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Überteuertes Tierfutter: Viel Geld für die Katz
Aus Kassensturz vom 20.01.2009.
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«Ganz tierisch» Überteuertes Tierfutter: Viel Geld für die Katz

Whiskas, Sheba, Frolic: Schweizer müssen unverschämt viel für das Futter ihrer Haustiere bezahlen. Das lässt die Kassen der internationalen Hersteller klingeln. «Kassensturz» zeigt, mit welchen Tricks die Konzerne tiefere Preise verhindern und warum die Behörden bei diesem üblen Spiel mitmachen.

Schweizer Haustierbesitzer geben 550 Millionen Franken pro Jahr für Futter aus. Sie zahlen viel für das Wohl ihrer Tiere – zu viel im Vergleich mit den Tierbesitzern im Ausland.

«Kassensturz» hat nachgerechnet: Sheba Essensia kostet in Deutschland ohne Mehrwertsteuer 98 Rappen, in der Schweiz 1.32 Franken. Das sind 34,7 Prozent mehr. Für Frolic Complete zahlen Schweizer Tierhalter 5.17 Franken, Deutsche 4.10 Franken – plus 23,4 Prozent. Und das Trockenfutter von Whiskas ist in der Schweiz 38,6 Prozent teurer.

Aus Sortiment genommen

Alle diese Produkte stellt der amerikanische Konzern Mars her. Der US-Multi verkauft zahlreiche bekannte Tierfutter-Marken in der ganzen Welt. Mars vertreibt seine Produkte in den einzelnen Ländern über Tochterfirmen. Detailhändler kritisieren: Mars Schweiz verlange von ihnen im Vergleich zum Ausland rund 30 Prozent höhere Preise.

Denner nahm die Mars-Produkte Frolic und Sheba im letzten Herbst aus dem Sortiment – wegen einer neuen Preiserhöhung von Mars. Der Discounter wollte die Produkte günstiger in Deutschland bei einem Zwischenhändler einkaufen und parallel, also an der Schweizer Vertretung von Mars vorbei, importieren.

Doch Denner machte die Rechnung ohne Mars. Einkaufschef Hans-Rudolf Brauchbar: «Wir hatten vor, die Produkte auf dem Parallelmarkt zu beziehen. Leider ist das nicht möglich. Man muss zum Importieren ein Handelspapier an der Grenze vorweisen.» Das Zertifikat könne nur der Produzent ausstellen.

Zur Rückverfolgbarkeit

Um Tiernahrung zu importieren, schreiben die Behörden ein Handelspapier vor. Das zuständige Bundesamt für Veterinärwesen (BVet) erklärt, dieses Papier werde für Rückverfolgbarkeit gebraucht, sollte irgendein Problem bei der Heimtiernahrung auftauchen. «Es ist sicher nicht gedacht, dass das Handelspapier zu einem technischen Handelshemmnis führt. Wenn man uns zeigen kann, dass das in gewissen Ländern dazuführt, dann müssen wir das anschauen», sagt Marcel Falk vom BVet.

Doch es ist so: Mars verhindert Parallelimporte. In einem Schreiben macht der Konzern klar: Er stelle keine Veterinärzeugnisse aus. Der US-Multi behauptet, Parallelimport sei rechtlich nicht möglich, ja sogar illegal.

Der ehemalige Preisüberwacher Rudolf Strahm kennt die Tricks, mit denen die Konzerne den Parallelimport verhindern und damit die Preise in der Schweiz hochhalten. Die bürokratische Regel, dass jeder Import belegt werden muss mit einem Original-Ursprungszeugnis, werde von ausländischen Herstellern missbraucht, wenn sie das Dokument nicht ausstellen. Das trage bei zur Entstehung der Hochpreisinsel Schweiz, sagt Strahm.

Unterschiedliche Rezepturen

Teures Hunde- und Katzenfutter: Mars hat einen einfachen Weg gefunden, günstige Direktimporte zu verhindern. Geschäftsleitungsmitglied Nadine Jermann begründet die hohen Preise in der Schweiz mit unterschiedlichen Futter-Rezepturen und höheren Lohn- oder Marketingkosten.

Jermann rechtfertigt das Vertriebssystem, das Parallelimporte verunmöglicht: «Wir wollen qualitativ hochstehende Ware sicherstellen und auch die Rückverfolgbarkeit gewährleisten.»

 Dies funktioniere über ein Vertriebssystem mit Organisationen in den einzelnen Ländern, die auch auf gesetzliche Bestimmungen eingehen und Kundennähe zeigen würden.

Fehlende Handelspapiere verhindern Billigimporte. Das müssen Konsumenten beim Einkaufen teuer bezahlen, nicht nur beim Tierfutter. Rudolf Strahm: «Ich habe viele Meldungen von Grossverteilern erhalten, sie könnten Produkte nicht direkt im Ausland beschaffen, weil der Ursprungslieferant kein Originaldokument ausstelle und damit den billigeren Import in die Schweiz verhindere.»

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