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Bewegung gegen Stürze
Aus Puls vom 08.06.2015.
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Fit im Alter Mit Rhythmus gegen Altersstürze

Rund ein Drittel der über 65-Jährigen stürzt jedes Jahr – oft mit schwerwiegenden Folgen für Mobilität und Unabhängigkeit. Studien haben gezeigt: Rhythmik-Training gemäss Jaques-Dalcroze reduziert das Sturzrisiko um die Hälfte.

Piano-Musik, Bälle oder Klötzchen in den Händen: Eine Gruppe von Seniorinnen übt Aufmerksamkeit und Gleichgewicht. Nicht mit langweiligen Übungen, sondern mit rhythmischen Musik-Bewegungen gemäss Jaques-Dalcroze. Lehrerin Gabriela Chrisman am Klavier gibt ihren Schülerinnen spontan immer neue Takte vor, zu denen sie Füsse und Hände unterschiedlich bewegen müssen. «Sie lernen damit Multi-Tasking, das auch beim sicheren Gehen wichtig ist.»

Dalcroze-Rhythmik- Kurse

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Informationen zu Dalcroze-Rhythmik-Kursen auf www.seniorenrhythmik.ch oder Telefon 055 250 70 70.

Geschult wird mit der Dalcroze-Rhythmik, benannt nach dem 1865 geborenen Genfer Musiktheoretiker Emile Jaques-Dalcroze, vor allem das Hirn. Im Alter ist für das Gehen erhöhte Konzentration erforderlich – ähnlich wie im Kindesalter, als das Gehen erlernt wurde. Konzentrationsmangel erschwert die gleichzeitige Ausführung mehrerer Aufgaben, wie Gehen und den Verkehr beobachten, und ist oft der Grund für Stürze. Wie sicher der Gang ist, kann heute in Gang-Analysen, etwa im Mobility Center des Felix-Platter-Spitals, nachgewiesen werden. Wie eng Gangmotorik und Hirnfunktion verbunden sind, zeigt etwa die Tatsache, dass Ganganalysen auch zur Früherkennung von Alzheimer benutzt werden.

Um 50 Prozent reduziertes Sturzrisiko

Reto W. Kressig, Altersmediziner am Felix-Platter-Spital in Basel, hat die Dalcroze-Rhythmik in der Schweiz etabliert. In Studien hat er nachgewiesen, dass schon ein sechsmonatiges Training die Gangsicherheit erhöht und damit das Sturzrisiko von Senioren um 50 Prozent sinkt: «Über den Rhythmus wird an der Gangregelmässigkeit gearbeitet, die entscheidend ist für das Sturzrisiko.» Entscheidend ist auch, dass die Seniorinnen Melodie- und Rhythmus-Wechsel sehr aufmerksam verfolgen müssen. «Das ist anders als etwa beim klassischen Tanz und möglicherweise ein Grund dafür, dass die Dalcroze-Rhythmik so wirksam ist», erklärt Kressig. Salsa-Tanzen, das auch die Koordination fordert, oder Tai Chi, senken das Sturzrisiko weniger deutlich.

Ideal für eine komplette Sturzprophylaxe wäre gemäss Reto W. Kressig, die Rhythmik-Stunden mit Kraftübungen und proteinreichem Essen zu kombinieren. Denn um einen Sturz abzufangen, ist wiederum Muskelkraft nötig. Und damit die Knochen stark bleiben, eiweisshaltige Nahrung, da im Alter die Proteine nicht mehr so gut verwertet werden wie in jungen Jahren. Auch einfache Gleichgewichtsübungen zu Hause helfen, die Gangsicherheit zu verbessern.

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