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Syngenta zieht dank «Espresso» quälerisches Rattengift zurück
Aus Espresso vom 09.08.2016. Bild: SRF
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Familie und Freizeit Quälerisches Rattengift: Syngenta will Verpackung überarbeiten

«Schnell und schmerzlos» würden Mäuse und Ratten mit ihrem Gift beseitigt, steht auf der Etikette von Klerat Quick, einem Rattengift der Firma Maag. In Wahrheit sterben die Tiere nach fünf Tagen qualvoll an inneren Blutungen und Ersticken. Nun will Syngenta das Gift vorübergehend vom Markt nehmen.

Lange versuchte Pferdefarm-Besitzer Manuel Loretz der Mäuseplage auf seinem Hof mit normalen Mäusefallen beizukommen. Erfolglos.

In seiner Verzweiflung liess er sich schliesslich in einer Landi-Filiale beraten und kaufte das Ratten- und Mäusegift Klerat Quick der Firma Maag.

Zwar das teuerste im Regal, doch entscheidend war für ihn der Vermerk auf der Etikette, die Tiere würden «schnell und schmerzlos vernichtet».

«Wenn die Tiere schon sterben müssen, dann wenigstens rasch und schmerzlos», das ist dem Landi-Kunden wichtig.

Fünf Tage lang passiert nichts

Doch obwohl das Gift von den Mäusen sofort gefressen wurde, passierte nichts. Weder nach Stunden, noch am nächsten Morgen.

Erst fünf Tage später fand Manuel Loretz tote Mäuse – das Blut tropfte den Tieren aus Augen und Nase. Sie waren an inneren Verletzungen qualvoll verblutet. Alles andere als ein schneller und schmerzloser Tod.

«Organschmerzen und Erstickungsanfälle»

Dose mit Ratten- und Mäusegift.
Legende: Um dieses Gift geht es. zvg

Beim Schweizer Tierschutz STS kennt man Ratten- und Mäusegifte wie Klerat Quick der Firma Maag. Leider sei das Versprechen tatsächlich nicht mehr als ein Marketing-Gag, so Sarah Wehrli vom STS.

Das Problem: Ratten und Mäuse sind zu intelligent für schnell wirkende Gifte. In jedem Ratten-Clan gibt es sogenannte «Vorkoster», die neues Futter zuerst probieren. Sterben sie schnell, essen die restlichen Tiere nichts mehr vom vergifteten Köder.

Aus diesem Grund wird quasi allen Ratten- und Mäusegiften ein Stoff beigefügt, der die Blutgerinnung der Tiere hemmt. Auch solchen, die man bei Grossverteilern wie Migros und Coop kaufen kann.

Sarah Wehrli vom Schweizer Tierschutz STS erklärt: «Das führt dazu, dass die Tiere langsam innerlich verbluten. Es führt zu Zittern, Organschmerzen, Erstickungsanfällen. Und ist sicher kein schöner Tod für die Tiere.»

Gefahr auch für Hunde und Katzen

Ein zusätzliches Problem ist gemäss STS, dass auch Haustiere gefährdet sein können, wenn sie vergiftete Mäuse oder Ratten fressen. Gefährlich sein können die Giftkörner auch für Kinder, wenn sie unsachgemäss gelagert werden.

Für die Firma Maag, welche dem internationalen Syngenta-Konzern angehört, ist das fragwürdige Werbeversprechen offenbar trotzdem kein Problem.

Auf diverse konkrete Fragen des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» teilt Syngenta lapidar mit: «Dieses Produkt entspricht den Schweizer Zulassungsvoraussetzungen und erfüllt die gesetzlichen Vorschriften vollständig.»

Fragwürdige Aussage bleibt

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Ratten- und Mäusegift: «Das ist Tierquälerei»
aus Espresso vom 20.07.2016. Bild: Colourbox
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Als sich «Espresso» bei der Firma Landi meldet, kommt zunächst Bewegung in die Sache. Bei Landi heisst es, man habe mit dem Hersteller gesprochen. Dieser werde die zweifelhafte Aussage nun entfernen – sowohl auf der Etikette wie auch im Internet.

Kurz darauf dementiert Syngenta allerdings: «Syngenta hat derzeit keine Pläne, das Produktetikett zu ändern.» Nun hat es sich Syngenta doch anders überlegt: Die Etikette wird überarbeitet (Siehe Kasten oben).

Ratten- oder Mäuseplage: Was tun?

Keller sichern: Engmaschige Gitter vor Kellerfenstern montieren, Mauerlöcher schliessen, Vorräte auf Stelzen mit Kletterhindernissen lagern (Alu-oder Plastikmanschetten, Steinplatten, Vorsprünge, rutschige Folie).
Lebensmittel geruchsdicht in Glasgefässen lagern (statt Plastik, Karton).
Keine Essensreste das WC oder den Ausguss hinunter spülen!
Katzen- und Hundefutter im Garten regelmässig entsorgen.
Keine Fleischabfälle auf den Kompost! Statt offenem Kompost eine Biotonne verwenden.
Im Fall von hartnäckigen Rattenproblemen mit Fachleuten Kontakt aufnehmen.
Schlagfallen: Gemäss Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV und Schweizer Tierschutz STS einzige, empfehlenswerte Methode, wenn der Körpergrösse des Tieres angepasst.

Quelle: STS

Update 9. August 2016

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Der Chemikonzern Syngenta, als Besitzer der Firma Maag, erklärte, er wollte die Etikette anpassen. Dann kam aber der Rückzieher: Es sei alles in Ordnung, es gäbe keinen Grund, etwas zu ändern. Nun hat es sich der Konzern wieder anders überlegt: Er schreibt «Espresso», das Gift werde aus den Regalen genommen und die Verpackung überarbeitet.

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