemein.
Daniel Hadorn arbeitete 15 Jahre lang am eidgenössischen Versicherungsgericht in Luzern als Gerichtsschreiber. Heute ist er für den Schweizerischen Gehörlosenbund tätig, er berät gehörlose Menschen in Rechtsfragen. Daniel Hadorn ist auch im übertragenen Sinne des Wortes ein Anwalt, der sich für die Rechte der gehörlosen Menschen einsetzt.