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#SRFglobal YPG, oder die türkische Isolation

Die türkische Regierung kündigte beim Einmarsch in Nordsyrien an, dass sie nicht nur gegen den IS, sondern auch gegen die Kurdenmiliz YPG vorgehen werde. Die Begründung: diese sei eine «Terrororganisation» wie der IS und die PKK. Mit dieser Meinung ist die Türkei weltweit völlig isoliert.

Seit der Schlacht um Kobane 2014/15 sind die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG im weltweiten Bewusstsein angelangt. Einige hundert kurdische Kämpfer der YPG und Kämpferinnen der Frauenverteidigungseinheiten YPJ hatten damals gegen eine viel besser bewaffnete Übermacht des IS gekämpft und die Stadt nach vier Monaten vollständig befreit.

Kobane, Rauchpilze nach Bombenabwurf
Legende: Rauch über Kobane nach Bombenabwurf der internationalen Koalition gegen IS Reuters

Entscheidend war damals die Unterstützung durch kurdische Peshmerga-Soldaten aus dem Nordirak sowie aus der Luft durch Kampfflugzeuge der internationalen Koalition unter Führung der USA.

Die Zusammenarbeit zwischen den USA und der YPG ist seither ausgebaut worden. Brett McGurk, Sondergesandter von Präsident Obama zur Bekämpfung des IS, traf sich zuletzt am 6. September in Kobane mit Vertretern von YPG und SDF (Syrian Democratic Forces) und sicherte diesen laut kurdischen Quellen «weitere Unterstützung der USA im Kampf gegen IS» zu.

Tweet von Brett McGurk
Legende: Brett McGurk: «Wir wollen klarstellen, dass wir diese Auseinandersetzungen - in Gebieten, wo der IS nicht präsent ist - unakzeptabel finden. Sie sind Quelle tiefer Besorgnis.» SRF

Einige Tage zuvor hatte McGurk bereits getwittert, dass es nicht im Interesse der USA sei, wenn türkisch unterstützte Rebellen gegen Einheiten von YPG / SDF vorgehen. Die USA versuchen offensichtlich, türkisch unterstützte Rebellen und kurdische Einheiten möglichst auseinanderzuhalten.

Offiziell gegründet 2012 zählen YPG und YPJ inzwischen geschätzte 40'000 bis 50'000 MilizionärInnen. Nach der Befreiung von Kobane hatten sie ihren Feldzug gegen den IS fortgesetzt. Zuerst vor allem gegen Süden hin. Vor wenigen Monaten überquerten sie dann den Euphrat und vetrieben den IS auch aus Manbij. Die Stadt war zuvor Drehpunkt auf der Versorgungsroute der Terroristen für ihre «Hauptstadt» Raqqa. Taktischen Support erhielten die Kurden bei diesem Vorstoss von rund 300 Beratern der US-Armee sowie 150 weiteren der französischen Armee. Ebenfalls unterstützt wurden sie dabei auch von der russischen Luftwaffe.

Karte
Legende: Militärische Lage in Nordsyrien (Stand 7.9.2016) SRF

Dass die YPG und die PKK in Syrien und im Irak zusammen arbeiten, ist im Westen bekannt. Auch dass die kurdische Oppositionspartei HDP in der Türkei und die Kurdenpartei PYD in Syrien, welche hinter der YPG steht, Schwesterparteien sind. Terroranschläge seitens der YPG hat es aber nie gegeben, auch sind ihre Milizen nie ausserhalb Syriens und Iraks aktiv geworden. Und im Kampf gegen den IS hat der Westen die PKK und die YPG deshalb immer fein säuberlich auseinander gehalten.

Anders als die PKK ist die YPG in keinem europäischen Land verboten. Und in der niederländischen Hauptstadt Den Haag hat die syrische Kurdenpartei YPD vor wenigen Tagen eine Vertretung für die Benelux-Länder eröffnet. Präsent waren dabei auch Mitglieder des holländischen Parlaments sowie Regierungsvertreter.

Türkische Karikatur
Legende: Türkische Karikatur: «Wo ist der Gauner der Junta?» Der Sinn ergibt sich aus dem Tweet. Twitter

Die türkische Regierung reagiert jedes Mal scharf, wenn PYD oder YPG im Westen diplomatische Weihen erhalten. Und sie bekommt dafür jeweils viel Applaus aus dem türkischen Volk, auch in den sozialen Medien.

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