Mit dem «Tunälldorf» ist das Bauerndorf Tecknau am Nordende des Hauenstein-Basistunnels gemeint. Der Mundart-Roman spielt in den Jahren 1912 bis 1919 in diesem Dorf. Für den Tunnelbau ab 1912 wurden italienische Gastarbeiter ins Tal geholt, die Baustelle riss tiefe Wunden in die Landschaft und in die Gesellschaft. Meyer erzählt die Geschichte des Grossbauern «Oberheirech» und seiner Familie, in der die Zeitenwende mit allem Knirschen vollzogen wird, als Vater-Sohn-Konflikt. Dazu kommen der Ausbruch des Ersten Weltkriegs und die Einberufung der Aktiven in den Grenzdienst, die «Spanische Grippe» und der Generalstreik. «S Tunälldorf» ist ein wortgewaltiges Porträt der ländlichen Schweiz und ihrer Konflikte vor 100 Jahren, in einem unglaublich reichen Baselbieter Dialekt.
In 8 Folgen zwischen 10. Juli und 28. August sendet Radio SRF 1 in der Sendung Schnabelweid eine gekürzte Fassung dieses Romans des Baselbieter Schriftstellers Traugott Meyer. Erzähler ist der Baselbieter Schauspieler Kaspar Lüscher.
In der Einführungssendung vom 3. Juli blicken wir hinter die Kulissen des Werks und der Sommerlesung: Markus Christ aus Sissach, einer der raren Kenner Traugott Meyers, nimmt eine fundierte Einschätzung des Romans und seiner Wirkung vor und erzählt aus Meyers Leben und Werk. Kaspar Lüscher gibt interessante Einblicke in seine Vorbereitungsarbeit, seine Auseinandersetzung mit der sehr speziellen Sprache Traugott Meyers und was diese mit ihm gemacht hat.
Buchtipp:
Traugott Meyer: s Tunälldorf. Gesammelte Werke Bd. 2. Sauerländer-Verlag 1988 (vergriffen, antiquarisch erwerbbar)
Heinz Spinnler, Luigi Coletti: Bau der Hauenstein-Basislinie Sissach-Olten 1912-1916. Umfangreiche Dokumentation über den Bau der Hauenstein-Basislinie vor 100 Jahren. Eital-Verlag
