Noch nie in den 70 Jahren seit der Teilung Kaschmirs sprachen sich dort so viele Menschen offen für Gewalt als politisches Instrument aus.
Kaschmir, das teils in Pakistan, teils in Indien liegt, ist eines der am stärksten militarisierten Gebiete der Welt – alleine Indien hat 600‘000 Soldaten und Paramilitärs in seinem Teil stationiert. Die junge Generation im einzigen muslimisch geprägten indischen Bundesstaat «Jammu und Kaschmir» hat kaum Arbeit und fühlt sich unterdrückt.
Die Bevölkerung sollte laut einer UN-Resolution längst selber über ihr Schicksal entscheiden dürfen. Doch die Situation bleibt ungelöst und die Wut nimmt zu. Regelrecht aufgeflammt ist der Kampf für Unabhängigkeit, als Burhan Wani im Sommer 2016 erschossen wurde. Für Indiens Sicherheitskräfte war er ein Terrorist, für seine Familie ist er ein Märtyrer. Sein Vater zeigt voller Stolz das Grab des 22-Jährigen. Er konnte die junge Generation für den Widerstand mobilisieren. Nun demonstrieren immer mehr junge Männer und liefern sich Gefechte mit den Sicherheitskräften.
Im Kaschmir-Konflikt fehlt die Aussicht auf eine politische Lösung. Inzwischen gleichen die gesellschaftlichen Spannungen einem Vulkan: ein Funke schon könnte reichen.