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Verwechslungsgefahr: Apple-Hotline ist nicht Apple-Hotline
Aus Espresso vom 12.08.2016. Bild: Colourbox
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Multimedia Verwechslungsgefahr: Apple-Hotline ist nicht Apple-Hotline

Die Hotline 24/7-Apple-Support spekuliert scheinbar darauf, dass hilfesuchende iPhone-Besitzer in der Eile nicht genau hinsehen und denken, sie seien beim offiziellen Apple-Support. Das kann ins Geld gehen! Der Mann, der hinter dieser Nummer steckt, spielte bereits vor Jahren mit bekannten Namen.

Wer ein Problem mit seinem iPhone hat und schnell Hilfe braucht, der versucht es – logisch – bei der Support-Hotline von Apple. Aber Achtung: Nicht nur Apple bietet solchen Support an. Auch andere Firmen möchten damit Geld machen und verkaufen ihre Dienste unter Namen, die leicht mit der offiziellen Apple-Hotline zu verwechseln sind. Wenn man eine solche Nummer erwischt, kann es teuer werden.

120 Franken für nichts

Teure Nummern sperren:

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Das musste auch Ruth Achermann erfahren. Ihr iPhone empfing keine E-Mails mehr und sie brauchte schnell Hilfe. Auf Google gab sie das Stichwort «Apple-Support» ein, und an erster Stelle der Trefferliste erschien sogleich ein gut klingender Name: 24/7-AppleSupport-Hotline. Genau das, was sie suchte: «Ich dachte, das ist die offizielle Apple-Hotline, schaute gar nicht weiter und wählte die Nummer.» Am anderen Ende wollte die Dame scheinbar auch helfen, kam aber auf keinen grünen Zweig. Frau Achermann erinnert sich: «Sie machte weiter und weiter und die Zeit lief und lief.» Nach einer Stunde legte die Kundin frustriert auf. Ohne Lösung des Problems.

Doch der Frust wurde noch grösser, als die Telefonrechnung ins Haus flatterte: Knapp 120 Franken soll Frau Achermann für den Anruf bezahlen, der ihr null und nichts brachte. Leider hat Frau Achermann nicht genau hingeschaut, denn im Internet steht, dass Anrufe auf diese 0900er-Nummer 1.99 Franken pro Minuten kosten. Das sieht sie heute auch. Trotzdem findet sie es unverschämt: «Hier wird scheinbar einfach Geld abgezockt.» Wenn man so lange am Telefon gehalten werde und keine Lösung erhalte, dann bringe das ja alles nichts.

Tipps:

Notieren Sie sich wichtige Hotline-Nummern. Machen Sie sich vielleicht sogar eine Liste mit solchen Nummern (befinden sich meist auf den Hersteller-Dokumenten), damit Sie in einem dringenden Fall vorbereitet sind und einfach darauf zugreifen können.
Wenn Sie die Nummer im Internet suchen, schauen Sie sich vor dem Anruf die Internetseite des Anbieters an.
Sind Sie unsicher, prüfen Sie kurz, wer der Inhaber der Nummer ist. Das können Sie hier tun:
www.eofcom.ch
, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen
Fall Sie keine Kosten herausgefunden haben, fragen Sie zu Beginn des Anrufs, welche Gebühren Ihnen verrechnet werden.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann teure Nummern für Anrufe sperren. Wie das geht, erfahren Sie beim Ihrem Telekom-Anbieter. Die Links dazu finden Sie in der Box «Teure Nummern sperren».

Nummer hat nichts mit Apple zu tun

«Espresso» schaute sich diese 24/7-AppleSupport-Hotline etwas genauer an. Schnell wird klar: Diese 0900er-Nummer gehört nicht zu Apple, ist auch kein offizieller Apple-Dealer. Das bestätigt auch Apple Schweiz auf Anfrage. Auch sonst wird man den Eindruck nicht los, dass es sich hier um eine Firma handelt, die bewusst auf eine Namensverwechslung aus ist und damit Geld machen will. Dafür sprechen mehrere Gründe:

  • Es fällt auf, dass die Inhaberin der Hotline-Nummer – die Firma NGN GmbH – noch viele weitere Hotline-Nummern im ähnlichen Stil führt. Zum Beispiel 24/7-MicrosoftSupport. Verwechslungen sind vorprogrammiert.
  • Auch der Firmensitz in Zürich scheint nicht das zu sein, was er vorgibt: Im ganzen Haus findet sich kein Büro der Firma NGN. Allerdings ist da ein Briefkasten, und auf diesem stehen ganze sieben Firmennamen.
  • Übrigens ist auch der Firmeninhaber kein unbeschriebenes Blatt: Roland Morger fiel bereits vor zehn Jahren mit einer solchen Hotline-Nummer auf. Damals hiess sie Swiss-Ticket-Line. Anrufer waren der Meinung, sie seien bei der Airline Swiss, buchten und bezahlten Tickets. Zumindest einige davon sahen diese Tickets nie.
  • Zudem machen die Telefongebühren von 1.99 Franken pro Minute stutzig. Würde ein Anruf nur ein Rappen mehr – also zwei Franken – kosten, müsste die Firma NGN von Gesetzes wegen die Anrufer vor dem Gespräch auf die Kosten hinweisen. So kann sie ohne mündliche Vorwarnung Geld kassieren.
  • Und schliesslich ist dieser Support scheinbar auch teurer als jener der Original-Apple-Hotline. Deren 0800er-Nummer ist kostenlos. Nur wenn das Gerät älter als 90 Tage ist, verrechnet Apple 35 Franken für den geleisteten Support. Frau Achermann wäre also bei der richtigen Nummer so oder so günstiger gekommen.

Kurz: Es scheint keinen vernünftigen Grund zu geben, warum man die 24/7-Hotline wählen soll. «Espresso» wollte herausfinden, ob es vielleicht doch einen gibt. Doch der Herr am Telefon – er wollte seinen Namen nicht nennen – verpasste der Konsumentensendung von Radio SRF 1 kurzerhand einen Maulkorb und verbot, ihn zu zitieren.

Immerhin, mit Frau Achermann scheint die Firma etwas freundlicher zu sein. Die Kundin blieb nämlich hartnäckig, und das hat sich gelohnt. Die Firma NGN GmbH zahlte ihr die Hälfte der Gesprächsgebühren zurück. Frau Achermann ist mit einem blauen Auge davon gekommen. Und sie hat ihre Lehre daraus gezogen: «So etwas passiert mir bestimmt nicht mehr. Das nächste Mal werde ich nicht die erste beste Nummer wählen, sondern vorher genau hinschauen.»

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