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«Trotz verführender Werbung: Nie wieder ein Kredit!»
Aus Espresso vom 11.09.2014. Bild: Colourbox
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Geld «Trotz verführender Werbung: Nie wieder ein Kredit!»

Ob Ferien, Möbel oder ein Auto: Kredit-Institute versprechen, Konsumenten bei der Erfüllung ihrer Träume zu helfen. «Die Werbung verführt», sagt eine Hörerin. Nach Jahren in der Schuldenfalle will sie nichts mehr mit Krediten zu tun haben. Der Ständerat muss sich nun mit Krediten beschäftigen.

Soll Werbung für Kleinkredite eingeschränkt oder gleich ganz verboten werden? Nach dem Nationalrat beschäftigt sich heute auch der Ständerat mit dieser Frage.

Dabei geht es auch darum, wie weit Kleinkredite in die Verschuldung führen können. Ein Problem, dass Frau R. (Name der Redaktion bekannt) nur zu gut kennt. Nach einem Autokauf geriet sie in den Teufelskreis von Wünschen, Krediten und Schulden.

Mit 24 Jahren, vor sechs Jahren, wollte Frau R. «unbedingt» ein Auto kaufen. Dass ihr das Geld dafür fehlte, schien kein Problem zu sein: Der Verkäufer bot ihr an, sie könne das Auto im Wert von 18‘000 Franken über ein Kredit-Institut auch in monatlichen Raten von 180 Franken abzahlen.

Damals habe sie gedacht: «Klar wieso nicht, das ist ja kein hoher Betrag. Was passiert, wenn ich einmal nicht mehr so viel Geld verdiene, habe ich mir in jenem Moment gar nicht überlegt.»

Schulden bezahlen – mit zweitem Kredit

Eineinhalb Jahre nach dem Autokauf geschah es: Frau R. hatte gesundheitliche Probleme, musste bei der Arbeit kürzertreten, verdiente weniger und konnte ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. In ihrer Verzweiflung suchte sie im Internet nach einer Lösung – und fand auch eine: ein zusätzlicher Kredit!

Trotz Verschuldung und tiefem Lohn erhielt sie einen Kredit von 8000 Franken. «Dabei hätte man vom Schiff aus gesehen, dass das nicht funktioniert», sagt Frau R. heute. «Aber ich wollte damals einfach Geld, um alles abzuzahlen.»

Auch beim neuen Kredit geriet Frau R. in Verzug. Überwältigt von Rechnungen, Mahnungen und Betreibungen wandte sie sich an die Schuldenberatung der Caritas. Mit professioneller Hilfe erstellte sie eine Budgetplanung.

Sie zahlte ihr Auto ab, verkaufte es und zahlte den Rest der Schulden von Total 34‘000 Franken in monatlichen Raten zurück. Seit zwei Monaten ist sie schuldenfrei – sechs Jahre nach dem Autokauf.

Sie würde «definitiv nie mehr» einen Kredit aufnehmen, sagt Frau R. im Gespräch mit dem SRF-Konsumenten-Magazin «Espresso». Auch wenn Kreditinstitute versprechen, einen bei der Erfüllung von Wünschen zu unterstützen: «Ich leiste mir erst etwas, wenn ich das Geld dafür habe. Und sonst spare ich, bis ich es mir leisten kann.»

Kreditbranche soll sich selbst regulieren

Der Ständerat entscheidet am Donnerstag darüber, ob und wie aggressive Werbung für Kleinkredite eingeschränkt werden soll. Die zuständige Ständerats-Kommission will, dass sich die Konsumkredit-Branche selbst reguliert. Sie hat sich knapp, mit dem Stichentscheid des Präsidenten, einem Beschluss des Nationalrates angeschlossen. Demnach muss die Branche in einer Konvention festlegen, welche Art von Kreditwerbung verboten ist.

Der Entwurf für diese Konvention steht bereits. Er wurde vom Verband schweizerischer Kreditbanken und Finanzierungsinstitute in Zusammenarbeit mit dem Leasingverband ausgearbeitet.

Das wäre laut dem Entwurf verboten:

  • Werbung die den Eindruck macht, Konsumkredite seien besonders rasch erhältlich.
  • Werbung, die Menschen bis 25 besonders anspricht.
  • Werbung in Spielsalons.
  • Werbung in Jugendzeitschriften.
  • Werbung mit Argumenten, die offensichtlich ökonomisch nicht sinnvoll sind (zB. ein Kredit, um Steuerschulden mit niedrigerem Zins abzubauen).
  • Werbung für Kredite zur Finanzierung von kurzzeitigen Freizeitaktivitäten und Festen.
  • Werbung, die in der Öffentlichkeit Anstoss erregen oder missverstanden werden könnte (zB. Werbecoupons, die an Banknoten erinnern).

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