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Schweizer Nationalmannschaft Es fehlen nur noch Torgefahr und reissfeste Trikots

Die Schweiz steht erstmals überhaupt in der K.o.-Phase einer EM. Das Team von Coach Petkovic bereitet viel Freude. Gegen Frankreich brachte man aber keinen einzigen Torschuss zustande.

  • Das Überraschungsmoment fehlt im Schweizer Spiel
  • Dafür tritt man grundsolide und als Mannschaft auf
  • Petkovic: «Auf den letzten 20 Metern können wir es besser»

«Schlechtester Rasen, schlechtestes Trikot», befand ein deutscher Journalist nach dem Spiel in Lille. Tatsächlich stellt sich die Frage, was qualitativ schlechter war: die seifige Unterlage oder die ständig reissenden Schweizer Trikots. Die Sorge um das richtige Schuhwerk und die Resistenz des Abwehr-Duos Djourou/Schär (vergessen ist der März) wich mit zunehmender Spieldauer jedenfalls fast gänzlich der Angst um den nächsten Textiltest.

Ich hoffe, Puma macht keine Pariser.
Autor: Xherdan Shaqiriauf die Frage nach den kaputten Trikots

Schär als gefährlichster Mann

Weil die Beschaffenheit der Spielkleidung aber kein entscheidendes Kriterium darstellt, richtet sich der Fokus auf die offenkundigen Defizite im Schweizer Spiel. Eine einzige Torchance (wenn es denn eine war) liessen sich die Schweizer notieren. In der 8. Minute setzte Fabian Schär – wieder einmal er – einen Kopfball neben das Tor.

Weitere Chancen blieben aus, weil niemand eine zündende Idee hatte. Breel Embolo beschäftigte mit seiner Wucht zwar die französischen Verteidiger, einen Schuss auf das Tor von Hugo Lloris brachte aber auch er nicht zustande.

Mehmet Scholl und das fehlende Tempo

Beklagte man gegen Albanien und Rumänien noch die mangelnde Chancenauswertung, so gab es am Sonntagabend in dieser Hinsicht nichts zu beanstanden. Das ist fast noch schlimmer.

«Die sind schlafmützig, langsam im Kopf und in den Beinen», lautete das zu harsche Verdikt von Deutschlands scharfzüngigstem TV-Kritiker Mehmet Scholl nach dem Rumänien-Spiel. Im dritten Auftritt an dieser EURO fehlten der Nati in der Tat das Tempo und die Überraschungsmomente. Das bringt die aktuelle Spielweise manchmal mit sich.

Die Spielweise hat mir gefallen, wir hatten mehr Ballbesitz. Auf den letzten 20 Metern können wir mehr.
Autor: Vladimir Petkovic

Starkes Kollektiv und starker Chef

Zudem verfügt die Schweiz nicht über die individuelle Klasse eines Kingsley Coman oder Paul Pogba. Hinzu kommt, dass die offensive Ausrichtung Gefahren mit sich bringt. Realistisch betrachtet, retteten Goalie Yann Sommer und das Aluminium das beachtliche Resultat.

Aber nun zum sehr positiven Rest. Die Schweiz überzeugt als Kollektiv. Das Zusammenspiel klappt erfreulich gut, in Sachen Ballbesitz war man nun auch den grossen Franzosen überlegen (59 Prozent). Nach der Ausbootung von Gökhan Inler hat Granit Xhaka die Chefrolle angenommen. Er führt diese schon jetzt nahezu perfekt aus. Die Schweiz spielt solidarisch und grundsolide.

Warten auf Geniestreich und Gegner

Was fehlt, ist der Geniestreich. Dabei zeigte Xherdan Shaqiri eine klare Steigerung. Anfangs noch an der Seitenlinie klebend, zog es ihn vermehrt in die Mitte. Dort, hinter den Spitzen, bringt er wesentlich mehr. Es bleibt zu hoffen, dass Shaqiri den ersehnten gelungenen Spielzug bald anbringen kann. Ohne seine Impulse wird es für die Nati in der K.o.-Phase schwierig.

Nach 5 Tagen Erholungspause treffen die Schweizer am Samstag im ersten Achtelfinal des Turniers um 15:00 Uhr in Saint-Étienne auf den Zweiten der Gruppe C, also Deutschland, Polen oder Nordirland. Natürlich kann man via Penaltyschiessen weiterkommen, aber offensiv sollte dann wieder mehr kommen als gegen Frankreich.

Sendebezug: Laufende Berichterstattung zur EURO

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