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Depressionen «Kann man nur abends depressiv sein?»

Stefan Büchi, Mario Etzensberger und Andreas Linde haben Ihre Fragen im «Puls»-Chat beantwortet.

Fachpersonen im «Puls»-Chat

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Prof. Stefan Büchi

Ärztlicher Direktor / Leiter Schwerpunkt Depressive Erkrankungen

Privatklinik Hohenegg AG

Dr. Mario Etzensberger

Facharzt FMH für Psychiatrie und Psychotherapie

Brugg

Dr. Andreas Linde

Leitender Oberarzt

Psychiatrische Dienste Aargau (PDAG)

Chatprotokoll

Meine Mutter hat 45Jahre Lizium genommen.Dann hatte Sie eine Nierenvergiftung+ mann musste eine neue Tablette geben.Seit da an haben wir schon 2 Aufenthalte in Kliniken.Sie haben die Medis neu eingestellt.Leider ist meine Mutter immer noch sehr depressiv.Sie spricht nur wenn man Sie was fragt.Ist total unsicher und hat keine Idee was Sie gerne machen würde den Tag durch.Sie ist nicht mehr fröhlich. Wäre so eine Therapie elektro für Sie zu Empfehlen?

Mario Etzensberger: Das ist wirklich traurig, dass die Nieren nicht mitmachten, während das Lithium ja gut wirkte. Wenn durch keine andere Medikation eine Besserung erreicht werden kann, dann wäre gerade in diesem Fall eine EKT wirklich angebracht. Einschränkung nur, wenn schwere Herz- oder Lungenkrankheiten vorliegen. Die Mutter muss aber einverstanden sein.

Hat man gute chancen aus einer angsterkrankung raus zu kommen, wenn man nach jahrelanger therapie, endlich dir ursache gefunden hat? Was kann ich tun damit sich mein trauma schnellstmöglich heilt? Danke

Andreas Linde: Es gibt verschiedenen Arten von Angsterkrankungen. Die meisten lassen sich mit einer Psychotherapie behandeln. Allerdings sollte vor einer Behandlung eine sorgfältige Diagnostik stattfinden. manchmal können Ängste die man im Alltag störend oder gar wie eine Krankheit erlebt auf eine traumatische Lebenserfahrung hinweisen. Tatsächlich kann ein derartiger Zusammenhang auch noch nach Jahren erfolgreich behandelt werden.

Gibt es neue Möglichkeiten das schnell passende Antidepressivum zu finden? Es gilt Umwege mit Nebenwirkungen wie Tagesmüdigkeit, Gewichtszunahme oder Wechsel zu manischen Episoden zu vermeiden. Bezahlen muss immer die Krankenkasse. Der Patient leidet an Nebenwirkungen.

Mario Etzensberger: Das ist das Ziel der neuen Forschung. Bis jetzt sind PAtient und Arzt dazu verurteilt, gut eingeführte Medikamente zusammen auszuprobieren. Jeder Mensch reagiert anders; der eine hat viele Nebenwirkungen, der andere keine oder wenige leichte. Auch die eigentliche Wirkung ist sehr verschieden bei verschiedenen Menschen

Ich habe Depressionen beim Arbeiten im Spital Schiers oder zu Hause am Computer. Das kommt noch bei mir viel vor. Was kann ich gegen Depression machen. Wäre froh wenn ihr mit mir Kontakt aufnehmen könnt. Das wäre sehr nett.

Stefan Büchi: Wenn Sie nur depressive Gefühle bei bestimmten Aktivitäten wie bei der Arbeit im Betrieb, oder Aufgaben am Computer haben hängt die Ursache des Problems vielleicht in einem konkreten Problem als Auslöser zusammen wie z.B. Arbeitskonflikt. Falls dies so ist, lohnt es sich die konkrete Situation zu analysieren und die vorliegenden Probleme zu lösen. Falls Sie aber eine wirkliche Depression mit Antriebsstörung, Freudlosigkeit und depressiver Stimmungslage haben, empfehle ich Ihnen einen Psychiater, oder Ihren Hausarzt aufzusuchen. Abhängig vom Ausmass der Depression können z.B. mehr körperliche Aktivität, Lichttherapie oder auch Antidepressiva helfen.

Nach Traumata aus meiner Kindheit werden meine Depressionen mit Lithium stabilisiert. Ich werde gestütz in einer langjährigen Psychotherapie.Seit einiger Zeit leide ich an einer Psychose, welche mit Neuroleptika behandelt wird. Kann bei guter Wirkung des Neuroleptikums nicht das Lithium langsam abgesetzt werden.

Mario Etzensberger: Im Sport gilt der Slogan: Never change a winning team! Genauso bei Behandlungen jeglicher Art. Gerade das Lithium ist heute noch das beste Medikament zur Vorbeugung. Aber wichtig ist die Kontrolle, auch der Nieren. Wenn es dort Schwierigkeiten gibt, z.B. Verrringerung der Filterfunktion, dann mus man wechseln. Es gibt Neuroleptika, die auch geeignet sind zur Prophylaxe.

Funktioniert das auch bei einer "Erschöpfungsdepression"? Vielen Dank

Andreas Linde: Ich nehme an, dass sich Ihre Frage auf die Elektrokrampftherapie bezieht. Wenn tatsächlich eine Erschöpfung schliesslich in eine Depression mündet, wäre erst einmal zu prüfen, was Sie so erschöpft und ob diese Umstände veränderbar sind. Wenn sie wegfallen ergäbe sich daraus bereits die Möglichkeit einer Besserung. Die Elektrokrampftherapie ist besonders dann wirksam, wenn eine schwere depressive Symptomatik besteht und sie hilft Symptome zu bessern oder sogar vorübergehend zum verschwinden zu bringen um wieder Möglichkeiten für eine dauerhaft wirksame Behandlung zu schaffen.

Wie lange muss man Antidepressivas nehmen bis klar ist, dass sie nichts bringen?

Stefan Büchi: Zu Beginn, d.h. in den ersten 2 Behandlungswochen sind meist die Nebenwirkungen spürbar. Anschliessend sollten bis zur 4. Behandlungswoche die gewünschten Effekte auftreten. Bleiben diese aus, sollte die Dosis erhöht werden; falls nach ca. 6-8 Wochen kein Effekt spürbar ist, ist ein Wechsel des Antidepressivums indiziert.

Braucht es monatliche Erhaltungs-EKT, nach erfolgter Behandlung?

Mario Etzensberger: Nein. Es kann die Erhaltungstherapie auch mit Medikamenten erreicht werden. Aber es gibt Patienten, die immer wieder und ambulant eine oder wenige EKT-Sitzungen zur Erhaltungstherapie bevorzugen. Dazwischen kann es vorkommen, dass es keine Medikamente braucht.

Kann ich als Patient auf einer EKT bestehen?

Mario Etzensberger: Nein. Kein Arzt, keine Ärztin kann zu einer Therapie gezwungen werden, es sei denn in einem Notfall. Aber wenn der gut informierte Patient eine EKT wünscht und keine Gegenanzeigen bestehen, dann sollte meiner Meinung nach dieser Wunsch erfüllt werden. Klar sein muss natürlich die Diagnose. Aber davon gehe ich mal aus.

Das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat nach zähem Rechtsstreit von Pfizer die Herausgabe von bisher zurückbehaltenen Studien zum Antidepressivum Edronax erwirkt (2/3 aller Studien). Diese waren ausnahmslos negativ ausgefallen. Neubeurteilung des IQWiG unter Berücksichtigung aller Studien:Edronax wirkt nicht besser als ein Placebo,zudem sind die Nebenwirkungen stärker als bekannt. Finden Sie es i.O. dass Edronax in der CH noch verschrieben wird?

Stefan Büchi: Mir sind die wissenschaftlichen Zahlen zu Edronax leider nicht im Detail bekannt. Es wurde schon vor einigen Jahren bekannt, dass versch. Pharmafirmen die Resultate nicht erfolgreicher Studien nicht veröffentlicht haben, so dass die Wirkung der Antidepressiva zu positiv eingeschätzt werden. Ganz allgemein kann ich sagen, dass SwissMedic eine sehr gründliche Prüfung der Daten einhält, bevor ein Medikament in der Schweiz zugelassen wird.

sind schwer depressive überhaupt in der lage zu entscheiden, ob sie eine ekt wollen oder nicht?

Mario Etzensberger: Sehr gute Frage. Das ist ein wirkliches Dilemma. Aber heute wird gewöhnlich die EKT nicht als erste Behandlung eingesetzt. Der PAtient hat also meist mehrere vergebliche Versuche hinter sich. In dieser Situation ist es für ihn leichter, trotz Depression in eine EKT einzuwilligen. Wir haben aber immer auch die Angehörigen beigezogen, die uns mitteilen konnten, welcher Meinung denn der Patient vorher war und ob sein "Entschluss" einigermassen seinem Wesen und seinem Denken entspricht. Fazit: Man "mogelt" sich mit dem Patienten und seinen Angehörigen so ehrlich als möglich durch.

Sehr geehrte Herren. Ich habe ca. 6 Jahre lang Deanxit genommen. Ich war so ziemlich ruhig gestellt. Kein Interesse mehr an Sex, gar nichts. So habe ich meine beste Zeit verpasst. 2 Jahre habe ich jetzt pflanzliche Antidepressiva genommen.. ich hatte endlich wieder Lust auf mehr. Nur leider kehrte mein Durchfall zurück. Deanxit hatte Verstopfung ausgelöst, was ich super fand. Mit dem ständigen Durchfall kann ich nicht leben. Welche Antidepressiva machen sonst noch Verstopfung + sind verträglich?

Stefan Büchi: Viele der alten, sog. Tricyclika-Antidepressiva fördern die Verstopfung, so wie Sie sich dies wünschen. Als mögliche Substanzen könnte ich Ihnen bspw. empfehlen: Saroten oder Surmontil. Da sie auf das eigentliche milde Deanxit so stark mit Apathie und Lustlosigkeit reagiert haben, empfehle ich Ihnen Dosis des Medikamentes gut zu überprüfen. Ich würde Ihnen daher empfehlen mit Surmontil, welches in Tropfenform existiert auszuprobieren, ob und in welcher Dosis das Medikament gegen die Verstopfung hilft, ohne dass der Antrieb dabei verloren geht.

können verschiedene Ängste von einer Depression kommen?

Andreas Linde: Ängste, insbesondere in Form von Befürchtungen und einer "ängstlichen Angetriebenheit" können ein Begleitsymptom von Depressionen sein. Sie sind also dann nicht die Folge sondern ein Begleitsymptom von manchen Depressionen und durchaus bedeutsam. Denn es kann dann in schwereren Fällen auch die vorübergehende Einnahme eines Beruhigungsmittels sinnvoll machen.

ich habe seit ca. 20 Jahren eine bipolare störung, mit nur einer manischen phase. mein größtes Problem ist das kaum auszuhaltendes morgentief welches so 2 std. dauert und dann bessert sich der Zustand langsam. was kann ich gegen das hässliche morgentief tun. danke für ihre info

Mario Etzensberger: Bei bipolaren Störungen ist ein morgendliches Tief sehr typisch. Dass Sie immer noch daran leiden, zeigt, dass die Therapie noch nicht ausgereizt ist. Es wäre also wichtig, die bisherige Therapie einmal ganz gründlich zu überdenken und ev. auch Hilfsstoffe mit zu verwenden. Wenn auch das nichts nützt, dann wäre eine EKT durchaus denkbar.

Sehr geehrte Herren, ich bin seit über 20 Jahren in therapeutischer Behandlung. Die Diagnosen sind Borderlinepersönlichkeitsstörungen, ADHS im Erwachsenenalter und Benzoabusus. Die aktuelle Medikation sind Seroquel, Attarax, Benzodiazepam (Psychopax und oder Praxiten), Venlafaxin und Restex (gegen das Restless-Legs-Syndrom). Trotzdem kommen trotz viel Bewegung im Freien (zusätzliches Vitamin D) und eben Psychotherapie immer wieder massive Selbstverletzungen und Suizidalität dazu. Was tun?

Mario Etzensberger: Sie sind wirklich zu bemitleiden, so viele Erkrankungen zusammen ertragen zu müssen. Hier wäre aber EKT kaum hilfreich. Auch eine Psychotherapie muss immer wieder mal überdacht werden. Das heisst nicht, dass die bisherige Therapie schlecht wäre oder der Therapeut/die Therapeutin inkompetent. Doch kann nach vielen Jahren ein Wechsel hilfreich sein. Er sollte aber mit dem bisherigen Therapeuten gut besprochen und vorbereitet werden.

Können Depressionen Schmerzen verursachen, z.B. in der Brust, im Kiefer, in der Hüfte, in den Beinen ? Danke für Ihre Antwort

Andreas Linde: Ja, tatsächlich können Depressionen auch Schmerzen verursachen. Es könne sowohl diffuse oder schwer lokalisierbare Schmerzzustände auftreten, aber es gibt auch bspw. charakteristische Kopfschmerzen. Die Patienten berichten dann von einem Druck auf den Kopf. Andererseits kann chronischer Schmerz Depressionen auslösen und umgekehrt können schmerzen wesentlich belastender empfunden werden, wenn ein Betroffener auch an einer Depression leidet.

gegen meine Depressinen (nicht sehr stark aber immer wieder kommend) habe ich vom Arzt Rebalance erhalten, da ich schon so viele Medis ausprobiert habe und immer mühsame Nebenwirkungen hatte. Nun habe ich gehört, dass es auch Johanniskrautöl-Kapseln gibt, die für meine Neurodermitis auch noch gut sein könnten. Kann ich da problemlos wechseln oder muss ich die Dosis mit Johanniskrautöl-Kapseln erhöhen? Ist die Wirkung die selbe? Herzlichen Dank für eine Antwort

Mario Etzensberger: Da muss ich lieder passen; denn ich bin in der Dermatologie zu wenig bewandert. Also Vorschlag: Den Dermatologen und den Psychiater an einen Tisch bringen, um Sie optimal zu behandeln.

Seit dem Selbstmord meines Mannes vor 9 Jahren nehme ich täglich 1/2 Tablette Cypralex (jetzt Escitalopram) 10mg ein. Ich bin jetzt 70 und recht vergesslich. ist es das Alter oder die Tablette?

Stefan Büchi: Sie haben mit dem Selbstmord Ihres Mannes etwas sehr Belastendes erlebt, was Sie immer noch beschäftigt, so dass Sie seit dieser Zeit das Antidepressivum Cipralex einnehmen. Nun sind Sie auch älter geworden, so dass die Frage warum Sie nun recht vergesslich sind, ohne gründliche Untesuchung leider nicht genau beanwortet werden kann. Es ist möglich, dass Sie und ihr Hirn einfach etwas älter werden... - oder dass die Trauer und Depression Ihre Denkleistung immer noch etwas beeinträchtigen.

Sehr geehrte Damen und Herren. Bei mir wurde eine bipolare Störung Typ II festgestellt. Mein Psychiater hat mir daraufhin Lamotrigin verschrieben, allerdings schiebe ich die Einnahme aufgrund der Nebenwirkung und nicht zuletzt aufgrund der Stigmatisierung vor mich hin. Sind die Nebenwirkungen wirklich so schlimm? (Gefühlslosigkeit bei Überdosierung usw.). Ich danke Ihnen bereits im Voraus für Ihre Antwort.

Mario Etzensberger: Es gilt meistens: Was wirkt, hat auch Nebenwirkungen. Die lange Liste der Nebenwirkungen dient vor allem der Firma, die so ihre Haftung begrenzen kann. So bleibt dem Patienten nichts übrig, als zusammen mit dem Arzt ein Medikament auszuprobieren. An sich gilt Lamotrigin als potentes Mittel zur Prophylaxe. Wenn aber Nebenwirkungen auftreten, dann muss meiner Meinung gewechselt werden. Und der Patient hat für mich immer recht. Also geduldiges Suchen nach dem besten Mittel.

Hallo zusammen. Wie lange hält die Behandlung an? Ab welchem alter soll man das machen, also im arbeitsfähigem Alter, Zeitaufwand?

Andreas Linde: Die Wirkung einer Elektrokrampftherapie hält unterschiedlich lange an. Mir sind Fälle bekannt wo es über Jahre gut geht und andere Fälle wo nach wenigen Monaten wieder ein Rückfall auftritt. Die empirische Wissenschaft zeigt, dass nach einer EKT-Behandlung in 70 % der Fälle nach einem halben Jahr mit einem Rückfall zu rechnen ist, wenn keine Erhaltungstherapie durchgeführt wird. Diese kann aus einer medikamentösen Behandlung bestehen, eine speziellen störungsspezifischen Psychotherapie für chronisch depressive Menschen und auch Erhaltungs-EKT mit meist monatlich einer Behandlung. Man kann alle drei Erhaltungstherapien auch miteinander kombinieren. Die große Stärke der EKT ist aber vor allem, dass sie schwere depressive Zustände oftmals namhaft bessert bzw. bei wiederkehrenden depressiven Episoden helfen kann deren Dauer zu verkürzen.

Mein Partner ist seid ca. 7 monaten depressiv. Er nimmt jeden abend eine tablette 150 mg aber weder ich noch er sieht eine großartige Besserung. Für mich persönlichen ist es auch nicht leicht, da ich nicht genau weis wie ich ihn unterstützen kann. Was kann ich tun? Oder er das es besser wird?

Stefan Büchi: Leider habe ich etwas wenige Informationen zur Situation Ihres Partners: Ist er in psychiatrischer Behandlung? Gibt es aktuell belastende Konflikte, die eine Ursache der Depression darstellen könnten? Da Sie auch nicht angegeben haben, um welches Medikament es sich handelt, und ob die Dosis bereits erhöht worden ist, kann ich auch dazu leider wenig sagen. Daher ganz allgemein: Sie können Ihren Partner untestützen selber so aktiv wie möglich zu bleiben, und sich viel an der frischen Luft zu bewegen. Zudem können Sie ihn - falls nötig - dazu motivieren eine psychiatrische Behandlung aufzunehmen.

Ich bin Vater eines 19 Jährigen Sohnes der an schwere Depression erkrankt ist. Die Situation ist für und Eltern sehr schwierig und dauert schon seit einem Jahr. Wir fühlen uns manchmal alleine gelassen von den Organisationen. Gibt es Erfahrungsgruppen mit anderen Eltern wo wir uns als Angehörige wenden können?

Mario Etzensberger: Das ist wirklich ein schweres Schicksal. Ja, es gibt sehr gute Selbsthilfegruppen von Eltern und Angehörigen psychisch Kranker. Sie finden die Adressen im Internet. Aber zögern Sie auch nicht, für sich eine Therapeutin/einen Therapeuten aufzusuchen, um sich auf Ihrem schwierigen Weg begleiten zu lassen. Das heisst nicht, dass Sie krank sein müssen. Auch sind Sie nie schuld an einer Erkrankung der Kinder. Aber wenn die Umgebung erstarkt, hilft das auch dem Patienten.

Wie werden depressionen messbar nachgewiesen? Also dass sie real vorhanden sind im gehirn. Wie knn das nachgewiesen werden?

Stefan Büchi: Depressionen sind - vergleichbar mit dem Schmerz - in ihrem Kern etwas Subjektives. Es ist der Betroffene, der sich bedrückt und antriebslos erlebt. Von aussen wird dies häufig in einer verlangsamten Motorik oder einer veränderten Mimik sichtbar. Es gibt aber keinen objektiven Test, der die Depression misst, quantifiziert und somit "beweist".

Sehr geehrte Damen und Herren. Gibt es Untersuchungen bezüglich Blutdrucksenker und Depressionen mit Aufenthalt in der Psychiatrie. Habe Erfahrungen und diesbezügliche Beobachtungen gemacht.

Mario Etzensberger: Ja, es wurden immer wieder Versuche unternommen, mit anderen Stoffen der Depression zu begegnen. Mir sind nur die Betablocker als Blutdrucksenker bekannt, die v.a. körperliche Symptome lindenr können.

Venlafaxin ret. 75 mg musste ich 5 Jahre einnehmen. Beim Ausschleichen mit Venlafaxin 37,5 bekam ich enorme körperliche Schmerzen. Seit 1 Woche nehme ich wieder Venlafaxin ret 75. Ich spüre immer noch täglich massive Weichteilschmerzen. Wie lange wird das noch so weiter gehen?

Mario Etzensberger: Das sind die sogenannten Absetzsymptome. Diese können gemildert werden, wenn man das Medikament über eine lange Zeit in kleinen Schritten senkt. Manchmal kann es sogar nötig werden, mit einem guten Apotheker extra verschiedene Dosen herzustellen, damit man wirklich ganz kleine Schritte machen kann. Solche Apotheker gibt es; man muss sie dann mit dem Arzt zusammen bringen.

Guten Abend, ich bin seit über 1 Jahr in psychotherapeutischer Behandlung aufgrund einer offenbar leichten Depression .Leider habe ich keinen grossen Nutzen der Behandlung gespürt. Im Mai habe ich zusätzlich noch einen Suizid in der Familie erlebt, was mich natürlich zusätzlich beschäftigt. Ich finde es schwierig eine geeignete Person zu finden. Psychiater häufig überlastet etc... welchen Weg verspricht möglichst rasche Hilfe? Herzlichen Dank für Ihre Antwort.

Andreas Linde: Sie sprechen da ein grosses Problem an. Es ist tatsächlich oftmals gar nicht so einfach eine Behandlungsmöglichkeit zu finden. Viele meiner ambulanten Kolleginnen und Kollegen sind oftmals sehr schnell ausgebucht. Es wäre jetzt wichtig zu klären, ob sie schon lange an dieser leichten Depression leiden und was dazu geführt hat. Manchmal sind es chronische Belastungen die man sich zu tragen angewöhnt hat, die einen aber überfordern oder sie traten in der Folge einer Lebenskrise auf. Etwas anderes ist es, wenn dieser Zustand eigentlich schon seit Jahren besteht und man irgendwie das Gefühl hat, dass man hauptsächlich zu funktionieren hat, dass niemand sich für das eigene Befinden zu interessieren scheint oder man das Gefühl hat nicht wichtig zu sein oder man häufig meint, dass man sowieso nichts an seiner Situation ändern kann. Mitunter hat man dann so etwas wie eine Mauer um sich aufgebaut hinter der es einem nicht gut geht, die einem aber hilft irgendwie zu funktionieren. In diesem Fall handelt es sich um eine tief greifendes lebensgeschichtliches Problem das weit in die Jugend zurückreicht. Hierfür wurden in den letzten Jahren spezielle Psychotherapien entwickelt, die sehr effektiv sind. Natürlich ist ein Suizid in der Familie dann auch noch eine zusätzliche Belastung. Besonders dann, wenn einen selbst das Thema auch schon ab und zu nahe gekommen ist.

ich hatte vor 2 monaten eine ekt therapie.mir geht es viel besser habe aber immer noch depressive schwankungen.auch atemnot und innere unruhe.würden sie mir nach ekts empfehlen??

Mario Etzensberger: Die Atemnot muss vom Hausarzt, dann ev. von einem Lungen- oder Herzarzt beurteilt werden. Atemnot und innere Unruhe können auch psychisch bedingt sein. Dann gehört zu einem passenden Antidepressivum unbedingt auch eine Psychotherapie, um den seelischen Gründen auf die Spur zu kommen.

Guten Abend. Wie weiss man, dass man an einen Punkt angelangt ist, wo man Professionelle Hilfe braucht? Was ist noch "normal" ab wann wird es gefährlich? (bezüglich Suizidgedanken/Hoffnugslosigkeit ect.)

Stefan Büchi: Ganz allgemein empfehle ich Ihnen dann professionelle, psychiatrische Hilfe zu holen, wenn Sie Ihren Alltag in Beruf und Familie nicht mehr bewältigen können. Dann sprechen wir von einem mittelschweren depressiven Episode, bei der eine Therapie - Gespräche, und/oder Psychopharmaka - sinnvoll ist. Zur Frage der Suizidalität: Wenn Sie beginnen konkrete Pläne zu schmieden, wie Sie sich umbringen möchten, ist eine Schwelle errreicht bei der Sie sich dringend Hilfe holen sollten. Falls Sie schon einmal einen Suizidversuch begangen haben sollten, ist es wichtig bei beginnender Suizidalität sich noch früher an eine Fachperson zu wenden.

Guten Abendich nehme seit einem Jahr Anafranil. Ich bemerke keine Besserung jedoch die Nebewirkungen vor allem Sexuell das interesse ist da aber es funktioniert nichts mehr. Gibt es da wirksame Alternativen?

Andreas Linde: Wenn Sie ein Antidepressivem nehmen und nach einer so langen Zeit keine Besserung bemerken, dann wäre es sicherlich angebracht mit ihrem Psychiater nach Behandlungsalternativen zu suchen. Mittlerweile gibt es viele verschiedenen Antidepressiva mit unterschiedlichem Wirkung- und Nebenwirkungsprofil. Störungen der Sexualität kommen keineswegs bei allen Substanzen vor. Sie sollten sich ruhig getrauen das Thema mit ihrer behandelnden Psychiaterin oder Psychiater einmal anzusprechen.

Meine Mutter (52 jahre) verhält sich sehr depressiv (meine Ansicht) seit sie geschieden ist. (4 jahre). ihr Arzt hat ihr empfohlen sich zum Psychologen zu begehen. sie will aber nicht. gibt es ein medi gegen das oder wie krieg ich sie sonst in Behandlung?

Mario Etzensberger: Der Hausarzt ist auf jeden Fall kompetent und geeignet, eine antidepressive Medikation zu empfehlen und durchzuführen. Hat ihre Mutter dann etwas Vertrauen gefasst, dann könnten Sie ihre Mutter zu überreden versuchen, mit Ihnen zusammen eine Therapeutin/einen Therapeutin aufzusuchen. Sie darf dann ehrlich sagen, ob diese Person ihr passt und sie Vertrauen fasst. Oft braucht es verschiedene Anläufe, bis man den richtigen Menschen hinter dem Beruf findet. Aber nur mit gegenseitigem Vertrauen bringt Psychotherapie etwas.

Guten Abend Ich leide zwar nicht direkt an Depressionen, aber nehme Sertralin ein gegen Zwangsgedanken. Könnte diese Elektrokrampftherapie auch bei einer Zwangsstörung Wirkung zeigen? Vielen Dank für Ihre Antwort!

Andreas Linde: Leider nicht. Es gibt keinen verlässlichen Nachweis, dass EKT da hilft.

Guten Abend, bei mir (23) wurde im Dezember 14 eine mittelschwere Depression mit dissoziativen Krampfanfällen diagnostiziert. Die Psychotherapie, sowie die medikamentöse Therapie wirken nur bedingt. Auch stationäre Aufenthalte haben nicht geholfen. Könnte hier eine EKT Behandlung helfen? Oder welche Therapie-Methode können Sie empfehlen?

Stefan Büchi: Sie schildern ein sehr schwierig zu behandelndes Krankheitsbild mit Depression und dissoziativen Krampfanfällen, welches auf die bisherigen, umfassenden Therapieansätze nicht befriedigend reagiert hat. Gemäss meiner Einschätzung handelt es sich bei dissoziativen Krampfanfällen häufig um eine Reaktion auf schwere traumatische Ereignisse, so dass ich persönlich nicht denke, dass EKT weiterhelfen würde. Für dissoziative Krampfanfälle halte ich Psychotherapie in Kombination mit Körpertherapien als besten Zugang. Bitte beachten Sie, dass die Behandlung Ihrer Störung viel Zeit, und eine lange therapeutische Begleitung benötigen dürfte.

Guten Abend Habe seit 3 Monate eine Erschöpfungsdepression was hilft wirklich dagegen. Habe gehört Hypnose hat grossen Erfolg erzielt was Raten Sie?

Mario Etzensberger: Wie das Wort es schon sagt: Da ist ein Organismus erschöpft, seine Energien sind verbraucht. Was macht man mit einer leeren Batterie? Man muss sie aufladen und dafür sorgen, dass sie sich nicht sofort wieder entlädt. Das heisst, die sozialen Verhältnisse müssen überprüft werden, Konflikte aufgelöst, Schulden geregelt werden etc. Dann geht es häufig auch darum, die eigenen Einstellungen zu Arbeit, Pflicht, Perfektionismus zu überprüfen. Hier können schon gernige Änderungen wahre Wunder vollbringen. Wenn es irgendwie geht und zu verantworten ist, ist es oft förderlich, weiter zu arbeiten, vielleicht reduziert und unter angepassten Bedingungen. Wir Menschen verlernen so schnell unsere Fähigkeiten, wenn wir sie nicht mehr nutzen.

Haben Sie Erfahrung mit Hypnose Therapie bei Depressionen?

Andreas Linde: Das habe ich persönlich nicht. Allerdings weiss ich dass Hypnotherapie als eine Form psychotherapeutischer Behandlung eingesetzt wird. Bei depressiven Symptomatiken, die im Zusammenhang mit einer Lebenskrise auftreten, kann eine Psychotherapie, also auch Hypnose z. B. dabei helfen Veränderungen des Verhaltens und Erlebens zu erarbeiten, was dann wiederum dazu beiträgt, dass man seine Krise besser löst und so aus der depressiven Symptomatik heraus zu kommen. das trifft dann vor allem auf die sog. Anpassungsstörungen zu.

Kann dass sein das man nur abends depressiv sein kann und nich immer?

Andreas Linde: Ja. Tagesschwankungen bei Depressionen sind ein bekanntes Phänomen. In den meisten Fällen tritt das Tief am Morgen aus. Aber es kann auch umgekehrt sein.

Ist die Kinesiologie eine geeignete Behandlungsmethode für Depressionen?

Mario Etzensberger: Ich verstehe nichts von dieser Methode. Aber ich habe und hatte Patienten, denen eine solche Behandlung, oft als Zusatz, sehr gut getan hat. Prinzip: Was nützt und nicht schadet, ist hilfreich. Aber bitte dem Hausarzt oder dem Psychiater sagen. Zusammen geht es meistens am besten.

Weshalb gerät man in eine Depression, obwohl man keine Sorgen hat? Wie kann man vorbeugen?

Stefan Büchi: Die meisten Depressionen sind durch einen schweren Verlust oder einen schweren Konflikt bedingt. Aber wie Sie richtig sagen, gibt es vereinzelt auch Situationen, in denen kein klarer Auslöser bekannt ist. Hier sprechen wir von sog. "endogenen Depressionen", deren Ursache wir nicht verstehen, und vielleicht einfach eine biologische Störung darstellen, wie es z.B. auch Diabetes ist. Das beste Mittel gegen Depressionen ist es ein reichtes, aufgeglichenes Leben mit körperlichen Aktivitäten und vielen Sozialkontakten zu leben. Aber ein eigentliches Mittel um Depressionen vorzubeugen gibt es nicht; prinzipiell kann jeder an Depression erkranken.

bringt regelmässiges Haschischrauchen depressive Stimmungen oder raucht man um die depressive Stimmungen zu überbrücken ?

Mario Etzensberger: Das muss man jene fragen, die das ausprobieren. Stoffe wie Haschisch oder auch Alkohol haben eine klare Wirkung auf depressive Stimmungen. Die Wirkung geht aber rasch vorbei und oft handelt man sich ein weiteres Problem (z.B. Alloholkrankheit) ein. Patienten haben mir gesagt, dass Haschisch sie beruhige. Aber Achtung vor Nebenwirkungen! Auch da und nicht nur bei den Medikamenten.

Guten Abend. Könnten EKT Behandlungen allenfalls auch beim chronic fatique syndrom helfen? Vielen Dank.

Mario Etzensberger: Das ist mir nicht bekannt. Die Ursache und die Vorgänge bei dieser Krankheit liegen immer noch im Dunkeln. Wenn die Beeinflussung von Botenstoffen oder die Anregung des Wachstumes von Kontaktstellen der Nerven (Synapsen) etwas am CFS ändern würden, dann ja. Aber man weiss es eben nicht, und dann ist das Risiko der Narkosen und der stillen Anfälle doch zu gross, um es einfach mal auszuprobieren.

Was hilft gegen Erschöpfungsdepression welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es.

Andreas Linde: erst einmal ist es wichtig zu schauen, was Sie erschöpft. Das können körpermedizinische Gründe sein, wie z. B. Eisenmangel oder eine Schilddrüsenunterfunktion. Oder haben Sie eine schwierige Lebensphase durchlebt und sie sind dadurch erschöpft. auch ist es wichtig zu schauen ob diese Belastungsfaktoren noch bestehen. Mitunter ist es aber auch eine erlerntes Muster von Bewältigungsweisen die massgeblich zur Erschöpfung beitragen, wie z. B. dass man immer an seine Grenzen geht, dass man sich schwer tut Selbstfürsorge zu betreiben oder dass man das Gefühl hat immer nur für andere da sein zu müssen oder wenn man sich schwer tut, Hilfe anzunehmen oder sich anderen über die eigene Not mitzuteilen, z. B.. weil man gelernt hat dass eigene Bedürfnisse nicht berechtigt sind. Derartige meist durch frühe ungünstig prägende Beziehungserfahrungen erlernte Verhaltensmuster können chronisch depressiv machen. Sie lassen sich am besten durch eine störungsspezifische Psychotherapie behandeln, wie z. B. mit der unterpersonellen Psychotherapie oder mit dem speziell für chronisch depressive Menschen entwickelten Psychotherapieverfahren CBASP.

Guten Abend,Ich nehme seit 20 Jahren Antidepressiva. Ich hatte damals eine Erschöpfungsdepression als Mutter von vier Kindern mit zusätzlichen Engagements. Jetzt bin ich 60 Jahre alt.Aktuell nehme ich 75 mg Sertralin. Es geht mir damit gut, und ich bin zu 60% mit Freude als Lehrerin tätig.Immer wenn ich die Medikamente ausschleichen wollte, hat das nicht geklappt. Ich fühlte mich körperlich nicht gut und ich war müde.Meine Frage: Kann ich in meinem Alter und nach 20 Jahren noch frei werden von den antidepressiven Medi? Danke für Ihre Antwort und freundliche Grüsse.

Mario Etzensberger: Das kann auf jeden Fall versucht werden. Wichtig ist dabei, dass man das macht, wenn alles um einen herum einigermassen stabil ist und damit kein grosser Stress besteht. Dann ist es wichtig, in gannz ganz kleinen Schritten das Medikament auszuschleichen. Man darf sich dabei ruhig mehrere Wochen Zeit lassen. Wenn nötig, kann ein guter Apotherker sogar das Mittel in kleinste Dosen abpacken. Dann könnte es aber auch sein, dass Ihr Organismus das Antidepressivum nötig hat, und Sie ohne halt bals wieder depressiv werden. In diesem Falle gleichen Sie einem Diabetiker, der seine Therapie auch lebenslang braucht.

Guten Abend. Seit einer schweren Erschöpfungsdepression im Alter von 35 Jahren (seit 18 Jahren) nehme ich Anti-Depressiva. Citalopram macht mein Leben einfacher, ich fühle mich mit einer Mini-Dosis gut und stabil, habe keine Nebenwirkungen. Trotzdem frage ich mich manchmal, wie lange ich wohl noch auf diese Medikamente angewiesen bin. Meine Ärztin sagt, ich müsse sie ein Leben lang nehmen. Ich belege keine Gesprächs- oder andere ergänzende Therapien.

Stefan Büchi: Sie nehmen nun mit gutem Erfolg seit beinahe 20 Jahren eine tiefe Dosis Citalopram ein und fragen sich, ob sie diese Medikation noch einmal stoppen können. Bitte klären Sie für sich, wie wichtig es Ihnen wirklich ist, dieses Medikamente zu stoppen. Falls Sie sich entscheiden sollten, dies zu versuchen benötigen Sie unbedingt eine kompetente Fachperson, die Sie über die Zeit des Absetzens gut begleitet.

Wie geht man mit der Depression erkrankten Person um?

Mario Etzensberger: Das ist eine Kunst, die man nirgends erlernen kann. Somit bleibt einem nichts Anderes übrig, als es beim Tun zu erlernen. Aber es gibt Selbsthilfegruppen von Angehörigen, die einem schon weiter voraus sind und von deren Erfahrung man profitieren kann. Weiter ist es auch hilfreich, sich bei einer Fachperson gründlich zu orientieren und sich allenfalls auch begleiten zu lassen. Wichtig: Es ist normal, wenn man als Angehöriger am Verzweifeln ist, manchmal auch Aggression verspürt und immer wieder Pausen braucht, um sich zu erholen.

Ich leide seit 5 Jahren an Depressionen und war auch in einer Klinik. Doch mich begleitet die Angst und das ist ein schlechter Begleiter. Meine Arbeitsstelle steht oftcim Wackelturm wegen meiner Angst!! Zurzeit besuche ich eine Gruppentherapie mit Rollenspiele für meine Angst zu bekämpfen. Ich fühle mich oft einsam an nichts Freude. Ich nehme das Cybralex ein. Doch würde mir einen Hirnschrittmache helfen??

Mario Etzensberger: Angst hat viele Gesichter und noch mehr Eltern. Sie kann einfach die Begleiterin einer Depression sein, kann aber auch Ursache der Depression sein oder auch noch eine zusätzliche Krankheit neben der Depression. Eine körperliche Abklärung ist dabei sehr wichtig. Ein Schrittmacher wäre nur sinnvoll, wenn die Depression wirklich im Vordergrund steht.

Unsere Schwiegertochter (40) leidet seit diesem Jahr an einer schweren Depression. Sie war 3 Monate im Spital und wird nun zu Hause teilweise betreut. (Spezielle Spitex). Vergangenen Samstag habe ich mich wieder mit ihr unterhalten; "Ich möchte gerne wieder so sein wie die andern, aber dieses Leben will ich nicht mehr leben". Offenbar zeigen auch die Medikamente zu wenig Wirkung. Was raten Sie mir als Laie? Wäre eine in der Sendung gezeigte Variante eine Möglichkeit? Was halten Sie von Hypnose?

Stefan Büchi: Die Situation Ihrer Schwiegertochter ist sehr komplex und sicherlich auch belastend für Sie. Ich hoffe, dass die Schwiegertochter eine gute fachärztliche Betreuung hat, so dass Sie keine Unterstützung bezügl. der Wahl der Therapie geben müsse. Sie sind dann hilfreich wenn Sie einfach für Ihre Schwiegertochter da sind und sie so gut wie möglich unterstützen.

Ich leide seit einem Jahr an einer mittelschweren Depression und nehme Trittico retard 100 mg ein. Bei grösseren Innerlichen Unruhen und Aengsten, welche ich meistens am Morgen habe, nehme ich dann etwa 1x pro Woche 1/2 Temesta ein. Meine Frage was ist Ihre Meinung über den Healding Code und über geführte Meditation zur Selbstheilung mittels Videoaufnahmen im Internet? Viel Dank und FG

Mario Etzensberger: Zuerst könnten Sie die Dosis mit Ihrem Arzt zusammen deutlich erhöhen. Jetzt liegt die Dosis am unteren Rand. Dann können die genannten Methoden durchaus hilfreich sein. Gerade jüngere Menschen sind es gewohnt, Vieles mit und am Computer zu machen. Diese Fähigkeiten sollten unbedingt genutzt werden. Wie heute schon gesagt: Was hilft und nicht schadet, ist anzuwenden!

Mein Partner hat seit längerem burnout & ist seit Monaten depressiv (unglücklich, Appetit los, starke Müdigkeit & Lebens müde). Ich probiere schon langem ihm zu helfen, er will aber einfach nicht handeln oder externen Rat holen. Er hätte ja gar kein Problem, sondern ich. Auch Freunde & Familie sehen dass ich langsam daran kaputt gehe. Wie kann ich ihn aufrütteln?

Stefan Büchi: Vielleicht sollten Sie ihm klar sagen, wie belastend die Situation für Sie ist und Ihren Wunsch nach psychiatrischer Abklärung und Unterstützung klar ausdrücken.

Guten Abend zusammen. Ich bin seit ca. 5 Jahren (ungefähr) in einer psychotherapeutischen Behandlung bei einem Psychologen. Ich gerate eigentlich seit meiner Geburt (2x Nabelschnur um den Hals und per Kaiserschnitt geboren) immer wieder unabdichtlich in unangenehme Situationen die mich immer an den "Rand der Bevölkerung) bringen. Ich mache dies nicht extra. Werde verarscht, gemobbt, hintergangen, es wird über Verstorbene gelacht vor mir, usw.! Tipps für ein "aufgehellteres" Leben?

Mario Etzensberger: Meine Meinung, und die ist nicht die einzig richtige: Weniger in der Vergangenheit herumsuchen. Schauen, welche Verhaltensmuster stören mich und die anderen. Wo könnte ich etwas Neues hinzulernen und neue Wege beschreiten. Aber das braucht Mut und Ausdauer. Denn auch hier macht nur die Übung den Meister; immer wieder und wieder!

Hallo, ich nehme seit vielen Jahren Medikamente gegen meine Depression. Sie wirken ordentlich , haben aber Nebenwirkungen (Gewicht, Libido ...). ich würde gerne mit weniger auskommen. Ist die Elektrokrampftherapie eine Möglichkeit und wo wäre das sinnvoll in der CH ?

Stefan Büchi: Die Elektrokrampftherapie wird nur dann eingesetzt, wenn alle anderen Verfahren nicht helfen und der Betroffenen einen sehr hohen Leidensdruck hat. Daher ist EKT bei Ihnen sicherlich nicht indiziert. Ich würde Ihnen empfehlen mit Ihrem Psychiater nach einem anderen, nebenwirkungsärmeren Medikament zu suchen.

Hilft meditation gegen depression?

Mario Etzensberger: Meditieren ist eine anspruchsvolle und anstrengende Tätigkeit. Wer wirklich depressiv ist, also keine Kraft, keine Energie und kein interesse mehr hat, wird nicht meditieren können. Aber danach und davor ist Mediataion hervorragend geeignet, das innere Gleichgewicht zu erhalten.

Guten Abend Würde ein Schrittmacher im Kopf helfen das der Druck im Kopf besser wird. Habe seit 3 Monaten eine Erschöpfungsdepression

Stefan Büchi: Ein Schrittmacher im Kopf ist ein grosser Eingriff, den ich Ihnen keinesfalls empfehlen könnte. Bei Erschöpfungsdepression gibt es "weichere" Methoden wie - mehr körperliche Bewegung, ev. Lichttherapie, aber auch den Beginn einer Psychotherapie oder Antidepressiva.

Ich erlitt vor 3 Jahren eine postnatale Depression durch die Geburt meines 2. Sohnes. Ich war 10 Wochen später für 3 Monate Stationär in der Psychiatrie. Zur Zeit bin ich mein Medikamet am ausschleichen und der Wunsch nach einem 3. Kind ist schon länger da aber natürlich auch die Angst von einer erneuten Depression. Ist das Risiko erneut zu erkranken nach einer weiteren Geburt gross? Kann ich das irgendwie vorbeugen? Besten Dank im Voraus und freundliche Grüsse

Andreas Linde: Leider muss man wohl von einem erhöhten Risiko ausgehen. Es gibt tatsächlich die Möglichkeit vorzubeugen. Nach sorgfältiger Risikoabschätzung ist es möglich auch bestimmte antidepressive während der Schwangerschaft zu nehmen bzw. eine antidepressive Therapie nach der Geburt des Kindes durchzuführen. Dann müsste sie auf das Stillen verzichten. Allerdings ist für einen Säugling eine nicht depressive Mutter von wesentlich höherer Bedeutung für eine gesunde Entwicklung als das Stillen. Wir haben bei uns in der Klinik Königsfelden bspw. eine Beratungsstelle für Schwangere und junge Mütter die Psychopharmaka nehmen müssen. Es wäre sicher sinnvoll wenn sie sich vor Ort gut beraten lassen.

Kann schwindel psychisch sein.habe schon lange zeit schwindel und binn vor drei monaten an depression erkrankt.habe jetzt medi aber der schwindel ist immer noch da.

Mario Etzensberger: Oh ja. Der Schwindel hat viele Väter und Mütter. Zuerst sollte aber stets eine mögliche körperliche Ursache ausgeschlossen werden. Das kann der Hausarzt und gegebenenfalls die "Schwindelsprechstunde" z.B. an uni-Kliniken machen. Dann kommen viele seelische Möglichkeiten in Betracht, also auch eine Depression. Dafür sind Psychiater dann die geeigneten Spezialisten. Und ganz wichtig: Auch seelisch bedingter Schwindel ist echter Schwindel und nicht eingebildet!

Ich bin 35 Jahre alt und leide schon seit einigen Jahren an starken mich Wahnsinnig einschränkenden Zuständen. Ich bin zur Zeit auf einer Warteliste für Elektrochrampftherapie. Habe grosse Hoffnungen in dieses Verfahren, und zugleich auch Angst, dass es wieder nichts bringt. Habe auch den Beitrag gesehen über den Hirnschrittmacher. Wird das bei eher jüngeren Menschen auch angewendet?

Mario Etzensberger: Auf jeden Fall. Es braucht dazu eine Abklärung, damit man die beste und hoffentlich effektivste Methode für Sie herausfindet.

Ich bin seit vielen Monaten erschöpft, aber eigentlich nicht speziell unglücklich. Einfach überfordert mit der Rolle als Hausfrau, Mutter und Berufstätige. Mein Arzt meinte ich hätte eine Erschöpfungsdepression. Ich wurde mit Deprivita behandelt. Trotzdem bin ich sehr vergesslich, habe oft Schwindelanfälle und Ohrensausen. Wie erkennt man den Unterschied zwischen einer Depression, einer Erschöpfungsdepression und einem Burnout?

Stefan Büchi: Depression ist der Überbegriff; Erschöpfungsdepression und Burnout halten fest, wie es zur Depression gekommen ist. Bei Ihnen erscheint die Ursache in der Überforderung durch versch. Aufgaben zu liegen. Daher frage ich mich, ob es ev. möglich wäre die Belastung initial durch eine geringe Krankschreibung um z.B. 20% zu reduzieren und zu prüfen, ob diese Ihnen weiterhilft.

Wie lange noch will man psychisch kranke Menschen mit schwer schädlichen Antipepressiva und Neuroleptika schädigen. Wie viele Menschen werden abhängig von diesen Mitteln, und bekommen Entzugserscheinungen beim Absetzen.Eine Bekannte versucht seit Monaten von diesen Mittel wegzukommen. Sie bekommt sofort schlimme Panikattaken! Nimmt sie das Medi dann wieder ein,geht es ihr sofort besser.Das ist ein ganz klares Zeichen der Abhängigkeit.Jetzt wird sogar die menschenverachtende EKT wieder eingeführt

Mario Etzensberger: Also nach Ihrer Ansicht ist ein Diabetiker von seinem Insulin abhängig, weil er stirbt, wenn er damit aufhört. Und der Rheumatiker mit den schmerzenden Gelenken ist offensichtlich auch abhängig, weil er sich vor Schmerzen windet, wenn man ihm seine Medis wegnimmt. Das Ziel bleibt dabei immer, so wenig Schaden wie möglich; selbst bei einer Chemotherapie!

Gibt es Online-Fragebogen/-Tests, die mir zu beurteilen helfen, ob ich an Depression leide und entsprechende Behandlung brauche oder ob das Mass an Sorgen/Ängsten/Unzufriedenheit ein üblicher Ausdruck von Veränderungsdruck eines normalen Lebens ist und falls nein: was für eine Fachperson empfehlen Sie mir zur Beurteilung?

Stefan Büchi: Leider kenne ich keinen Online-Test, aber Sie werden im Internet sicherlich einen Test finden der BDI (Beck Depression Inventory) oder HADS (Hospital Anxiety Depression Scale) heisst. Die Resultate können Ihnen vielleicht helfen sich zu orientieren. Viel wichtiger ist aber die Frage: Wie traurig, bedrückt und antriebslos sind Sie? Falls Sie Ihren beruflichen und privaten Alltag nicht mehr meistern können sollten Sie sich unbedingt an einen Psychiater wenden, oder Ihren Hausarzt aufsuchen.

Ich bin auch Vater eines 19 jähigen Sohnes, der oft die Schule schwänzt weil er v.a. frühmorgends aufgrund der Depression nicht aus dem Bett kommt. Der Schulpsychologe will von Medikamenten nichts wissen und setzt nur auf Psychotherapie. Welche Kliniken oder Ärzte haben sich auf solche Fälle (Jugenddepressionen) spezialisiert?

Mario Etzensberger: Hier empfehle ich einen Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst. Es ist nie schlau, verschiedene Behandlungsmethoden gegeneinander auszuspielen. Also eine saubere Abklärung, eine klare Diagnose und dann eine gemeinsame und möglichst hilfreiche Therapie.

Hallo, meine Partnerin leidet seit Jahren an einer Depression oder an einer anderen psychischen Erkrankung. Sie war in psychologischer Behandlung, wollte dann aber nach kurzer Zeit nicht mehr hingehen. Sie hat mich nicht informiert, was dort besprochen wurde. Auch sonst verweigert sie jeden Lösungsansatz. Was könnte man tun? Die Kinder leiden sehr unter der Situation.

Stefan Büchi: Das ist eine sehr schwierige und belastende Situation für Sie. Ist es möglich Ihr offen zu sagen wie belastend die Situation für Sie und Ihre Kinder ist? Und vielleicht können Sie einfach auch den Wunsch äussern, dass sich Ihre Partnerin noch einmal Hilfe bei einer Fachperson holen sollte.

Guten Tag, wie sieht es bei Depression bei Jugendlichen und der medikamentösen Behandlung aus? Wird da eher off-label therapiert oder welche Medikamente funktionieren ohne Gewichtszunahme bei Kindern/Jugendlichen? Gibt es da endlich Studien über Medikamente bei Kindern/Jugendlichen? Sind ja keine "kleinen Erwachsenen" bezüglich Pharmakokinetik etc.

Mario Etzensberger: Da haben Sie gnaz recht. Es geht sogar noch weiter. Viele Studien werden ohne Frauen Durchgeführt, weil die Frauen schwanger sein oder während der Studie schwanger werden könnten. Die Resultate gelten dann für Männer. Wir wissen aber, dass Frauen oft anders reagieren. Dasselbe gilt nun auch für Kinder und Jugendliche. Welche ethische Kommission erlaubt das? Dürften die Eltern einer Studie an ihrem Kind zustimmen? Weiss das Kind, worum es wirklich geht? Das sind die Fragen, die es bisher oft verhinderten, dass Medikamente an Kindern untersucht werden. Dann bleibt den Kinderärzten und Kinderpsychiatern nichts Anderes übrig, als Off-Label zu behandeln.

Sehr geehrte Herren. Meine Frau leidet aus meiner Sicht ziemlich eindeutig an einer bipolaren Störung. Sie hat Stimmungsschwankungen, Es gibt Zeiten, da ist sie voller Tatendrang, beginnt Arbeiten und macht sie aber nicht fertig. Auffällig ist auch ihre Kaufsucht und manchmal redet, redet und redet sie. Ein Gedanke jagt den anderen. Dann die Phasen mit Tiefpunkten. Das grösste Problem ist, dass sie es nicht einsehen will. Sie geht auf keinen Fall von sich aus zum Arzt. Was raten Sie mir?

Andreas Linde: Das ist eine schwierige Situation. Nach meiner Erfahrung ist in so einer Situation eine Behandlung schwierig, da man nicht unbedingt auf die Einsichtsfähigkeit der betroffenen Person rechnen kann. Wenn das Verhalten der von einer Manie betroffenen Person dann ein so grosses Ausmass, dass z. B. durch die Kaufsucht die eigenen wirtschaftliche Existenz massiv gefährdet ist oder das Verhalten sehr distanzlos, schwer störend oder sogar aggressiv wird, dann kann es zu einer Einweisung gegen den Willen der betroffenen Person in eine stationäre Behandlung kommen. Ein Mittel, das Angehörigen zwar nicht gerade leicht fällt, der aber u. U. viel Leid ersparen kann ist eine Gefährdungsmeldung beim zuständigen Familiengericht. Viele Manien lassen sich gut behandeln. die EKT spielt dabei, obwohl wirksam, praktisch keine Rolle, da es sich meist um nicht einwilligungsfähige Menschen handelt und wir dieses Verfahren nur mit dem Einverständnis unserer Patienten, es sei ein es liegt ein seltener lebensbedrohlicher Zustand vor in dem wir dann auch bei nicht einwilligungsfähigen Menschen eine EKT durchführen. Das ist aber sehr selten der Fall.

Habe ich eine Despression: Pensioniert// Habe etwa 7 Jahre meine alzheimerkranke Frau gepflegt - nach einem 1 1/2-järigen Aufenthalt in einer geschützten Wohn-gemeinschaft ist sie am 10.6.2016 gestorben. Ihr Tod macht mir unendlich zu schaffen; bin traurig und fast hilflos. Durch meine Herzschwäche (muss wasserabführende Tabletten schluchen) bin ich sehr eingeschränkt (Atemprobleme) und schlafe schlecht. Wenn ich in der Nacht auf"s WC muss, kann ich nicht einschlafen - vor allem weil mich viel

Stefan Büchi: Sie haben bei der Pflege Ihrer schwerkranken Frau sehr viel mitgemacht und nach dem Tod sind Sie nun in einem seelischen Tief, welches ich sehr gut nachvollziehen kann. Es ist ganz normal, dass Sie nun Schlafprobleme haben, und auch mehr körperliche Probleme haben - all dies sind Zeichen Ihrer Abschieds-Trauer. Ich rate Ihnen sich durch einen Hausarzt begleiten zu lassen - vielleicht kann Ihnen bereits ein mildes Schlafmittel gute Dienste tun.

Seit Jahren nehme ich Efexor ER gegen meine Depressionen, grundsätzlich mit Erfolg. Seit geraumer Zeit bin ich aber sehr müde, lustlos und absolut ohne Energie. Auswärts, d.h. in Gesellschaft, kann ich das sehr gut überdecken. Zudem leide ich unter grossen Einschlafschwierigkeiten; tags darauf komme ich nicht aus dem Bett, ausser ich muss zwingend. Es zeigen sich bei mir auch gewisse Ansätze zum Messi, und ich erledige meine zwingenden Aufgaben nur schleppend; erst dann, wenn ich muss.

Mario Etzensberger: Das tönt aber nach Rückkehr der Depression, mindestens teilweise. Je nach Höhe der Dosis könnte mindestens vorübergehend die Dosis erhöht werden. Auch ein Wechsel des Medikamentes ist ins Auge zu fassen. Und dann ja nicht vergessen: Müdigkeit und dennoch Schlafbeschwerden können auch andere Ursachen haben. Also eine körperliche Untersuchung beim Hausarzt durchführen, um nichts zu verpassen.

Mein Mann leidet seit Jahren an Depressionen war auch schon oft in der Klink, wollte sich auch schon das leben nehmen, meine frage was hilft gegen eine sehr starke Morgen Depression ? Die letzten Jahre waren die Hölle für mich immer Angst und keine besserung

Stefan Büchi: Es tut mir leid, dass es Ihrem Mann so schlecht geht, und das Leben so für Sie zur Hölle wurden. Bezügl. Ihrer Frage nach einer geeigneten Behandlung des sog. Morgentiefs im Rahmen der Depression Ihres Mannes bitte ich Sie mit dem behandelnden Psychiater zu klären, ob ein Benzodiazepine-Medikament wie Temesta weiterhelfen könnte.

Meine Frau hatte im Mai eine schwere Depression mit einem Schlaganfall.Nach 5 Wochen Klinikaufenthalt kam sie nach Hause. Sie nahm Cipralex,Depakine Chrono und Mirtazap!Es ging Ihr sehr gut mit den Medi!Im August ging Sie in die Reha um verschiedene Therapien zu machen und da bekam Sie eine Blasenentzündung und bekam dann ein Antibiotikum zur Behandlung .Nach 2-3 tagen bekam Sie eine schwere Psychose und war wieder soweit ,wie im Mai und musste wieder in die Klinik.Was war da passiert?

Mario Etzensberger: Das könnten sogenannte Interaktionen zwischen den bisherigen Medikamenten und dem Antibiotikum sein. Das heisst auf Deutsch: Die Medikamente beissen sich, und die Patientin ist die Leidtragende. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, gerade bei Blasenentzündungen, durchgemachtem Schlaganfall und höherem Alter. Ihre Frau könnte ein Delirium (nicht nnur bei Alkohol möglich!) durchgemacht haben. Das kann den Zustand eines Menschen massiv verschlechtern, v.a. wenn man das inaktive Delir (ohne Zittern und Unruhe) allenfalls übersehen haben sollte. Eine neurologische Abklärung könnte helfen.

Aufgrund einer Depression ausgelöst durch Neuroborreliose suche ich einen Ersatz für Deanxit resp. ein entsprechendes AD , welches längerfristig eingenommen werden kann.

Mario Etzensberger: Deanxit ist ein altes, bewährtes und hilfreiches Medikament. Aber der antidepressive Anteil darin ist sehr schwach. Also wäre ein stärkeres Antidepressivum angezeigt. Es kommt nun auf Ihr Alter, Ihre Verfassung und Erfahrungen mit früheren Medikamenten an, welches Antidepressivum sich besonders gut eignet. Aber im Prinzip können alle moderneren Antideprssiva auch langfristig eingenommen werden.

Trotz Jahre langer durch gehender Einnahme von Efexor habe ich immer wieder ohne Grund wieder Depressionen. Arzt rät zu Litzum habe Angst einzunehmen.Bin Weiblich 73.Jahre alt.

Stefan Büchi: Sie leiden offenbar unter einer rezidivierenden Depression, welche unter Efexor nicht gut kontrolliert werden kann. In meiner persönlichen Praxis habe ich sehr gute Erfahrungen beim Einsatz von Lithium gemacht und kann Sie daher nur motivieren, diese Medikamentenoption zusammen mit Ihrem Arzt gut zu prüfen. Unter guter ärztlicher Kontrolle ist Lithium ein gut verträgliches Medikament, vor dem Sie keine Angst haben müssen.

+++Vielen Dank Herr Prof. Büchi, bin 69 und möchte die Medis nicht unbedingt erhöhen. Aber Ihre Antwort war sehr motivierend und deshalb auch hilfreich.+++

Ich habe mal gelesen, dass Depressionen kommen und gehen. Ist dem so? Also kann man eine Depression einfach abwarten, bis sie "vorbeigezogen" ist? Was sind die typischen Anzeichen einer Depression?

Andreas Linde: Depressionen können unterschiedliche Verlaufsformen und unterschiedliche Schweregrade haben. In jedem Fall handelt es sich aber um einen sehr unangenehmen, mit viel quälendem Leid verbundenen Zustand, den man nicht einfach aussitzen sollte. Die drei Kernsymptome der Depression sind zum einen die deprimierte, niedergeschlagene Stimmung, ein Zustand, des nicht mehr so richtig mit anderen freuen können, man ist gefühlsmässig nicht mehr in der Lage mit anderen mitzuschwingen sondern verharrt in einem der Traurigkeit nicht unähnlichen Zustand der Herabgestimmtheit. das zweite Kernsymptom ist der Verlust des Interesses an Aktivitäten, die einem normalerweise Freude machen oder wichtig sind. das dritte Kernsymptom ist die Energielosigkeit. Aktivitäten, die im normalen Alltag sonst mit Leichtigkeit erledigt werden, fallen einem plötzlich schwer oder erscheinen kaum bewältigbar. In die Gänge zu kommen erscheint verlangsamt. Weitere zusätzliche Symptome sind Appetitverlust, Selbstwertprobleme, Zukunftsängste, Schlafstörungen, schmerzen und körperliche Missempfindungen, Beschäftigung mit Tod und Sterben, Befürchtungsängste und negative Zukunftserwartungen, usw. In schweren Fällen können auch unrealistische Verarmungsängste, übermässiges Schuldempfinden, Krankheitsängste und eine Gefühl der Gefühllosigkeit auftreten.

Guten Abend! Meine Frage wäre, wo hat es möglichkeit für richtige untersuchungen bei eine Depression bekommen? Hat es Spezielle (Vorschung) Klinik in der Schweiz oder in Deutschland, wo die Hirnhormonen und Physikal hintergrunden auch untersucht werden , um die richtige Theraphy/Medikament zu finden? Sonst werde ich mich auch interresieren was für alternative/natürliches Therapien sind empfolene bei Depression?

Andreas Linde: Sicher wäre die psychiatrische Universitätsklinik in Zürich eine gute Adresse.

Nach 50 Jahren (!) therapieresistenter Depression möchte ich doch noch die Elektrokrampftherapie versuchen. An wen kann ich mich wenden, bzw. wem kann mein Hausarzt mich überweisen?

Mario Etzensberger: Heute bieten eigentlich die meisten öffentlichen und privaten Kliniken diese Therapie an. Der Hausarzt weiss es bestimmt. Sonst kann man dies je nach Wohnort bei den Kliniken erfragen.

Guten Abend, Ich leide seit 4 Jahren an Depression und nehme 3 Medikamente ein.. Kann man die Medikamente mit der Zeit absetzen oder muss man ein Leben lang die Medikamente nehmen ?

Stefan Büchi: Antidepressiva sollten - wenn immer möglich - nicht während des ganzen Lebens eingenommen werden. Daher empfehle ich Ihnen mit Ihrem Arzt zu prüfen, ob Sie nicht eines der Medikamente ausschleichen könnten.

Guten Tag, wie erkenne ich Anzeichen einer Depression? Ich bin seit der Trennung meiner Partnerin vor 8 Jahren in einem Prozess den ich nicht beschreiben kann. Wir haben ein Kind, was sich prächtig entwickelt. Wir sind organisatorisch sehr gut aufgestellt und unsere Kommunikation funktioniert trotz grosser Distanz hervorragend. Ich bin sportlich und beruflich engagiert und erfolgreich. Es gibt aber immer wieder Situationen in denen ich einfach so in Tränen ausbreche?

Mario Etzensberger: Tränen sind gesund!! Ihre Schilderung deutet weniger auf eine Depression hin, als auf eine noch nicht abgeschlossene innere Trennung von Ihrer Partnerin. Gerade dass Sie es gut miteinander haben, macht die Sache doch sehr schwer. Eine psychotherapeutische Einschätzung (besser als ich es hier kann) und eine entsprechende Begleitung wären hilfreich. und bitte keine Angst: eine abgeschlossene innere Trennung heisst nicht, dass man mit diesem Menschen nicht mehr kommunizieren kann oder darf. Im Gegenteil!

Guten Abend , ich hatte eine schwere posttraumatische Belastungsstörung und bin dann vor 3 Jahren an einer Erschöpfungsdepression erkrankt mit starken chronischen Schmerzen. Schultern, Nacken, Hinterkopf, Schädeldecke. Botox spritzen, Infiltrationen und Radiofrequenztherapie haben nicht geholfen. Ich nehme Saroten, Xanax redard und Valium. Leichte Opiate haben auch nicht geholfen. Jetzt werde ich Cannabis testen. Könnte mir die Elektrokrampftherapie auch gegen die extreme Muskelspannung helfen?

Andreas Linde: Die Antwort ist klar Nein. In Ihrem Fall, wenn die Posttraumatische Belastungsstörung im Mittelpunkt stehen sollte, was m. E. nach nicht selten der Fall ist, dann wäre vor allem eine störungsspezifische psychotraumatologische Behandlung Therapie der ersten Wahl. Informationen hierzu finden sie z. B. auf der Internetseite der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (www.degpt.de).

Guten Abend, Herr Linde hat in einer vorigen Antwort spezielle Psychotherapien, welche in den letzten Jahren entwickelt wurden, erwähnt. Können Sie einige Namen nennen, welche darunter verstanden werden und hilfreich bei Depressionen sind? Besten Dank für Ihre Antowrt

Mario Etzensberger: Die Liste ist sehr lang. Da kann das Internet wahrscheinlich eine bessere Übersicht geben.

Ich leide sehr unter der trennung, vermisse meine familie sehr. Seit diesen 2 jahren geht es mir immer wieder sehr schlecht.ich war schon in der klinik und nehme auch psychopharmaka. Würden sie mir empfehlen schocktheraphie zu mache? Oder gäbe es da noch andere hilfsmittel? Ich leide immer wieder unter dem verhalten meines mannes, da er sich seit seiner kriese sehr gemein zu mir geworden ist.Wir sind gerichtlich getrennt,er will nicht mit mir reden und lässt sich nicht auf eine mediation ein.

Stefan Büchi: Bei Ihnen ist es die Trennung von der Familie, und die ungelösten Spannungen mit Ihrem Ehemann, die Ihren psychisch schlechten Zustand erklären. Das hilfreichste wäre eine Paartherapie, oder eine Mediation, bei der Sie zusammen mit Ihrem Mann die bestehenden Probleme lösen könnten. Vielleicht gibt es eine neue kreative Idee, wie Sie Ihren Partner dazu motivieren könnten? Für Ihre persönliche Therapie empfehle ich Ihnen Gespräche oder auch Medikamente. Von EKT würde ich ganz klar abraten - bei Ihnen besteht dazu keine Indikation.

Frage an Herr Etzensberger: Wo finde ich den guten Apotheker, der mir hilft das Venlafaxin auszuschleichen?

Mario Etzensberger: Kommt darauf an, wo Sie wohnen. Fragen Sie den Apotheker direkt, ob er noch Medikamente selbst herstellt oder selbst galenisch herrichtet. Für meinen Apotheker darf ich nicht Reklame machen, schon gar nicht, bevor ich ihn gefragt hätte. Sorry.

Ich nehme seit Jahren Antidepressivum und möchte wissen wie ich es langsam absetzen kann um einen neuen Weg zu finden.

Andreas Linde: Wenn Sie das Medikament schon so lange nehmen wäre meine erste Frage: Hilft es Ihnen? Die nächste wäre: haben Sie noch Depressionen, sind diese besser geworden oder ganz weg? Wenn sie nur einmal eine Depression hatten, dann ist es nicht zwingend erforderlich jahrelang ein Medikament zu nehmen. Leiden oder litten Sie unter wiederkehrenden Depressionen, dann ist ein absetzen des Medikamentes kritisch zu prüfen. auf jeden Fall sollten sie das einmal zusammen mit Ihrem behandelnden Arzt anschauen. Pauschal ist es natürlich schwer zu sagen was bei Ihnen der richtige bzw. ein neuer Weg ist. tatsächlich können bei bestimmten Formen chronischer Depressionen, die in einem Zusammenhang mit belastenden Erfahrungen aus Kindheit und Jugend stehen, die unser Verhalten und erleben als Erwachsene noch immer beeinflussen, sehr wirksam mit speziellen Psychotherapieverfahren behandelt werden.

Sehr geehrte Doktoren, wie stehen Sie zu den zwei folgenden Varianten zur Behandlung einer leichten Depression? a) Jarsin 300, in welchem Zeitraum. - dauer, Dosis? b) Sport z.B. je 2x 1 Std schwimmen oder andere pro Woche - ab welchem Zeitraum könnte Sport eine Linderung bringen und welche Sportarten würden Sie empfehlen? Für Ihre Antworten bedanke ich mich und Grüsse Sie freundlich..

Mario Etzensberger: Johanniskrautextrakt ist so wirksam wie künstlich hergestellte Antidepressiva. Für leichte Depressionen sind aber zuerst Psychotherapien angesagt. Bewegung an Licht und frischer Luft ist nachgewiesen ebenso wirksam. Welche Sportart? Ruhige, schonende. Z.B. rasches Gehen, Walking, Schwimmen, Velofahren. Immer so, dass man noch leicht mit einem anderen Mitmacher reden kann. Sanft und wiederholt!

Sehr geehrter Herr Dr. Etzensberger. Ic habe gehört, diese Operation ("Hirnschrittmacher") werde auch bei Angst- und Zwangsstörungen angewendet. Was kann dazu gesagt werden? Welche Erfahrungen hat man (Erfolg / Risiken)?Die Therapie ist offenbar ziemlich neu in der CH. In welchen Kliniken wird sie angewandt? Wie ist die "Zugänglichkeit" (Voraussetzungen? Kapazitäten/Wartezeiten)?Wird die Therapie von der Krankenkasse übernommen? wo finde ich weitere Informationen dazu? Besten Dank!

Mario Etzensberger: Ja, vor allem Zwangskrankheiten. Es gibt eine Schweizerische Gesellschaft für Zwangserkrankungen. Ihr Präsident ist ein PD Dr. Michael Rufer; Psych. Universitätsklinik Zürich.

eine Narkose ist immer ein Risiko und bei EKT ?? da soll es ohne Probleme sein ??

Andreas Linde: Natürlich hat jede Narkose auch ein Narkoserisiko eine tödlichen Narkosezwischenfalls. Bei der Elektrokrampftherapie werden werden allerdings nur sog. medikamentöse Kurznarkosen durchgeführt. Diese dauern etwa 2-3 Minuten. Die Elektrokrampftherapie benötigt ca. 7 bis 8 Sekunden elektrischer Stimulation und ca. 30-50 Sec. für den ausgelösten epileptischen Anfall. Diese 3 Minuten Narkose haben ein Narkoserisiko für eine tödlichen Zwischen fall von 1: 50"000. Da wir ca. 500 Behandlungen pro Jahr durchführen würde es heissen in 100 Jahren ein tödlicher Zwischenfall. Das ist um ein vielfaches geringer als das Risiko unbehandelter schwer depressiver Menschen durch Suizid zu sterben

Bei welchen Depressionen wird das Medikament Remeron eingesetzt und welche Nebenwirkungen hat es?

Andreas Linde: Remeron (Wirkstoff: Mirtazapin) kann grundsätzlich bei allen mittelschweren bis schweren Depressionen eingesetzt werden. Es hat die besondere Eigenschaft in sehr niedriger Dosis stark schlafanstossend zu sein. erhöht man die Dosis lässt dieser Effekt nach. Häufige Nebenwirkungen sind vor allem eine Appetitsteigerung mit Gewichtszunahme und mitunter eine Bewegungsunruhe in den Beinen in der Nacht. Seltene schwer Nebenwirkungen sind u. a. Blutbildveränderungen. Remeron lässt sich sehr gut mit anderen antidepressive kombinieren, wie z. B. Venlafaxin, was die Wirksamkeit beider Medikamente erhöhen kann.

Chat-Admin: Der Experten-Chat ist beendet. Leider konnten in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht alle Fragen beantwortet werden. Mehr Infos zum Thema finden Sie aber auf http://www.srf.ch/sendungen/puls/strom-gegen-depression-wetterfuehligkeit-3d-druck-in-der-medizin

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