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Heimweh
Aus Puls vom 04.03.2013.
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Erste Hilfe gegen Heimweh

Das erste Mal allein unterwegs: Im Ferienlager sind viele Kinder das erste Mal längere Zeit von Zuhause weg – ohne Eltern. Mit entsprechender Vorbereitung stecken das die meisten bestens weg.

Sei es einfach angeboren oder tatsächlich besonders ein Schweizer Phänomen: Früher galt das Heimweh als «Schweizerkrankheit». Die Krankheit sei nicht nur schmerzhaft, sondern auch ausserordentlich gefährlich – ja, sie könne sogar tödlich verlaufen, befalle ausserdem nur Eidgenossen, schrieb der Elsässer Arzt Johannes Hofer 1688. An drei Baslern hatte er beobachtet, dass sie fernab der Heimat derartig litten, dass sie schlussendlich an einem schweren Fieber erkrankten. Ähnliches stellte der Zürcher Arzt Johann J. Scheuchzer 30 Jahre später fest. Er wusste von Söldnern, die sogleich ihren Dienst quittierten, sobald der «Kuhreihen» angestimmt wurde – deswegen wurde er auch verboten. Die Gründe vermutete Scheuchzer im Luftdruck: Weil die Männer hoch oben auf den Bergen reine und dünne Luft gewohnt seien, drücke die Luft in den Tieflagen die Adern zusammen – und das verdunkle das Gemüt und belaste die Gesundheit.

Von einer lebensbedrohlichen Situation geht heute niemand mehr aus, der mit Heimweh zu tun hat. Unverändert schmerzhaft ist es trotzdem. Viele Kinder im Ferienlager werden vom Heimweh nahezu überrollt. Dennoch: Die Zeit ohne die Eltern ist ein wichtiger Schritt in die Selbständigkeit und kann mit richtiger Vorbereitung selbst für ruhige, schüchterne Kinder eine schöne Zeit werden.

Strategien gegen das Heimweh

  • Wissen Eltern, dass ihr Kind nur schwer auf andere Kinder zugehen kann, sollten sie gemeinsam mit dem Kind Strategien zur Kontaktaufnahme überlegen.
  • Auswärts übernachten kann man üben, zum Beispiel bei Freunden oder den Grosseltern.
  • Das Lager im Familienkreis zu thematisieren bringt viel – egal, ob es um Erwartungen oder Ängste geht. Vielen Kindern hilft es, vorab möglichst gut informiert zu sein, zum Beispiel über das Programm, die Betreuer, das Essen oder die Unterkunft.
  • Eltern können mit ihrem Kind vorab Strategien erarbeiten, was es tun kann, wenn das Heimweh zuschlägt. Ein Kuscheltier oder ein Foto zum Beispiel können helfen. Auch Vorschläge zur Ablenkung wie Lesen oder Singen sind sinnvoll.
  • Vorher klären, wann man miteinander telefoniert. Kommt es bei Telefonaten zu Tränen, sollten Eltern mit ihrem Kind verständnisvoll sein, aber ruhig bleiben und gemeinsam mit dem Kind nach Lösungen suchen.
  • Eltern übertragen ihre Ängste auf ihre Kinder: Haben Eltern Probleme mit der Trennung, schlägt sich das auch auf ihren Nachwuchs nieder. Leichter fällt die Trennung, wenn man Kindern einen angenehmen Abschied bereitet und ihnen die Aussicht auf eine schöne Zeit vermittelt. Möglicherweise haben Eltern selbst früher positive Erfahrungen gesammelt, an denen man das Kind teilhaben lassen kann.
  • Viel können auch Betreuer vor Ort auffangen: Kindern, die sich nicht wohlfühlen, kann es helfen, wenn sie sich eine Weile individuell mit ihm beschäftigen.
  • Nach dem Lager hat sich jedes Kind viel Lob verdient.

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