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Fiese Schuldensanierer: Profit auf Kosten der Ärmsten
Aus Kassensturz vom 20.08.2013.
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Geld Fiese Schuldensanierer: Profit auf Kosten der Ärmsten

Wir übernehmen! Zahlen alles! Kleine Inserate von Schuldensanierungsfirmen werben vollmundig. Doch oftmals geraten die Schuldner noch tiefer ins Verderben.

Auch Andy Wüest aus Zürich traute sich einer Schuldensanierungsfirma an. Eine schwere Krankheit und mehrere Operationen zwangen den 62-Jährigen, seinen Beruf als Krankenpfleger aufzugeben. Mit der bescheidenen Teilinvalidenrente geriet er in einen finanziellen Engpass und bezahlte die Steuern nicht mehr. Die Folgen: Schulden von knapp 9000 Franken.

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In der Not wandte sich Andy Wüest an die Awag Finanz Zürich. Er reichte eine Liste seiner Schulden ein, und im Nu erhielt er einen Schuldsanierungsvertrag. Darin verpflichtete er sich, in elf Monaten den Schuldbetrag zu bezahlen.

«Ich dachte mir, ich müsse nun elf Monate den Gürtel enger schnallen und hätte dann keine Schulden mehr. Vor allem war ich erleichtert, dass mir endlich geholfen wurde.»

Allerdings waren die Ratenzahlungen bei Andy Wüest zu hoch. Mehrmals bat er die Awag, die Rate zu reduzieren. Doch die Firma blieb hart. «Ich hatte ja wirklich nichts mehr zum Leben», meint der IV-Rentner.

Kein Einzelfall

Ähnliches erlebte eine junge Frau. Für ihren Freund nahm sie einen hohen Kredit auf. Mit Schulden von knapp 45 000 Franken suchte sie ebenfalls Hilfe bei der Awag Finanz. Während gut einem Jahr bezahlte sie der Awag insgesamt 12 200 Franken. Davon leitete die Firma den Gläubigern nur 8866 Franken weiter. Die Awag Finanz behielt für sich 3297 Franken. Zuzüglich Mehrwertsteuer. Auch hier: Die monatliche Belastung der jungen Frau war viel zu hoch.

In beiden Fällen scheiterten die Sanierungen. Dann schickte die Awag Finanz den Schuldnern die Schlussabrechnung. Für die Sanierung verlangte die Firma ein Honorar von 8,5 Prozent des Schuldbetrags.

Doch das ist nicht alles: Jeder einzelne Handgriff stellte die Firma zusätzlich in Rechnung. «Ich finde es schlimm, dass es in der Schweiz solche Firmen gibt, die Leute in finanzieller Not ausnutzen», sagt die junge Frau, welche anonym bleiben will.

Ein «Scharlatan» am Werk

Mario Roncoroni von der Berner Schuldenberatung weiss, wie Schuldensanierungsfirmen Menschen in finanzieller Not ausnehmen. Er wirft Awag Finanz vor, viel Geld zu kassieren und dafür kaum etwas zu leisten.

Eine seriöse Schuldenberatungsstelle schaue zuerst, woher die Schulden kommen und weshalb überhaupt die Person in die Schulden geraten ist. «Wenn man zur Awag Finanz geht, so hat man einen Scharlatan vor sich, welcher diese Fragen nicht abklärt und einfach einen fixen monatlichen Ratenbetrag bestimmt.» Ein Teil werde den Gläubigern weitergeleitet, den Rest kassiere die Awag ein.

Behauptung ist «ehrenrührig»

Awag Finanz betont: Ihre Honorare seien anständig und branchenüblich. Zum Vorwurf der unseriösen Sanierungspläne schreibt die Firma: «Wir erachten diese Behauptung als ehrenrührig. Unser Ziel ist die Sanierung der Kunden, was wir in den überwiegenden Fällen auch erreichen.»

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Studiogespräch mit Mario Roncoroni von der Berner Schuldenberatung
Aus Kassensturz vom 20.08.2013.
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