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Schweiz aktuell am Gotthard Karibischer Charme im Urnersee

Am südlichen Ufer des Urnersees sieht es ein bisschen aus wie in der Karibik. Grund dafür sind sechs Bade- und Naturschutzinseln. Diese waren aber nicht immer da - sie wurden mit Ausbruchmaterial aus dem Gotthard-Basistunnel aufgeschüttet, um das Reussdelta vor Überschwemmungen zu schützen.

Mit seinen 57 Kilometern Länge ist der Gotthard-Basistunnel der längste Tunnel der Welt. Klar, dass bei so einem Bau eine Menge Aushubmaterial anfällt. 28,2 Millionen Tonnen Gesteinsmaterial wurden aus dem Berg gebrochen. 2,4 Millionen Tonnen davon sind zusammen mit einer weiteren Million Tonnen Material aus der A4-Umfahrung Flüelen im Urnersee gelandet – in Form von sechs Bade- und Naturschutzinseln.

Überschwemmungen und Kiesabbau

Die Reuss war seit jeher das Sorgenkind der Urner. Sie trat immer wieder über die Ufer und überschwemmte Äcker und Dörfer.

Bild von Schiff neben einer Kiesabbau-Maschine im Urnersee
Legende: Rohstoff Kies Jahrzehntelanger Kiesabbau liess Flachwasserzonen und grosse Teile des Ufers verschwinden. SRF

Gleichzeitig wurde im 20. Jahrhundert beim Reussdelta massiver Kiesabbau betrieben – das vom Fluss angeschwemmte Material war eine begehrte Rohstoffquelle.

Als Folge der Überschwemmungen und des Kiesabbaus frass sich das Wasser bis zu 300 Meter in das Land hinein. Dabei wurden viele für Tiere und Pflanzen wichtige Flachwasserzonen zerstört.

Aufschüttungen als Lösung

Es war Zeit zum Handeln. Eine der Rettungsmassnahmen für das Reussdelta waren Aufschüttungen. Ein Glücksfall, dass in den 1990er-Jahren mit dem Bau des Gotthard-Basistunnels begonnen wurde.

Foto aus Vogelperspektive auf aufgeschüttete Inseln am Ufer des Urnersees
Legende: Bade- und Naturschutzinseln Diese Inseln im Urnersee wurden mit NEAT-Aushubmaterial aufgeschüttet. ZVG

So landete ab dem Jahr 2005 ein Teil des Ausbruchmaterials, das normalerweise umständlich und teuer entsorgt werden muss, als Inseln im Urnersee.

Eine Win-Win-Situation: Einerseits wurde das Gestein des Basistunnels sinnvoll verwertet, andererseits ermöglichte es eine Inselwelt, die die Erosion im Reussdelta stoppte und neue Flachwasserzonen entstehen liess.

Ein Natur- und Badeparadies

Heute haben sich die künstlichen Inseln gut in die Naturlandschaft eingefügt und werden als Erholungsraum geschätzt – von Badegästen zum Freizeitvergnügen, von Tieren und Pflanzen als Lebensraum.

Ein Stein auf einer Insel im Urnersee
Legende: Gotthardfels Nur dieser Stein erinnert heute noch daran, dass diese Inseln eigentlich aus dem Gotthard stammen. SRF

Über 200 Vogelarten wurden im Reussdelta beobachtet, daneben auch viele Pflanzen und Fische, die vom Aussterben bedroht sind.

Dass die Inseln eigentlich aus Gotthardmaterial bestehen, daran erinnert nur noch ein Felsblock, der symbolisch auf einer der Inseln thront.

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