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Der «Giritzvater» im weissen Umhang und mit Tannli unterwegs beim «Giritzjage» in Wikon.
hansmartiarchiv.ch/Hans Marti
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Fasnacht Mitte des letzten Jahrhunderts: «Giritzjage» in Wikon

Fasnacht ist nicht gleich Fasnacht: Ein Blick hinter Lärm und Masken offenbart beim närrischen Treiben ganz unterschiedliche Bräuche. Das gilt auch fürs Ende der Fasnacht. Im luzernischen Wikon fand dafür im letzten Jahrhundert an Aschermittwoch das «Giritzjage» statt.

In der Dunkelheit der Februarnacht zogen die Dorfburschen von Wikon vermummt um die Ecken und Felder der Gemeinde. Der magische Rundgang sollte das Dorf gegen böse Dämonen sichern. So wie die Fasnacht angefangen hatte, ginge sie auch wieder zu Ende: Mit viel Lärm und Getöse.

Forttreiben böser Geister

Von diesem Brauch hat man Ende der 1950er Jahre im Schweizer Radio erfahren. Philipp Wolff hat einen Streifzug durch die Innerschweiz unternommen und verschiedene Fasnachten besucht und mit Wort und Ton dokumentiert. Zum «Giritzjage» in Wikon hat er erfahren, dass dies ein alter heidnischer Brauch sei. Im heidnischen Glauben war man überzeugt davon, dass in der sonnenarmen und kalten Jahreszeit böse Geister in den Häusern Einzug halten und Krankheit und Ungemach über die Bewohner bringen. Mit Anbruch des Frühlings hat man mit Trommeln, Sirenen und Schellen viel Lärm gemacht, um die Geister wieder aus dem Dorf zu vertreiben.

Die Fasnacht wird zu Grabe getragen

Beim «Giritzjage» wurde die Schar vom sogenannten «Giritzvater» angeführt, der in der Hand eine kleine Tanne hielt. Hielt er sie nach oben, konnte nach Herzenslust gelärmt werden, hielt er sie nach unten, musste man ruhig sein und sich verstecken. Zum Schluss vom «Giritzjage» wurde die kleine Tanne in den Boden gesteckt und mit dem letzten Glockenschlag vom Aschermittwoch fand die Fasnacht in Wikon offiziell ein Ende.

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