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Zu wenig Impfstoff für Kleinkinder
Aus Espresso vom 15.06.2016. Bild: Colourbox
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Gesundheit Zu wenig Impfstoff für Kleinkinder

Die Schweiz hat einen Impfstoff-Notstand. Eltern können ihre Kinder zurzeit nicht gegen den gefährlichen Keuchhusten impfen lassen. Wie dramatisch ist das? «Espresso» hat beim Bundesamt für Gesundheit nachgefragt.

Keuchhusten ist für Kleinkinder gefährlich, daher wird weltweit immer mehr geimpft. Das hat nun dazu geführt, dass die Pharmaindustrie in einem Lieferengpass steckt. Schweizer Ärzte können zurzeit die Keuchhusten-Impfung nicht verabreichen.

Müssen sich Eltern nun sorgen? Daniel Koch, Leiter Abteilung für übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), erklärt im Konsumentenmagazin «Espresso» von SRF 1, wie gefährlich dieser Notstand ist:

Wichtig für Eltern:

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  • Fragen Sie Ihren Arzt, ob Sie die Impfung verschieben können.
  • Und: Schwangere können sich gegen Keuchhusten impfen, sodass das Kleinkind nach der Geburt für einige Wochen geschützt ist.

Daniel Koch: Wir sind etwas beunruhigt. Allerdings scheint diese Impfstoffknappheit nur von kurzer Dauer zu sein, vielleicht ein paar Wochen. In diesem Fall ist das nicht dramatisch und man kann Alternativen suchen wie beispielsweise Impfungen verschieben. Die möglichen Alternativen haben wir den Ärzten mitgeteilt. Würde es länger dauern, dann wäre das sicher dramatisch. Am meisten gefürchtet ist der Keuchhusten, der gerade für Säuglinge sehr gefährlich ist.

«Espresso»: Es erstaunt, dass Säuglinge in der hochentwickelten Schweiz nicht gegen Keuchhusten geimpft werden können. Wie löst man das Problem?

Daniel Koch: Das Problem ist im Moment nicht gelöst. Wir konnten in der Schweiz keinen Impfstoff verfügbar machen. Zusammen mit Spezialisten haben wir Empfehlungen abgegeben. Eine davon: Schwangere sollen sich gegen Keuchhusten impfen lassen, dass bietet dem Säugling zwei bis drei Monate Schutz.

«Espresso»: Am 1. Oktober tritt eine neue Verordnung in Kraft, die besagt, dass Impfstoffe pflichtgelagert werden müssen. Löst diese Massnahme das Problem?

Daniel Koch: Wir hätten dieses Pflichtlager gerne früher aufgebaut, das braucht aber seine Zeit. Leider ist die aktuelle Impfstoffknappheit zu früh eingetreten. Für die Zukunft hoffen wir natürlich, dass ein solches Pflichtlager einen Engpass überbrücken kann.

«Espresso»: Das BAG empfiehlt, in solchen Notfällen auch Ersatzimpfstoffe zu importieren, die in der Schweiz noch nicht zugelassen sind. Impfstoff-Beschaffung über Umwege – das sorgte für Kritik. Und man fragt sich: Warum erlaubt man Alternativen, die in der EU und in den USA zugelassen sind, nicht auch in der Schweiz?

Daniel Koch: In der EU gibt es tatsächlich einen zugelassenen Impfstoff, der auch verfügbar wäre. Für die Zulassung in der Schweiz ist aber Swissmedic zuständig. Das BAG kann den Impfstoff nicht zur Verfügung stellen, wenn keine Zulassung besteht.

«Espresso»: Das BAG hätte diesen Ersatzimpfstoff aber gerne im Land und somit auch die Zulassung?

Natürlich würden wir das Problem gerne lösen. Doch wir können die Zuständigkeit von Swissmedic nicht übersteuern und das tun wir auch nicht.

Der Ball liegt also bei Swissmedic. Diese hat gegenüber «Espresso» noch keine Stellung genommen.

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