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Ruth Gattiker - «Ich liebe das Leben fast pathologisch»
ZVG Oscar Alessio
abspielen. Laufzeit 57 Minuten 12 Sekunden.
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Ruth Gattiker – Pionierin der Anästhesie

Ruth Gattiker wurde 1923 in Zürich-Oerlikon geboren. Der Vater arbeitete als Ingenieur in der Maschinenindustrie, die Mutter kümmerte sich, so wie es sich in der damaligen Zeit für eine klassische Mittelstandsfamilie gehörte, um den Haushalt und die beiden Töchter.

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Diese, so befand der Vater, sollten später einmal Sekretärinnen werden und dann heiraten. Doch da hatte der Vater Ruth Gattikers die Rechnung ohne den Wirt, beziehungsweise ohne seine Erstgeborene, gemacht.

Sie wollte frei und unabhängig sein

Diese stellte sich nämlich als ausserordentlich wissensdurstig, begabt und vor allem sehr hartnäckig heraus. Und von einer Heirat – das war ihr schon als 16-Jährige klar – wollte sie ohnehin nichts wissen. Sie wollte einmal ein freies und unabhängiges Leben führen und später einen interessanten Beruf ausüben. Punkt. Da gab es nichts zu rütteln.

So machte sie nach der Handelsmatura und fünf Semestern Mathematik an der ETH klammheimlich die eidgenössische Matur und damit ganz eigenständig und selbstbewusst den Weg frei fürs Medizinstudium. Denn für die Medizin brannte sie. Und wie!

Ausserordentliche Karriere

Kein Wunder legte sie in diesem Fach dann auch eine Karriere hin, wie sie zu jener Zeit nur ganz wenige Frauen schafften. So wurde sie eine der ersten zwei Medizinprofessorinnen in der Schweiz. 1969, am Zürcher Kantonsspital, assistierte sie als Anästhesistin dem weltberühmten Herzchirurgen Ake Sening bei dessen erster Herztransplantation am Zürcher Kantonsspital. Für Sening war sie übrigens die Weltbeste ihres Fachs.

Auch nach der Pensionierung vor mittlerweile 30 Jahren wollte es die Wissensdurstige und vielseitig Begabte nochmals wissen. Sie ging wieder an die Universität und begann Philosophie und Musikwissenschaften zu studieren. Selbstverständlich und typischerweise ganz seriös und engagiert, nur gerade den Lizentiats-Abschluss schenkte sich die angejahrte Studentin.

Im Unruhestand

Und heute? Auch heute noch wird nicht geruht: Die fast 94-Jährige reist mindestens einmal pro Woche von Davos, wo sie seit fünf Jahren lebt, nach Zürich. Dort gehts ins Konzert oder in die Oper, ins Museum, zum Lunch mit dem Klavierlehrer und immer auch ins Fitnesstudio. Und ja, daneben wandert Ruth Gattiker auch gerne, lernt Alt-Griechisch und macht täglich ihre Pilates-Übungen.

Gespielte Musik

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