«Wer keinen Charakter hat, kann nicht Fussball spielen. Wer ihn bei mir nicht hat, hat im Team nichts zu suchen», tobte Sion-Trainer Paolo Tramezzani.
Was war geschehen? Sein Team hatte soeben beim bescheidenen Suduva in Litauen eine peinliche 0:3-Schlappe eingefahren. Und damit praktisch jede Chance auf ein länger andauerndes europäisches Abenteuer vergeben.
Spitze trotz mageren Leistungen
Dabei hätte Tramezzani durchaus Grund zur Zufriedenheit. In der Super League läuft es Sion prächtig. Die Walliser, die ihre ersten 6 Spiele auswärts austragen müssen, weil im Tourbillon eine Rasenheizung verlegt wird, siegten in Thun und in Lausanne jeweils ohne Gegentor und liegen gemeinsam mit YB und Zürich mit dem Punktemaximum an der Tabellenspitze.
Weil Sions Leistungen sowohl im Berner Oberland als auch in Lausanne trotz den Siegen aber wenig erbaulich waren, blieb die ganz grosse Euphorie im Wallis gänzlich aus.
In Thun verlor Sion mit Eray Cümart und Federico Dimarco überdies zwei Spieler verletzungsbedingt. Zusammen mit dem schon davor verletzten Carlitos sowie dem Brasilianer Adryan (Trainingsrückstand) fehlen Tramezzani derzeit vier potenzielle Stammspieler.
Es ist schwierig. Aber ich habe keine Angst.
Dazu wurden die Abgänge von Vero Salatic und Reto Ziegler vor allem hinsichtlich Leadership nicht kompensiert. Ein möglicher Transfer von Valon Behrami ist zwar seit Monaten ein Thema, konkret wurde bislang aber nichts. «Es ist schwierig. Aber ich habe keine Angst. Wo immer ich war, war es schwierig», sagte Tramezzani daher in der NZZ.
Kommt die grosse Wende?
Seinen Standpunkt über Leistungsbereitschaft hat der Italiener seinen Spielern nach der Pleite in Litauen unmissverständlich klargemacht. Im Genfer Exil steht Sion nun vor einer schwierigen Aufgabe. Ein 0:3 ist eine grosse Hypothek. Mit Charakter und Leidenschaft aber gegen einen schwachen Gegner durchaus aufholbar – Leistungsschwankungen und Verletzungen zum Trotz.
Sendebezug: SRF zwei, Goool, 30.07.2017, 18:00 Uhr