Recep Tayyip Erdogan versteht keinen Spass: Wer ihn kritisiert, bekommt die Härte seines Regimes zu spüren. Der mächtige Staatspräsident gebärdet sich wie ein zorniges Kind, mit dem keiner mehr spielen will. «Bagatellen reichen aus, und jemand wird wegen Präsidentenbeleidigung angeklagt», sagt die deutsch-türkische Journalistin Cigdem Akyol. Dabei war Erdogan einmal ein Hoffnungsträger. «Erdogan hat der Türkei über Jahre gutgetan und sehr viele Reformen angestossen»,so Cigdem Akyol. Erdogan sei eine äusserst charismatische Person: «Er fängt die Menschen rhetorisch ein, er ist ein Verführer.» In ihrer umfassenden Erdogan-Biografie beschreibt die Journalistin die schillernde Persönlichkeit des Machtmenschen und zeichnet den Aufstieg des ehemaligen Istanbuler Strassenjungen zum «Sultan von Ankara» nach. Das Gespräch am Tag der Pressefreiheit – über einen, der die freie Meinungsäusserung nicht respektiert und Andersdenkende als Feinde behandelt.
Das Buch: Cigdem Akyol: Erdogan: Die Biografie. Herder Verlag 2016.